The Sentinel Series

The Rise Of Quarrymen

Story by M. "Deep Cyko" Kynast
1997

Disclaimer

Ratet mal: Gargoyles gehört nicht mir, sondern Walt Disney und Buena Vista, alle Charaktere der Sentinels aber schon. Die Sentinel Series basiert lose auf ‚The Gargoyles Saga‘, auch die Charaktere der Kreativen dort gehören nicht mir. Ich verstoße hier nicht gegen geltendes Copyright, da hiermit kein Profit erzielt wird.

Zum letzten Stand der Dinge: Bei The Gargoyles Saga hat die dritte Staffel: The Goliath Chronicles nicht stattgefunden, so auch bei mir, diese Story ist Zeitlich etwa zu Beginn der dritten Staffel, i.e. The Gargoyles Saga einzuordnen, die Quarrymen hatten in The Journey ihren ersten Auftritt.

Das Ende vom Anfang...

The Rise Of Quarrymen

 

Cean Tech Industries, etwas außerhalb Motumba Bay, März 1997

“Hier ist wieder Travis Marshall WVRN News, mit einer Sondersendung zum Thema Gargoyles; vormals schreckliche Mythen wurden zur schrecklichen Realität. Was wollen diese Wesen der Nacht wirklich, sind sie auf unser aller Vernichtung aus oder sind sie Beschützer unserer Stadt? Diese Themen werden wir heute Nacht auf den Grund gehen, dazu hören wir Jon Castaway Anführer der umstrittenen Quarrymen-Bewegung, Margot Yale, Bezirksstaatsanwältin, Matt Bluestone, den Chef der Gargoyles-Spezialeinheit und zum dritten mal in unserer Sendung den Mittelalterspezialisten Lennox MacDuff. Mehr jedoch nach der Werbung in einem Night-Watch-Spezial zum Thema Gargoyles Segen oder Fluch,” die Einführungssendung einer beliebten New Yorker Late-Night Show flimmerte über den Bildschirm im Büro des CEO von Cean-Tech-Industries. Mehrere Gestalten sahen im Dunkeln auf den Fernsehapparat und schienen ihre schlimmsten Befürchtungen Realität werden gesehen zu haben, als vor einigen Wochen die Existenz der Gargoyles in Manhattan aufgedeckt wurde. Die Person hinter dem Schreibtisch des CEO schaltete den Fernseher wieder ab und drehte die Beleuchtung etwas heller. In der zunehmenden Helligkeit wurden die Konturen der übrigen Gestalten plötzlich deutlicher, es waren alle Gargoyles, und jeder einzelne hatte eine ähnliche bedrückte Mine aufgesetzt, auch der Gargoyle, der auf einmal hinter dem Schreibtisch sichtbar wurde.

“Es ist ziemlich schlimm,” fing der grüne Gargoyle hinter dem Schreibtisch an, “Die Quarrymen haben mit ihrer Propaganda die gesamte Bevölkerung Manhattans gegen die Gargoyles und sich selbst aufgebracht. Es ist äußerst schwierig, jetzt noch einen Menschen zu finden, der überhaupt noch etwas Sympathie für die Gargoyles zeigt!” er stand frustriert auf, wanderte um den Schreibtisch und spielte mit der Zusatzausrüstung an seiner Weste herum, Nervosität machte sich in ihm breit und nicht nur in ihm, die anderen Anwesenden zeigten ähnlich nervöse Verhaltensmuster.

“Es dürfte äußerst gefährlich sein, jetzt eine Patrouille auszuschicken, wo alle wissen das es uns gibt,” Toledo, der am ältesten aussehende Gargoyle in der Runde, zeigte äußerste Besorgnis zum besten, “Wir dürften mit denselben Reaktionen rechnen wie die Gargoyles in Manhattan.”

“Ja Cean, das letzte mal hatten wir nur Probleme mit ein paar Gaunern, die uns als zu lästig empfanden, die anderen Menschen hatten nur Angst, jetzt hassen uns beide Seiten, sowohl die Bösen als auch ihre Opfer,” kommentierte der bärengleiche Kodiak die Aussage des Clanältesten.

Darin Cean, ihr Anführer, hörte allerdings nur auf einem Ohr zu, lehnte sich statt dessen nachdenklich aus dem halb geöffneten Fenster des 13. Stocks des Cean-Tech Hauptquartiers, dessen Chef er war. Er beobachtete die fernen Lichter der Stadt Motumba Bay, wie friedlich sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt etwa einen Kilometer vor seinem Firmengebäude leuchteten.

“Wir patrouillieren heute,” beschloß er schließlich, “Wir müssen halt sehr vorsichtig sein und uns nur im Notfall den Menschen zeigen. Wir patrouillieren zudem in größeren Gruppen als sonst, Kodiak, Calypse, mit mir, Toledo, nimm Declan und Rosia mit, Kyrashi führt heute Beast, außerdem zeigst du unseren Jungen Jethro und Jason unser Eisatzgebiet,” beorderte der Anführer seine Krieger, die sich sofort wie befohlen in die drei Gruppen aufteilten und zu der Startfläche auf das Dach gingen, lediglich Calypse und Toledo blieben zurück.

“Hast du diese Entscheidung gut durchdacht, momentan sind wir nirgends auf der Welt mehr sicher,” brachte die Gefährtin Ceans ihre Sorge zum Ausdruck.

“Ja, mein Freund, dieses Unterfangen ist wohl riskant, aber du bist der Anführer, und was du befielst, soll geschehen,” fügte der Schwertmeister hinzu.

Cean runzelte die Stirn, als er seine Optionen gegeneinander abwägte, kam aber zu dem einen Entschluß, zu dem er immer kam.

“Gargoyles beschützen,” kommentierte er kurz, “wir beschützen, wir beschützten immer und wir sollten es auch weiter tun, ungeachtet was die Menschen von uns denken, oder was wir darüber denken, so schlecht sie uns behandeln, wir werden immer an unsere Maxime festhalten, das habe ich über die Jahrhunderte gelernt und so soll es noch viele Jahrhunderte gehen. Vielleicht werden uns die Menschen nicht sofort akzeptieren, vielleicht dauert es noch hunderte von Jahren, aber wenn wir unseren Teil des alten Schwurs erfüllen, dann wird es in Zukunft mit Sicherheit eine friedliche Koexistenz zwischen unseren beiden Rassen geben!” festigte Cean seinen Beschluß und geleitete auch die verbliebenen beiden Gargoyles auf die Startfläche auf dem Dach, wo bereits die anderen startklar warteten.

“Warum kommt William neuerdings nicht mehr mit?” fragte der junge Jason den Führer seiner Gruppe, Kyrashi, als Cean und die anderen das Dach erreichten.

“William hat seine Studien in letzter Zeit immer mehr vertieft und gebeten, von zukünftigen Patrouillenflügen befreit zu werden,” erklärte der Teamführer dem Jungen den Verbleib des beliebten Gargoyle-Magiers. William hatte in der Tat in letzter Zeit sehr viel zu tun und kaum noch Zeit dafür, seinen sonstigen Verpflichtungen nachzukommen, seit er dieses Magische Buch über das dritte Volk erhielt und begann, darin herumzustöbern.

“Dann wollen wir mit unserer Patrouille beginnen,” beschloß Cean und die Gruppen hoben, wie sie aufgeteilt wurden von dem Dach ab, Declan und Rosia verabschiedeten sich noch schnell von ihren Kindern, und schlossen sich dann Toledo an, um ihren Rundflug in der City zu beginnen. Die etwas übermütig agierenden jungen Jethro und Jason hoben mit einigen Kunstflug-Manövern und dem Wachhund Beast zwischen ihren Armen ab und folgten ihrem Teamführer, Cean, Calypse und Kodiak glitten ihrerseits auf einen Aufwind in Richtung Hafengegend. Sekunden später war das Dach geräumt und kein Hinweis deutete auf die vormalige Anwesenheit der Gargoyles hin.

 

Mal wieder eine ruhige Nacht im Motumba Police Departement, Mark Allison und seine Crew hatten heute wirklich nicht viel zu tun, und eine Doppelschicht nur wegen des Papierkriegs zu führen schien den müden Polizisten dann doch etwas übertrieben. Mark legte für einen Moment eine Akte über die abgeschlossenen Fälle des letzten Jahres beiseite, die er in den Computer eingeben wollte, und rieb sich vor Anstrengung, die ganze Zeit auf den flimmernden Monitor zu sehen die Augen, wandte sich dann völlig von seinem Schreibtisch in der hintersten Ecke des Einsatzraumes ab und beobachtete die Beamten der Nachtschicht bei ihren gewöhnlichen Pflichten, einige machten Papier- und Formalarbeit, andere waren dabei, einen Unruhestifter in Handschellen in eine Zelle abzuführen, wiederum andere nahmen sich eine kleine Auszeit für einen kleinen Plausch. Alles in allem eine wirklich ruhige Nachtschicht, so bemerkte Allison auch nicht, wie sich sein derzeitiger Partner, und jetzt ebenfalls Lieutenant, Rodis, von der Seite näherte und ihn mit einem freundlichen Hallo überraschte. Mark zuckte kurz erschrocken zusammen, drehte sich wieder um und sah in das amüsierte Lächeln seines Kollegen.

“Das findest du auch noch lustig, wie?” gab Mark nur von sich als er wieder seine Akte aufnahm und begann auf der Tastatur herumzuklimpern.

“Hey, verstehst du keinen Spaß mehr?” fing sein Partner an, “Übrigens wollten die Jungs aus der Einsatzplanung und ich uns `ne Pizza kommen lassen, machst du mit?”

“Ach laß mal, ich hab hier noch was zu tun,” entgegnete der schwarzhaarige Cop, ohne seine Aufmerksamkeit von dem Bildschirm zu lösen.

“‘Monster vereiteln Banküberfall, Zeugen sagen übereinstimmend aus, daß geflügelte Kreaturen in einer schnellen Intervention alle Bankräuber vor dem Eintreffen der Polizei ausgeschaltet hatten‘ das ist doch nicht dein ernst, du glaubst diesen Spuk von wegen Gargoyles nicht wirklich, oder?” kommentierte Rodis den Text den sein Partner soeben im Bericht eines Falles von vor einem Jahr vermerkt hatte, “Wenn du mich fragst, ist dieser ganze Zirkus mit den Gargoyles und Quarrymen nur von diesem Bekloppten-TV Sender erfunden worden, um bessere Quoten zu kriegen,” ergänzte der frischgebackene Lt seine Aussage.

“Dich fragt aber keiner,” entgegnete Mark schroff, “wolltest du dir nicht `ne Pizza bestellen?” Allison war aufgrund der seltsamen Erfahrungen aus der Vergangenheit merkwürdigen Ideen eher aufgeschlossen als die meisten anderen, und jene Inakzeptanz war ihm wohl vertraut, dennoch verärgerte ihn die Ignoranz seines Kollegen. Er wünschte sich auf einmal wieder, New York nicht verlassen zu haben, diese Wesen stellten die Erfüllung seiner ‚Geister‘ dar, die er in der Vergangenheit so oft gejagt hatte, und nun ist ihre Existenz erwiesen. Mark wünschte, sich er hätte teilhaben können an der Gargoyles Spezial Einheit, fähig einen Teil des Rätsels entschlüsseln zu können, aber es ging nicht, also wollte er glauben, daß es diese Wesen auch woanders gab, dies allein war sein Antrieb, sich durch Berge von Akten zu wühlen, auf der Suche nach Fällen, die Sichtungen von geflügelten Kreaturen beinhalteten, und ihrem Wahrheitsgehalt nachzugehen.

“Na schön, jage du nur deinen Gespenstern nach, aber laß dir sagen, daß das Zeitverschwendung ist, wenn es überhaupt irgendwo Gargoyles gibt, dann nur in Manhattan,” Rodis verließ den Schreibtisch Marks wieder in Richtung Einsatzplanung, “Und wenn das mit den Quarrymen so weiter geht dann auch bestimmt dort nicht mehr sehr lange!”

 

Cean war mit seinem Team gerade über dem Hafengebiet angekommen, als ihnen sich auch schon ein Bild der Verwüstung zeigte, einige Dockarbeiter, die wohl Überstunden schoben, wurden von mehreren maskierten Räubern angegriffen. Calypse zeigte an, sie sollten auf einem nahegelegenen Dach landen und sich die Lage ansehen. Die drei Gargoyles der Patrouille lehnten sich nach der Landung über ein Geländer und machten fünf Arbeiter aus, die von sieben Maskierten in Schach gehalten wurden, möglicherweise eine Bande, spekulierte Cean in Gedanken. Sie konnten drei weitere ausmachen, von denen zwei unmaskiert waren, ganz klar Profis, die die Kisten öffneten und durchsuchten, welche die Arbeiter soeben verladen wollten.

“Hmm, zehn zu drei, was denkt ihr,” gab Toledo von sich und zog vorsichtshalber schon mal sein antikes Schwert.

“Du kümmerst dich um die drei an den Kisten,” wies der grüne Anführer den Spanier an, “Calypse und ich werden die anderen sieben beschäftigen und entwaffnen!”

Die anderen beiden Gargoyles nickten zustimmend und nahmen Angriffsposition ein. Cean zog sein Schwert und nahm eine ähnliche Position ein, nickte bestätigend und gab dann das Zeichen zum Angriff.

Einer der drei an den Kisten, es war ein muskulöser Mann, der aussah wie ein US-Marine, der mit seinem ärmellosen Shirt wohl noch die überdimensionalen Muskeln unterstreichen wollte, schmetterte wieder wütend einen weiteren Deckel auf den Boden, frustriert, das sie schon wieder nichts gefunden hatten, er wandte sich den fünf Arbeitern zu.

“Wo sind die Elektrogeräte, Computerkomponenten,” brüllte der Gauner die Dockarbeiter an,

“Es gibt keine, wir verladen nur Lebensmittel,” gab einer der Arbeiter zurück.

Der Gauner schlug sich die Hand vor den Kopf und gab ein tiefes Knurren von sich, dann vernahmen er ein Brüllen, das nicht von ihm oder einem anderen auf dem Boden zu kommen schien, er und die anderen blickten in den Himmel und sahen drei geflügelte Gestalten, die im Sturzflug auf sie zuschossen. Derjenige, der am ältesten von den dreien aussah und in ein altertümliches Spanisches Gewand mit Pluderhosen und Rüschenhemd gekleidet war, kam auf den Anführer zu, sein Toledoschwert in Angriffshaltung, erschrocken wich er zurück, stolperte über einen seiner ebenfalls erschrockenen Kameraden und wurde in einem Moment der Unachtsamkeit im Vorbeiflug ausgeknockt. Die anderen Monster, ein weibliches in Lendenschurz und passenden Top und ein männliches äußerst muskulöses, ebenfalls in einen Lendenschurz gekleidet, aber den Oberkörper mit einem Panzer über einer Lederweste schützend, stürzten sich auf die Kameraden der Gauner. Zuerst überrascht wurden die Räuber sich nach der ersten Angriffswelle ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit bewußt und gingen zum Gegenangriff über, zogen ihre Handfeuerwaffen und feuerten los. Cean und Calypse gingen sofort in Deckung aber Toledo brauchte einen Moment zu erkennen, das er plötzlich die schlechteren Karten hatte und ging ebenfalls in Deckung, aber nicht ohne die drei, die er sich vorgenommen hatte, K.O. zu schlagen und in sicherer Entfernung zu deponieren.

“Die sind besser bewaffnet als wir dachten,” informierte die blonde Russin ihre Kameraden.

“Na was du nicht sagst,” entgegnete Cean, “wir kennen die beiden doch irgendwo her, oder?”

“Wir nehmen sie in die Zange, ich lenke sie ab,” schlug der weibliche Gargoyle vor. Cean nickte kurz bestätigend und Calypse startete ein frontales Angriffsmanöver um die verbliebenen Räuber abzulenken, diese lenkten ihr Hauptinteresse sofort auf den ockerfarbenen Gargoyle und konzentrierten ihr Feuer auf sie. Cean und sein Mentor nahmen Positionen auf entgegenliegenden Seiten ein und rannten aus verschiedenen Richtungen auf die Angreifer zu und nahmen sie in die Zange. Sie schafften es sofort die meisten zu entwaffnen und auszuschalten und verwickelten die anderen in ein Handgemenge, welches die Ganoven, als Calypse den beiden zu Hilfe kam, gegen die Gargoyles verloren. Acht von ihnen wurden sofort von den Gargoyles verschnürt, die zwei ohne Maske, der Marines-Mann und seine Freundin mit dem Irokesenschnitt hatten vorsorglich das Weite gesucht.

“Bleibt uns vom Hals, Bestien,” rief einer und ging sofort auf den weißbärtigen Spanier los.

“Hey wir sind die guten,” rief Cean zurück, als Toledo dem Angriff auswich und den Arbeiter auf sanft möglichste Weise auf Distanz halten wollte. Die anderen Arbeiter gewannen ebenfalls ihren Mut zurück und gingen zum Angriff über. Nach einer mißlungenen Attacke machten sie kehrt und ergriffen die Flucht.

“Oh Mann, an unserem Auftreten müssen wir aber noch arbeiten,” kommentierte Calypse.

Cean rang sich ein sarkastisches Lächeln ab und ließ seinen Blick über die Hallen schweifen, ein Blinklicht an einem Verdächtig aussehenden Kasten zog seine Aufmerksamkeit auf sich.

“Oops, sieht so aus als brauchten wir die Polizei heute nicht zu rufen,” bemerkte der Anführer.

“Wieso, das?” fragte der Schwertmeister und erhielt seine Frage prompt durch die näherkommenden Sirenen beantwortet.

“Na, weil die hier einen stillen Alarm haben,” entgegnete Cean überflüssigerweise und unnötig sarkastisch, “Wir sollten verschwinden oder wir sind geliefert!” orderte er schließlich und die Gruppe suchte das weite, fast zu spät, denn die Polizisten waren schon vor Ort und umzingelten die Gargoyles. Ihnen blieb nurnoch die Chance sich aufzuteilen, Toledo und Calypse suchten sich zwei Gassen aus, die von dem Schauplatz wegführten, Cean wählte ein Lagerhaus, das eine Verbindung zur nahen Straße weg vom Hafen hatte.

 

Mark fuhr seine Stingray mit quietschenden Reifen vor das Lagerhaus, in das eine der fliehenden Gestalten verschwunden war, über Funk wies er die anderen Beamten an sich um die gefesselten zu kümmern, dann stieg er aus und verfolgte den Flüchtigen in das Lagerhaus. Rodis teilte ihm noch kurz mit, daß er sich um die beiden andern kümmern würde. Mark schlich seine Automatic-Pistole im Anschlag, an der Wand entlang um nicht sofort von dem Flüchtigen aufs Korn genommen zu werden und suchte ein Anzeichen über den Verbleib des Gesuchten. Der Lieutenant spekulierte, daß er ein Fenster, das zur nahen Straße führt, suchen würde und machte sich vom Schatten gedeckt auf den Weg zur Rückseite des Gebäudes. Dort angekommen suchte er nach offenen Fenstern, aber als er keines fand suchte er wieder die Schatten auf um dem Fremden irgendwo im Gebäude aufzulauern. Mark suchte hinter einem der Pfeiler Deckung, völlig von dem Schatten der Halle verdeckt, und tatsächlich ließ der Fremde nicht auf sich warten. Trotz der Dunkelheit konnte der Polizist einige Konturen ausmachen, der Gesuchte ging in geduckter Haltung den Rücken durch ein Flügelpaar beschwert, zum Ausgleich einen langen Schwanz an seiner Rückseite, Füße und Hände für menschliche Verhältnisse abnorm geformt griff er nach dem Fenster und versuchte sich in die Freiheit zu schleichen.

“Halt Polizei!” kam ihm Mark zuvor, er richtete seine Taschenlampe auf den Fremden, welcher kurzzeitig geblendet eine Abwehrhaltung einnahm, fauchend, seine mit Fangzähnen bestückten Zähne fletschend.

“Stehenbleiben!” befahl der Polizist und machte dem Wesen seine Pistole sichtbar, worauf die Kreatur sofort beeindruckt zurückwich, “Keine Angst, ich will nur mit dir reden,” Mark ließ den Kegel seiner Lampe über die Züge des Wesens gleiten um mehr von seiner Erscheinung auszumachen und erkannte, das es sowohl primitiv in einen Lendenschurz als auch in eine moderne Schulterpanzerung über einer Weste und ein T-Shirt gekleidet war, zudem schmückte ein nicht unbeachtlich großes Schwert seinen Rücken.

“Wie kann ich annehmen, daß sie nur mit mir reden wollen, wenn sie mich zur gleichen Zeit mit einer Waffe bedrohen?” zu der Überraschung Marks könnte das grüne Wesen sprechen, eine Eigenschaft, die den Polizisten einen Moment sprachlos werden ließ.

“Du kannst sprechen?” fragte Allison verwirrt.

“Natürlich, anderenfalls wäre unser Gespräch nur ein sehr einseitiger Dialog geworden,” über den Sarkasmus des Wesens hinweghörend erinnerte sich Mark plötzlich wieder daran, daß er selbst die Kreatur zum Reden aufgefordert hatte.

“Du bist ein Gargoyle,” stellte er fest und wurde durch ein Nicken des Wesens bestätigt. “Ich möchte dir nichts tun, siehst du,” er steckte seine Waffe weg, “nur reden,”<

“Ich hege ebenfalls keine Feindseligkeit, lassen sie mich nun ziehen?” entgegnete der Gargoyle auf den Vertrauensbeweis des Polizisten und griff wieder nach dem Rahmen des offenen Fensters.

“Warte, ich weis so wenig über euch. Ich möchte von euch lernen, allein deswegen bin ich hinter euch her, laß uns doch Freundschaft schließen und uns austauschen,” Mark trat auf den Gargoyle zu und jener machte eine zuckende Bewegung zurück, “Ich möchte dir und deinen Leuten nicht Feind sein, sondern euer Freund!”

“Ihr Vertrauensbeweis mich nicht zu erschießen oder zu verhaften ehrt sie Mensch, solche Charakterzüge sind selten bei den Menschen, aber sie müssen verstehen, daß ich nicht jedem Blindlings vertraue,” entgegnete der grüne Gargoyle und hüpfte auf die Fensterbank. “Dennoch bin ich geehrt, daß es unter den Menschen auch welche gibt die den Gargoyles wohlgesonnen sind,” ein lächeln umspielte das Gesicht des Wesens, als es sich zum Ausgang abwandte.

“Ich bin Lt Mark Allison Motumba Police, vielleicht nimmst du mal Kontakt auf, wenn du deine Meinung änderst,” rief ihm der Polizist beim Abflug des Gargoyles nach.

Rodis kam schnaufend in die Halle gerannt, als Allison gerade auf dem Weg war sie zu verlassen.

“Sie sind mir entwischt, einfach zu schnell, die waren die Wand hochgeklettert, da hatten wir nicht mal Zeit `ne Leiter zu suchen,” keuchte der Partner Allisons, “Und wie wars bei dir, hast du ihn erwischt?”

“Nein, muß wohl durch eines der Fenster geflohen sein, keine Spur von ihm,” log der Lieutenant, heute hatte er einen seiner Geister gefunden und möglicherweise einen Freund.

 

Cean Tech Industries

 

Toledo und Calypse warteten auf dem Dach des Cean-Tech Hauptquartiers auf ihren Anführer, konnten aber in den zwei Stunden, die sie schon vergebens warteten, niemanden ausmachen. Schon dem Glauben verfallen, ihr Geliebter wurde von Polizisten oder schlimmeren in die Falle gelockt und gefangen, machte sich Calypse die größten Sorgen.

“Er wurde bestimmt erwischt, ansonsten hätte er uns doch irgendwie benachrichtigt,” fing sie an ihren Sorgen Ausdruck zu verleihen, den Tränen schon näher als zu der Zeit, als sie vor 30 Jahren glaubte er wäre von Terroristen zerstört worden.

“Nur keine Sorgen mein Kind,” beruhigte sie der Älteste, “Cean hat über die Jahrhunderte immer einen Weg gefunden davonzukommen, ich glaube nicht, daß er sich so einfach überrumpeln läßt!”

Ein Schatten näherte sich und zog die Aufmerksamkeit der Gargoyles wieder auf den Himmel; der grünhäutige Anführer machte seinen Anflug auf das Dach und landete mit einem Satz neben seinen Kameraden.

“Du hast mir ganz schönen Kummer bereitet,” Calypse schlang sich in einer wilden Umarmung um den Hals ihres Geliebten, der überraschte Anführer erwiderte die Umarmung nach einer Weile und schlang zum Zeichen seiner Liebe auch noch seine Flügel um den Körper von Calypse.

“Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen, ich war nie in Gefahr, solange du bei mir bist, und du bist immer bei mir, in meinem Herzen,”

Sie lösten ihre Umarmung und gingen zusammen mit ihrem Mentor durch den geheimen Eingang auf dem Dach ins innere des Gebäudes.

“Die anderen sind von ihren Rundflügen bereits zurück und warten in der Halle,” informierte der alte Spanier seinen Anführer.

Die drei Gargoyles bahnten sich ihren Weg durch komfortabel eingerichtete Gänge in das innerste des Firmengebäudes zu einem größeren Raum, speziell zum Zweck von Clanversammlungen eingerichtet. Einige der Gargoyles des Clans wateten bereits auf die letzte Patrouillengruppe, andere waren bloß anwesend um ihre Chance wahrzunehmen, sich mit anderen zu unterhalten, und auch einige Kinder waren anwesend, Simmoril und Joranna, die jungen Töchter von Rosia und Declan waren schon immer interessiert an der Arbeit der Erwachsenen und waren gerne dabei, wenn der Clan neue Strategien plante. Die anderen Gargoyles, besonders die ursprünglichen Kanadischen Mitglieder, hielten sich gerne in den älteren Teilen des Hauptquartiers auf wie zum Beispiel der Bruthöhle, auf der das Firmengebäude gebaut wurde. Diejenigen, die andere Aufgaben wahrnahmen, wie Sarrah, welche die Aufzeichnungen des Clans wahrte, waren in einem eigens eingerichteten Multi-Media-Raum vertreten. Cean wußte, daß es für Leute wie Sarrah, die in ihrer Arbeit aufgingen schon keinen anderen Aufenthaltsort geben würde als die Orte, an denen sie von ihrer Arbeit umringt waren, so war ihm klar, daß Sarrah wohl schon den ganzen Abend vor ihrem Computer saß, William an seinen Zauberbüchern und einige der ebenso besessenen jungen ihren Vorbildern über die Schulter sahen.

Heute war außer den Gargoyles, die noch vor vier Stunden auf Patrouille waren, auch noch das einzige menschliche Mitglied des Clans anwesend: Gina Jordan, welche in Ceans Firma den Posten der Marketing Leiterin einnahm und außerdem Vertaute des Clans war.

“Es ist gut daß ihr zurück seid, wir hatten schon Sorge,” brachte Kyrashi zum Ausdruck und deutete auf den noch laufenden Großbildfernseher an der Wand gegenüber der Haupttür, vor dem es sich bereits die jungen Jethro, Jason und Spencer gemütlich gemacht hatten um sich eine ihrer Lieblingssendungen anzusehen, aber anscheinend unterbrochen wurden, denn über den Monitor flimmerte eine lokale Nachrichtensendung.

“...So wurden vor zwei Stunden alle Zweifel ausgeräumt, Gargoyles existieren auch in Motumba Bay, der Schock, der sich vor einigen Monaten in New York breit machte, wird sich nun zweifellos auch hier in Kanada wiederholen,” der Nachrichtensprecher machte eine Pause um eine Einspielung der StDamiens Kathedrale-Attacke zu zeigen, wie sie vor einigen Monaten im New Yorker Fernsehen lief, “Diese Bilder gingen um die Welt, und ab heute ist klar, daß wir sie auch hier in Natura sehen können, hierzu der Chef der Polizei, Motumba Bay: Captain Jack Morrison:” das Bild zeigte nun eine zweigeteilte Ansicht, die eine von dem Nachrichtensprecher, die andere von dem Polizeichef des Departements, “Wir wissen noch so gut wie gar nichts, alles was wir zum gegenwärtigen Moment haben sind Zeugenaussagen, die noch bestätigt werden müssen, aber Fakt ist, das sich die Berichte mit allen Aussagen decken und wir mit Sicherheit sagen können, daß die Möglichkeit durchaus besteht, daß Gargoyles auch hier leben. Wenn dem so ist rate ich der Bevölkerung hiermit zur Vorsicht, denn was auch immer diese Wesen wollen, können wir nicht damit rechnen, bei ihnen auf Kooperation zu treffen oder uns mit ihnen auf einem Level zu verständigen.”

Toledo drehte den Ton leiser und wandte sich seinen Kameraden zu.

“So habe ich mir das nicht vorgestellt,” brachte Cean nur zum Ausdruck.

“Ich hoffe nur, das die Menschen hier nicht auf die selbe Weise auf unser plötzliches Auftauchen reagieren, wie die in Manhattan,” entgegnete Kodiak jetzt wirklich besorgt.

Cean wandte sich ab, ging auf das Fenster, das die Ostseite des Raumes zierte, zu und sah nachdenklich in Richtung des sich langsam rötlich färbenden Horizonts.

“Ob uns die Menschen in dieser Stadt feindlich oder freundlich gegenüberstehen werden wir morgen abend herausfinden, geht jetzt schlafen, der Morgen graut,” brachte Cean nach einiger Zeit der Überlegung hervor.

Die versammelten Gargoyles verließen den Raum, Kodiak schaltete den Fernseher ab, Cean und Gina folgten ihren Freunden nach einiger Zeit in einen anderen weit größeren Raum, der sich wie ein Atrium über fünf Etagen ausstreckte, an die hundert Podeste über die fünf offenen Stockwerke verteilt boten jedem Gargoyle aus dem Clan einen Ruheplatz, auf dem sie den Tag überdauern würden. Der Raum war zugänglich, da normalerweise kaum einer den Platz bei Nacht aufsuchte, sahen die Mitarbeiter nur einen Raum voller Statuen, einen Spleen, den sich ein Firmenchef leisten konnte. Der innere Kern der Sentinel-Krieger nahm Plätze auf der obersten Etage ein, der von Cean würde heute jedoch leer bleiben. Die Magie im Schwert des Anführers läßt seine menschliche DNS in seinem Körper aktiv werden und ihn alle zwei Tage unversteinert überdauern und heute war ein solcher Tag. Die anderen Gargoyles des Clans nahmen ihre Positionen und ihre übliche Schlafeshaltung ein, Toledo mit gezücktem Schwert, Kodiak in imposanter kraftstrotzender Pose, alle versteinerten sofort als die Sonne durch das Oberlicht schien und den Clan in ihrem Licht erfaßte, die Gefährten Declan und Rosia teilten sich eine Position nahe ihren Kindern, Sarrah lag ihres Ägyptischen Erbes willen wie eine Sphinx auf ihrem Podest, die meisten anderen Kinder, unter ihnen Spencer, teilten sich eine Ebene für die jungen, die höherrängigen Junggargoyles, die dabei waren ihre Initiation in die Reihen der Krieger zu erwarten, unter ihnen die freunde Jethro und Jason, waren auf einer Ebene mit den älteren, hauptsächlich als Lehrer fungierenden Mitgliedern des ursprünglichen kanadischen Clans. Innerhalb von Sekunden waren alle Gargoyles auf allen Ebenen erstarrt, lediglich Cean war noch unversteinert und machte sich neben Gina auf den Weg seine Arbeit für den heutigen Tag aufzunehmen.

“Bis heute Abend, Freunde,” verabschiedete er sich von den Statuen Calypses und Kodiaks als er die oberste Ebene des Atriums durch den Zugang verließ, “Komm mit Ginger, wir haben heute morgen noch viel zu tun,” beorderte er seine persönliche Assistentin.

“Das treffen mit dieser Firma aus Deutschland, Maddox Technologies ist für heute Mittag anberaumt, ich habe vor den Ausführenden hinzuschicken, willst du einen üblichen Bericht?” fragte sie ihren Boss, als sie ihm folgte und den Terminkalender der Firmenleitung aus ihrem elektronischen Planer abrief.

“Glaubst Du, daß Roger der richtige dafür ist? Er hat noch keine Erfahrung mit Firmenverhandlungen,” entgegnete Cean.

Sie erreichten die Geheimtür an der Hinterwand eines der Hauptgänge, die zum Büros des CEOs führte, zwar war Cean dort selten anwesend, da niemand ihn je zu Gesicht bekam und auch nie sehen sollte, aber er war es gewohnt seine Geschäfte an den Tagen, an denen er wach bleiben konnte, von einem zentralen Kommandoraum aus zu führen. Der Chef nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und Ginger zog sich einen der Stühle von der Seite des großen Raumes an den Schreibtisch heran und setzte sich ebenfalls, die Beine kreuzend und dabei ihren üblichen Minirock glattstreichend, dann nahm sie sich wieder des elektronischen Terminplaners an.

“Es ist eine simple Kartellübereinkunft, einmal ist für jeden das erste Mal, Roger macht das schon,” entgegnete sie schließlich auf die Bedenken ihres Chefs.

“Gut, gut, ich denke ein normaler Bericht dürfte reichen, aber sag Roger, daß er von vorn herein keine Einbußen aushandeln soll, ich hörte dieser Nicholas Maddox ist sehr gerissen,” Cean runzelte die Stirn, soweit es seine Hörner und Brauenriffel zuließen, drehte sich in seinem Stuhl um und sah aus dem großen Panoramafenster, von dem aus er sich gerne die Sonne ansah. Aus diesem Grunde war es eigentlich auch strategisch gen Südost ausgerichtet. Cean wollte die Jahre, die er nie die Sonne sehen konnte, damit ausgleichen, indem er jedesmal bei der Arbeit die wärmenden Strahlen im Rücken spürte. Gina gab gerade die neuen Anweisungen in den Planer ein, als Cean sich die weiten der Stadt Motumba Bay vor seinem Fenster ansah, “Wie steht es übrigens mit den verschlüsselten Daten, die ich aus Manhattan mitbrachte?” fragte er weiter, ohne dabei seine Assistentin anzusehen.

“Wir haben den Algorhytmus noch nicht auflösen können, es ist ein verdammt hartnäckiger Code. Es würde uns weiter helfen, wenn wir wüßten, welche Daten Du aus Xanatos Buch gescannt hast,” sagte sie ebenfalls ohne von ihrem Terminplaner aufzuschauen, worin sie nach den richtigen Informationen blätterte, “Ah ja, Maddox führt seine Gespräche nie persönlich, da ist er genauso komisch wie du, jedenfalls schickt er seine persönliche Assistentin vor, eine gewisse Mavis O`Connor,...” sie blickte auf und sah, daß ihr Boss ihr anscheinend nicht mehr zuhörte, sie legte ihren Planer beiseite und lehnte sich über ihre Kante des großen Schreibtischs, “Ist etwas?”

Cean bemerkte, daß er wieder nicht bei der Sache war und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Arbeit. Der CEO drehte sich um, bootete seinen Computer und wandte sich wieder an seiner Assistentin.

“Ich hab nur über ein Erlebnis gestern Nacht nachgedacht, was ist mit unseren Aktienübernahmen in Amerika?” wich er seiner Vertauensperson aus.

Ginger rief die Daten aus ihrem Planer ab und las sie vor, obwohl dieselben Daten auch auf dem Monitor Ceans erschienen.

“Also, Xanatos ent liegt bei dreizehn Prozent, wir kommen auch nicht höher, IBM haben wir fast, 27 Prozent, die Fusion mit Nightstone hätte auch besser nicht laufen können, mehr als 20 Prozent hätten die uns nicht gegeben,” Ginger schaute wieder auf, um nochmals nachzuhaken, “Was für ein Erlebnis?”

Cean schaute ebenfalls von seinem Bildschirm auf, wieder ein Stirnrunzeln aufgesetzt.

“Na gut,” entgegnete er, “Ich hatte während meiner Patrouille ein Treffen mit einem Polizisten. Er hat mir aufgelauert und mich gestellt, das hab ich noch keinem gesagt, aber er war so fasziniert, daß er mich ohne weitere Fragen gehen lassen hat, ich frage mich, ob ich da einen neuen Freund gefunden habe, oder ob er mich nur in Sicherheit wiegen wollte, um unser Heim ausfindig zu machen. Und nach der Sendung gerade eben dachte ich, die Polizisten würden uns genauso hassen wie die, die wir jede Nacht retten.”

“Ich hasse dich nicht,” erwiderte seine Assistentin, “Ich hatte nie etwas gegen euch Gargoyles, von dem Moment an, als ich euch traf und du mir gezeigt hast was ihr für uns Menschen tut, habe ich euer Freund sein wollen, vielleicht trifft das auch auf andere Menschen zu, vielleicht war der Polizist so von dir beeindruckt, daß er nur einen Kontakt herstellen wollte, um dein Freund zu sein. Ich kann mir vorstellen, das nicht die ganze Welt Gargoyles haßt und Jagd,”

“Hmm,” überlegte Cean kurz, “Vielleicht werde ich diesen Menschen beobachten und dann einen Kontakt herstellen, wenn er keine Gefahr darstellt,” entschied der Anführer der Sentinels.

“Ich werde mal meine Freunde im Departement anrufen, vielleicht können die mir was über deinen Freund sagen. Wie heißt er denn?”

“Lieutenant Mark Allison,” antwortete Cean knapp.

Ginger machte sich noch einige Notizen und machte sich fertig, ihren täglichen Verpflichtungen in der Marketing-Abteilung nachzukommen.

“Wenn das dann alles war...” Cean entließ sie mit einem Nicken und Gina Jordan verließ das Büro durch die großen Schwenktüren, durch dessen kurzen Spalt Cean die Sekretärinnen und leitende Assistenten in das Vorzimmer einströmen sehen konnte.

 

Motumba Bay Police Departement

 

Wie überall in der Stadt die Arbeit begann, legte im Police Departement die Tagschicht jetzt auch los, die Nachtschicht abzulösen. Mark Allison war immer noch mit den Berichten für den Captain beschäftigt, als er bemerkte, daß es bereits Zeit für den Dienstschluß war. Seine Kollegen waren bereits nach Hause gefahren um den verpaßten Schlaf von letzter Nacht nachzuholen, und er bemerkte auch langsam wie müde er auf einmal war. Der Gedanke an das Zusammentreffen mit dem grünen Gargoyle ließ ihn jedoch nicht los, er beschäftigte sich schon so lange mit dem Gedanken, daß er erst jetzt bemerkte, daß er seit gestern Nacht mit seinem Bericht nicht über die Kopfzeile hinausgekommen war. Er hatte die Chance gehabt einen Gargoyle einzufangen, den Beweis für die Geister, die er seit Jahren jagte, zu liefern, aber er hatte sie verstreichen lassen, ihn einfach ziehen lassen, weil er glaubte, daß es nicht recht war ein solch nobles Wesen einzusperren.

“Allison!” hörte der Lieutenant plötzlich seinen Captain rufen, “In mein Büro!” fügte Morrison hinzu, als sich Mark in Richtung der Stimme umdrehte.

Allison stand sofort auf und betrat das Büro seines Captains und nahm in dem angebotenen Stuhl Platz.

“Falls sie den Bericht haben wollen, ich arbeite noch an ihm,” fing Mark an, doch der Captain winkte ab.

“Keine Sorge darum geht es mir nicht, außerdem sollten sie den Fall abgeben, ich habe eine neue Aufgabe für Sie,” Mark fühlte wie seine Kinnlade herunterfiel, “Sie werden einer neuen Einheit unterstellt,”

“Wieso?” fragte Allison zurück.

“Das New Yorker Departement sucht einen Kontakt für ihre Gargoyles Task-Force, ich habe Sie vorgeschlagen,” der Captain reichte dem Lieutenant seine Kommandoverfügung über den Tisch. “Sie werden natürlich noch für uns arbeiten, aber alle Berichte, Fälle mit den Gargoyles betreffend, werden Sie an den Leiter der Task Force, einen Detective Matt Bluestone schicken,”

“Ist mir bekannt,” antwortete Mark rasch, “Wieso ich, verstehen Sie mich nicht falsch, die müßten da unten doch wissen, daß ich nicht den besten Ruf habe,”

“Ja, ihre, ähm... Besessenheit ist denen bekannt, aber Sie haben einmal für ihr Departement gearbeitet und so war es mir möglich sie davon zu überzeugen, daß sie der beste Mann für den Job sind, außerdem können sie sich dann endlich von Amts wegen um die Fälle kümmern, um die Sie sich sonst in Nichtachtung des Dienstweges kümmern,” erläuterte Morrison. Mark wechselte auf die Offenheit seines Vorgesetzten die Position in seinem Stuhl, er wußte nicht, daß der Captain von seinen heimlichen Operationen Kenntnis hatte.

“Nächste Woche werden Sie sich in New York melden, bis dahin werden Sie ihre Fälle an Rodis abgeben und ihn als Einsatzleiter einarbeiten,” orderte der Captain, “Sie können gehen, schlafen Sie sich aus, Morgen wechseln sie in die Nachtschicht, das wäre alles,”

Mark stand auf, nahm seine Kommandierung und verschwand aus dem Büro, Jack hörte nurnoch ein lautes `JA!` und sah wie sich die anderen anwesenden Beamten nach Mark umdrehten und ihn mit verwunderter Mine ansahen.

Allison ging schnell zu seiner, in der Polizeieigenen Garage geparkten Stingray und fuhr seinen Sportwagen schnell aus der Tiefgarage auf den Weg zu seinem Apartment in der Stadtmitte. Er hatte das erreicht, was er sich schon seit der Entdeckung der Gargoyles in New York und der Gründung der Task Force gewünscht hatte, ein Mitglied der Mannschaft zu sein, die das Geheimnis lösen würde. Es mußte ein Geheimnis geben, auch wenn er sich dessen seit seiner Zusammenkunft mit dem grünen Gargoyle nicht mehr so sicher war. Er kannte nicht mal seinen Namen, stellte er verwundert fest, der große Gargoyle in Manhattan hieß Goliath, er würde herausfinden wie der Name seines Gargoyles war, jetzt hatte er die Macht seine Ermittlungen auf die Gargoyles zu konzentrieren und zu vertiefen. Der Gedanke ließ ihn einfach nicht los.

‚Gleich morgen werde ich versuchen es herauszufinden!‘ dachte er für sich. Mark erreichte sein Apartment, parkte seinen Wagen am Straßenrand vor seiner Haustür, stieg aus und verschwand in das Apartmenthaus.

 

Innenstadt

 

Zur selben Zeit fand in der Stadthalle eine Versammlung der Stadtvertreter unter Leitung des Bürgermeisters statt. Der Bürgermeister hatte gerade seine Einleitung beendet und gab das Wort an den ersten Redner, einen bärtigen Mann in den mittleren Jahren, seine Augen hinter einer dicken Brille versteckt. Der Mann übernahm, den Platz den zuvor der Bürgermeister einnahm, ordnete die Unterlagen, die er mitbrachte, und begann seinen Vortrag.

“Heute Nacht hat sich etwas ereignet, was unsere Gemeinde in Schock versetzt hat,” er machte eine Rhetorische Pause, “Gargoyles, Wesen, die schon seit langem kein Mythos mehr sind, existieren auch hier und womöglich auch noch überall auf der Welt, die Menschen haben Angst, wir haben Angst, wir wissen nicht was die Wesen wollen, aber ihr Versteckspiel, das sie jahrelang mit uns trieben und ihre nächtlichen Aktionen sind wie eine Kriegserklärung. Ihr habt Angst euch nachts auf die Straßen zu wagen, ihr habt Angst um eure Kinder, diese Angst ist berechtigt, aber nur wenn ihr was dagegen tut. Die Polizei ist machtlos, sie haben es nur mit Fällen von Selbstjustiz zu tun, die Gargoyles bleiben frei, aber die Gefahr ist dadurch nicht kleiner geworden, also tut etwas dagegen, laßt eure Angst nicht Überhand gewinnen. Heute morgen haben sich einige mutige Bürger selbstlos zu einer Eingreiftruppe, von der Polizei unterstützt, zusammengeschlossen, in einer Bürgerwehr. Wenn ihr die Angst unserer Mitbürger teilt und etwas dagegen tun wollt, schließt euch Neighborhoodwatch an und wir werden diese Angst vor diesen Kreaturen zerstreuen, vielen Dank,” der Redner schloß seinen Vortrag, einige der Anwesenden klatschten zustimmend als der Bürgermeister wieder das Podium betrat, einer der Anwesenden schrie ein schrilles `Ja!` dann fielen alle in die Stimmung ein und grölten und johlten, stürmten von ihren Sitzen und umringten den letzten Vorträger. Der Bürgermeister versuchte die Versammelten zur Ordnung zu rufen, versagte aber kläglich, die Mannschaft war zu sehr von dem Vortrag und den Ideen, die er äußerte, besessen um überhaupt noch etwas zu registrieren.

 

Cean Tech Industries

 

Der Tag neigte sich seinem Ende zu und tauchte das Firmengebäude der Cean-Tech bereits in tiefe Schatten. Darin Cean sah der Sonne zu, wie sie sich dem Horizont näherte. Er rief sich nochmals die Ereignisse des heutigen Tages ins Gedächtnis, sein nächster Tag unversteinert würde in zwei Tagen sein und er erinnerte sich, daß heute nicht viel besonderes passiert ist, die Kooperationsgespräche mit Maddox liefen wie erwartet, Cean-Tech war nun Eigner der Aktienmehrheit bei IBM und der neue Produktionsplan hatte sich als weit effizienter als der aus dem letzten Monat erwiesen. Als der Sonnenuntergang nur noch Minuten entfernt war, machte sich der Firmenchef auf den Weg in die Schlafhalle seiner Gargoyle-Kammeraden, um sie bei ihrem Erwachen zu begrüßen. Glücklicherweise war zu dieser Tageszeit niemand mehr an der Arbeit, selbst Ginger hatte zeitig Feierabend gemacht, ansonsten wäre es jedem anderen seltsam erschienen, einen Gargoyle in dem Firmengebäude herumstreunen zu sehen. Er erreichte die oberste Ebene, auf der seine Geliebte ruhte, gerade noch rechtzeitig um seine Freunde aus ihren Steinhüllen brechen zu sehen, jeder erwachte mit einem schrecklichen Brüllen, um die Nacht zu begrüßen. Einige schienen es direkt eilig zu haben und verschwanden sofort in die unterschiedlichen Räume, die dem Clan zur Verfügung standen, andere wie Calypse und Toledo nahmen sich die Zeit erstmal ihren Anführer zu begrüßen, besonders Calypse. Kodiak brach sofort nach der Begrüßung in die komfortabel eingerichtete Küche auf, um eine seiner Spezialitäten wie versprochen zuzubereiten, Declan, Rosia und ihre Kinder glitten sofort auf die untere Ebene, um etwas ihrer Freizeit als Familie zu verbringen. Die älteren entschieden heute sich in der großen Halle zu versammeln und in alten Geschichten zu sinnieren, was die meisten Gargoyle-Kinder sehr zu begrüßen wußten, da sie die Geschichten der Alten liebten, besonders Namueko, die alte Japanerin hatte besonders lustige und schöne Geschichten aus dem alten Ishimura zum besten zu geben. Sarrah und William jedoch waren eher unverbesserlich, sie zogen sich, wie schon etliche Nächte zuvor, an ihren Computer und Bücher zurück, um über ihrer Arbeit als Archivare zu brüten. William hatte es dabei in letzter Zeit besonders hart getroffen, seit er dieses Zauberbuch besaß und davon einfach nicht mehr wegzubewegen war. Cean und Calypse beschlossen sich von der Kochkunst Kodiaks verführen zu lassen und leisteten ihm Gesellschaft in der Küche. Einige junge, die sich noch etwas Zeit nahmen bevor sie aus der Schlafhalle kamen, liefen nun an den beiden vorbei in den Fernsehraum, sich mit den anderen eines der Videos aus dem Archiv anzusehen.

“Warum nicht alles so harmonisch ablaufen kann,” sagte Cean eher zu sich selbst, merkte aber, daß es seine Geliebte gehört hatte.

“Schon wieder in Gedanken?” fragte sie zurück, sah in die selbe Richtung wie er und erspähte die jungen, wie sie sich vor dem Fernseher amüsierten, “Ja die unbeschwerte Jugend, schade, daß sie sie nicht in vollem Maße ausleben können. Solange die Menschen uns nicht akzeptieren, werden wir ihnen bestimmt nicht beibringen können sie genauso zu schützen wie wir es tun, unser Weg ist in Gefahr,”

“Du redest fast genauso philosophischen Käse wie ich,” entgegnete Cean.

Ein kleiner roter Netzflügler tauchte plötzlich zu den Füßen Ceans und Calypses auf und zupfte an den Flügeln des weiblichen Kriegers welche wie ein Mantel auf ihren Schultern lagen.

“Was ist denn, Spencer?” fragte Calypse den kleinen, sich auf sein Niveau herunterbeugend.

“Ein paar von uns wollten in die Stadt fliegen und einen Spaziergang im Park machen, dürfen wir?” bittete der kleine Gargoyle.

“Das ist zu gefährlich ohne Begleitung eines Erwachsenen,” fing Calypse in einem Lehrerton an.

“Ich begleite sie gerne und passe auf die kleinen auf,” hörte sie plötzlich die Stimme des Japaners Kyrashi sagen. Calypse stand auf und drehte sich zu dem Samurai um.

“Glaubst Du, Du wirst damit fertig?” fragte Calypse zurück. Kyrashi setzte eine Abwertende Mine auf, die Calypse zu verstehen gab, daß er es nicht mochte, wenn man seine Fähigkeiten in Frage stellte.

“Hey, ich weiß was ich tue und Kinder mag ich auch,” der japanische Gargoyle führte Spencer zu den anderen wartenden jungen und sie machten sich auf den Weg zur Startrampe auf dem Dach.

“Hmm,” machte Cean mit einem Schulterzucken, “wenigstens hat er was zu tun,”

 

Kyrashi versammelte die fünf jungen Gargoyles Spencer, Simmoril, Joranna, David und Lynnis um sich, um die Regeln für das Verhalten in der Stadt durchzugehen.

“Ihr wollt also die große Stadt sehen?” fragte er die Kinder, zwar wußte er, daß die jungen ihn insgeheim als einen der coolen Leute einstuften, aber er trug nun die Verantwortung und wollte kein Risiko eingehen, ganz besonders weil ihn, wenn etwas passieren würde, erst Cean und dann Rosia und Declan auseinander nehmen würden. Also legte er für die kleinen erstmal die ein oder andere Regel fest, auch wenn sich ihre gute Stimmung dadurch etwas senkte. Kurz darauf hoben die sechs Gargoyles in Richtung Stadt ab.

Schon während des Fluges fingen die Kinder ein schnelles Tick-Spiel an und fuhren damit fort, als sie im größten Park der Stadt landeten, auch Kyrashi wurde von den herumalbernden jungen in ihr Spiel mit einbezogen.

 

Cean Tech Industries, etwas später

 

“Fang noch mal von vorne an,” orderte der grünhäutige Anführer der Sentinels ungläubig.

“Es gibt eine neue Gruppierung in der Stadt, die sich gegen die Gargoyles organisiert hat,” fing Ginger erneut an über den Videophonkanal ihres Gerätes zu Hause an zu senden, “Sie heißen Neighborhoodwatch und werden von der Polizei wie eine Nachbarschaftshilfe unterstützt, nur daß sie es auf die Gargoyles abgesehen haben. Tut mir leid, daß ich dir das erst jetzt erzähle, aber ich habe davon auch erst heute morgen erfahren,” sie ließ einen Seufzer angehaltener Luft entweichen, “aber jetzt kommt’s ganz dick, die haben heute morgen eine Ankündigung in einer Rathaus Versammlung gemacht, um andere zum Mitmachen zu bewegen. Die Polizei glaubt, daß es heute Nacht noch Ausschreitungen geben könnte!”

“Was?” entgegnete Cean nur knapp, “Die Kinder,” fügte er noch schnell hinzu, als er den Bildschirm des Videophons verließ, ohne den Kanal auszuschalten, was Ginger mit einer verwunderten Mine auf dem Monitor zurückließ.

Der Anführer stürmte an der immer noch von Calypse und Kodiak besetzten Küche vorbei, die beiden sahen kurz von dem was auch immer Kodiak da zubereitete auf und registrierten nur kurz wie Cean an dem Eingang vorbeirauschte. Beide warfen sich einen fragenden Blick zu und entschlossen sich ihrem Anführer nachzulaufen und die Lage abzuchecken.

“Was ist los?” keuchte Calypse hinter ihrem Geliebten her.

“Ruf unsere Leute zusammen, es gibt Probleme, die Kinder sind in Gefahr,” gab Cean knapp zurück und war schon im Aufstieg zum Dach begriffen, als Kodiak ohne Umschweife zurückrannte, um die Kämpfer der Sentinel zusammenzurufen und den Kindern um Kyrashi nachzufliegen.

Wenig später hob das fast komplette siebenköpfige Ensemble der Sentinel-Krieger ab.

 

Motumba Bay, Innenstadt

 

Die Kinder hatten ihr Spiel aus Mangel an Mitspielern vor einigen Minuten beendet und Kyrashi bemerkte so langsam, wie sich der Altersunterschied bemerkbar machte, die jungen hatten eine schier unerschöpfliche Kraftquelle, dessen Geheimnis er sich nicht einmal mit Hilfe Bushidos erklären konnte. Jedenfalls hatten die Kinder nach einiger Zeit genug und versuchten sich, jedes auf seine eigene Weise, etwas Vergnügung zu schaffen. Der japanische Gargoyle hatte den Zwillingen und Spencer widerwillig erlaubt, einen Fast Food Laden zu suchen und sich einen Hot Dog oder ähnliches zu organisieren, die anderen beiden blieben in der Nähe des Erwachsenen und testen ihre Geschicklichkeit im klettern auf einem nahen Baum. Simmoril und Joranna hatten nach einigem suchen einen kleinen Laden gefunden, der auch noch Nachts geöffnet hatte, unbemerkt von dem Besitzer schlichen sich die Gargoyle-Mädchen in die Küche des Geschäfts und nahmen sich zwei der bereits fertigen Hamburger und legten an dessen stelle etwas von dem Geld, das ihnen für solche Fälle zur Verfügung gestellt wurde. Wiederum unbemerkt, verließen die Zwillinge den Raum und kletterten mit ihrem Snack auf ein nahes Dach, um auf Spencer zu warten, der einen seiner Lieblingsläden aufsuchen wollte um ‚etwas richtiges zu Essen zu holen‘. Auf dem Dach konnten die beiden eine der Hauptstraßen der Motumba-Innenstadt gut übersehen und machten einige Menschen aus, die diese Nachtzeit für eine Versammlung nutzten. Mehrere zum Teil maskierte Menschen rotteten sich zu einer Art Mob zusammen und machten sich auf, mit Knüppeln und handelsüblichen Werkzeugen bewaffnet, die Straße in einem Protestzug entlangzumarschieren, dabei fingen sie an Fassadenfiguren zu zertrümmern, erst einige wenige, dann immer mehr, bis der Mob in eine Hysterie verfiel und rasend wurde, so das nichts mehr vor ihnen sicher war. Mit Schrecken hörten die Schwestern Ausrufe, welche die Zerstörung der Gargoyles forderten.

“Wäre eine schlechte Idee, sich denen jetzt zu zeigen,” bemerkte Simmoril und dem Nicken ihrer Schwester entnahm sie, daß sie soeben das selbe gedacht hatte. Beide zogen sich in die Schatten zurück, um nicht erspäht zu werden, jedoch wählte Spencer diesen unpassenden Moment, seinen Anflug auf das Dach von Joranna und Simmoril zu beginnen. Der rote Gargoyle-Junge wurde prompt gesehen, einige der Menschen riefen sofort, daß sie einen Gargoyle gesichtet hatten und diejenigen, die mit Taschenlampen und Scheinwerfern bestückt waren, richteten ihre Lichtkegel sofort auf das Dach, auf dem Spencer soeben gelandet war.

“Hey, Spot on, bin ich jetzt berühmt?” witzelte der junge Gargoyle und drehte sich zu dem sich nähernden Mob um, die begannen mit Steinen und Müll zu werfen.

“Ja, aber leider denken die da etwas anders darüber,” zischte Joranna zurück.

“Kommt wir müssen hier verschwinden,” beendete ihre Schwester den Gedanken.

Die drei Gargoyles liefen quer über das Dach, um eine gute Position für einen Start zu bekommen. Sie wollten soeben abheben, da wurde Spencer von einem Geschoß getroffen, der junge Netzflügler fiel sofort zu Boden. Die beiden Zwillinge wollten ihn noch auffangen, aber der rote Gargoyle war für sie zu schwer, um mit der Zuladung noch gleiten zu können. Die drei machten eine Bruchlandung in einem Schaufenster auf der anderen Straßenseite.

 

Nils Rodis wartete in Bereitschaft, mögliche Ausschreitungen im Keim zu ersticken, an einer festgelegten Position an der Hauptstraße, sein Partner für die heutige Nachtschicht Detective Michaels auf dem Beifahrersitz des zivilen Einsatzwagens. Beide hatten für heute nicht viel erwartet, zwar hatte das Briefing vorausgesehen, daß sich nach der Ansprache im Rathaus eine nicht unbeträchtliche Menge an Randalierern für die Aktion interessieren dürften, aber außer einigen kleineren Demonstrationen hatte Rodis nicht mit mehr gerechnet. Eine Fehleinschätzung wie er bald erfahren würde, denn schon nach drei Stunden Bereitschaft versammelte sich ein Mob Demonstranten auf der Hauptstraße, die zwar erst ganz friedlich anfingen, aber als sie die ersten Fassadenfiguren zerstörten war die Bande außer Kontrolle. Der neue Lieutenant gab eine Meldung an die übrigen Einsatzkräfte und machte sich dann mit seinem Partner daran den Mob friedlich aufzulösen.

 

Mark Allison bekam die Einsatzmeldung auf der Hauptstraße aus seinem Poizeifunkgerät mit und machte sich ebenfalls auf den Weg zum Einsatzort, wo schon mehrere Polizeikräfte damit beschäftigt waren die Demonstranten auseinanderzuziehen, wobei sie auf schweren Widerstand stießen. Einige Randalierer schrien plötzlich, daß sie Gargoyles auf einem Dach gesichtet haben wollten und das Feld zerstreute sich, einige liefen die Hauptstraße hoch die anderen herunter, wiederum andere suchten sich einen Weg durch Seitengassen. Es war für die 20 Beamten, die anwesend waren, nicht möglich den Mob unter Kontrolle zu halten. Mark lief einigen Randalierern durch eine Seitengasse nach und sah gerade noch rechtzeitig, wie ein sich neu formierender Mob einen roten Gargoyle, der frappierende Ähnlichkeit mit einem Flugfuchs aufwies, mit einer Pistole abschossen. Zwei andere Gargoyles versuchten ihn aufzufangen, stürzten aber mit ihm ab. Der Mob stellte die drei Wesen in einem nahen Schaufenster, in welchem sie notlandeten. Für Mark war kein Zweifel, daß der Mob den dreien an die Gurgel wollte. Zu seiner Überraschung sah der Polizist wie aus heiterem Himmel auf einmal fast ein Dutzend weiterer Gargoyles, die meisten anscheinend weit älter, oder nur größer, als die soeben abgeschossenen. Die neuen Gargoyles trieben den Mob auseinander, bis nur noch ein kleiner mutiger Teil davon übrig war, der sich der vereinten Schlagkraft der geflügelten Wesen stellte. Mark bemerkte, daß sie anscheinend von demselben grünen Gargoyle angeführt wurden, den er eine Nacht zuvor in der Lagerhalle stellte. Die kleineren, die die Bruchlandung machten, liefen schnell aus dem Schaufenster und hängten sich an die Arme zweier größerer Gargoyles aus der neu eingetroffenen Gruppe, möglicherweise ja ihre Eltern, der Verletzte rote Gargoyle wurde von einem in einer japanisch anmutenden Ausstattung in Schutz genommen. Die verbleibenden Randalierer bildeten einen Kreis um die Wesen und schwenkten dabei ihre Waffen, zum größten Teil Knüppel, Rohre oder schwere Klempnerzangen.

“Schnappt euch die Monster!” brüllte einer aus dem Mob und die Hooligans stürmten wie auf Kommando auf die Wesen los, mußten jedoch merken, daß sie keine Chance gegen die vereinte Schlagkraft von acht ausgewachsenen Gargoyles hatten. Einige zogen ebenfalls Waffen, darunter Schwerter und Bo-Stäbe, andere erledigten ihre Gegner mit bloßen Schwingern mit ihren Schwänzen oder wohlgezielten harten Schlägen.

“Wir sind Gargoyles, keine Monster,” donnerte der grüne, als er einen der Angreifer mit einem Klauenhieb an die gegenüberliegende Wand schleuderte.

“Und wer unseren Kindern ein Leid zufügen will,” setzte ein anderer Gargoyle mit einem Kampfstab fort, “Dem bringen wir bei, es sich beim nächsten mal besser gut zu überlegen, es noch mal zu versuchen,” er setzte den Stab ein, um einem seiner Gegner die Beine auszuhebeln.

Nach einigen Minuten waren die meisten Gegner ausgeschaltet und die anderen suchten das weite, wurden aber von der sich nähernden Polizei überrascht, die die Ausschreitungen auf der anderen Seite unter Kontrolle gebracht hatten. Mark bemerkte, das er die ganze Zeit in Deckung hinter einer Ecke stand und dem Treiben lediglich zugesehen hatte, er beschloß sich den Gargoyles zu nähern, war aber etwas zu spät, denn die Wesen waren schon auf dem Weg das nächste Gebäude zu besteigen und davonzufliegen. Mark sah, daß sie sich nicht die Mühe machten eine Leiter zu suchen, die Wesen gruben einfach ihre Klauen in die glatte Fassade des Hauses und kletterten so die Wand hoch. Der Polizist beobachtete die Gargoyles beim Abflug und sah welche Richtung sie einschlugen, kurzum rannte er zu seiner Stingray zurück und jagte den Gargoyles hinterher.

 

Die überbreiten Reifen der Corvette hinterließen dicke schwarze Streifen auf dem Asphalt, als sie den Sportwagen zum Halten zwangen. Mark versuchte sich zu orientieren nachdem er die letzte halbe Stunde nur den, über ihm gleitenden Gargoyles nachgefahren war, aber das Gebäude auf dem die Wesen landeten war ihm genauso wie jedem anderen vertraut, Cean-Tech-Industries. Allison stieg aus seinem Wagen und schlich im Schatten der Bäume, die das gepflegte Grundstück säumten, auf das Firmengebäude zu. Er beobachtete, wie die Gargoyles nach ihrer Landung anscheinend durch irgendeinen Zugang in das innere des Gebäudes verschwanden. Mark bahnte sich seinen Weg zu einem zwei Meter hohen Sicherheitszaun, beobachtete noch eine Weile, was wohl als nächstes geschehen würde, aber als nichts passierte, wandte er sich wieder ab und ging zu seiner Stingray zurück. Der Lieutenant zog seine Lederjacke aus, bestieg den Wagen und überlegte kurz wohin er fahren sollte, entschied nach einem Moment seinen Weg nach Hause anzutreten und setzte das Fahrzeug in Bewegung.

Zu Hause angekommen beschloß er Morgen seinen Captain zu bitten, ihm diesem Darin Cean, dem die Firma gehörte, auf den Zahn zu fühlen.

 

Motumba Bay Police Departement, etwas später,...

 

“Verdammt, wieso nicht?” fluchte Mark etwas lauter, daß es jeder im Departement mitbekam. Er spürte wie plötzlich die aufmerksamen Blicke der anderen Beamten auf ihm lasteten.

“Schließen Sie die Tür,” orderte Captain Morrison. “Sie wurden von jeglicher Ermittlung abgezogen bis Sie sich in New York gemeldet haben, außerdem habe ich Sie zur Nachtschicht eingeteilt!” belehrte er seinen Lieutenant, als dieser, wie ihm geheißen war, die Verbindungstür zum Büro des Captains geschlossen hatte.

“Aber ich bin mir sicher, daß dieser Typ irgend etwas mit Gargoyles zu tun hat, ich habe gestern gesehen, wie ein paar von ihnen in der Nähe seines Komplexes runtergingen. Ich möchte diesem Cean einen Besuch abstatten und ihn nur mal befragen,” erklärte Mark seine Aufgebrachtheit.

“Sie haben keine Beweise, die eine Untersuchung rechtfertigen. Selbst wenn dieser Cean etwas damit zu tun haben sollte, werden Sie ihn bestimmt nicht ohne offizielle Unterstützung zur Rede stellen können, der Mann hat sich nämlich bisher noch nie blicken lassen,” entgegen zu Marks Erregung blieb der Captain ganz ruhig, als er dem Lieutenant seine Gründe offenbarte.

“Dann eben inoffiziell,” schlug Allison vor, “Ich will lediglich ihren Segen für eine Befragung,”

“Na gut,” gab Morrison nach, “Auch wenn die Aktion inoffiziell ist will ich nachher einen vollständigen Bericht!”

“Das werden Sie nicht bereuen,” sagte Mark um seiner Freude nochmals Nachdruck zu verleihen. Er stürmte aus dem Büro seines Chefs, warf sich schnell in seine Jacke und war schon auf dem Weg zu Cean-Tech um mit seiner Ermittlung zu beginnen.

 

Cean Tech Industries

 

Bei Cean-Tech empfing ihn die persönliche Assistentin des Chefs und führte ihn in einen Besprechungsraum, wo sie ihm offerierte mit ihm alle Gespräche über irgendwelche Ermittlungen zu führen.

“Entschuldigen Sie, Ms Jordan,” begann der Polizei-Lieutenant, “aber ich dachte ich würde mit Mr Cean persönlich sprechen können,”

“Tut mir leid,” entgegnete die Assistentin prompt, “Mr Cean ist zur Zeit geschäftlich verhindert, und ansonsten regle ich alle seine Termine und öffentlichen Gespräche!” gab sie knapp zur Auskunft.

Mark machte immer gerne von seiner beruflich brillianten Beobachtungsgabe Gebrauch, bisher lag er mit seinen Einschätzungen auch immer richtig. Bei dieser Frau war er der Ansicht sie leistet professionelle Arbeit, aber ist ebenso geheimnisvoll. Die Vermutung machte sich breit, daß sie irgend etwas zu verheimlichen hatte, kein Wunder immerhin glaubte Mark sie würde Gargoyles in der Firma ihres Bosses verstecken, ein Umstand den man nur zu gerne geheimhalten würde.

“Wie Sie sicherlich gehört haben, wird unsere Stadt engen Kontakt zur Gargoyles-Task-Force erhalten,” fing der Lieutenant an und wartete auf eine Bestätigung, ein Nicken der Assistentin sagte ihm sie hat schon von den Gerüchten gehört, dann ist ihnen auch klar, daß wir in Zukunft weitere Ermittlungen starten werden. Jedenfalls haben wir gehört, daß die Gargoyles in unserer Stadt äußerst gut ausgestattet sind, mit Geräten, die sie vor der Polizei warnen, und solche Sachen,” log er und erntete fragende Blicke, “Und da ihre Firma Hauptzulieferer in Sachen Elektronik ist, dachten wir uns es wäre doch möglich, daß sie auch diese Gargoyles mit Equipment beliefern,”

“Keinesfalls,” gab Ms Jordan zur Antwort und Mark hörte einen Hauch Empörung in ihrer Stimme.

“Wie dem auch sei. Noch wissen wir nichts genaues, also müssen wir jeder Spur nachgehen, so wäre ich ihnen sehr verbunden, wenn ich mich bei ihnen mal etwas umsehen könnte,” Mark hatte sich einen Plan zurecht gelegt, wie er am ehesten die Firma durchstöbern könnte ohne Hilfe eines Durchsuchungsbefehls, das war die einfachste.

“Ganz bestimmt nicht, es sei denn Sie haben einen offiziellen Befehl dazu,” entgegnete die Assistentin fast wie erwartet.

“Wie ich sagte, wissen wir noch nichts konkretes, ich habe keinen Durchsuchungsbefehl und einen zu besorgen würde einen enormen Verwaltungsaufwand erfordern. Es wäre sehr hilfreich, wenn Sie mir dennoch erlauben würden mich hier umzusehen,” hakte Allison mit Plan B nach.

“Da könnte ja jeder kommen,” gab Ms Jordan zurück, “Was glauben Sie eigentlich, wie viele Industriespione bereits mit ihrer Masche hier ankamen und versuchten so an unsere Firmengeheimnisse zu kommen,” sie überlegte kurz, “Aber um ihre Neugier zu befriedigen, kann ich Sie mit auf eine unserer typischen Touristenführungen nehmen, vielleicht gewinnen Sie dadurch einen Einblick in das, was wir hier eigentlich machen,” schlug sie statt dessen mit einem lächeln vor. Mark ging darauf ein und die Assistentin führte den Polizisten persönlich durch die Firma. Mark hatte sich das etwas anders vorgestellt und gehofft etwas mehr zu sehen als der durchschnittliche Besucher, immerhin schien der Zugang, durch den er die Gargoyles letzte Nacht verschwinden sah eine geheime Vorrichtung zu sein, die die meisten der hier Angestellten nicht kennen dürften. Trotzdem war es für den Polizisten eine gute Erfahrung, er lernte die Assistentin des Firmenchefs etwas besser kennen, Vorname Gina, genannt Ginger, so redeten sich die beiden nach kurzer Zeit schon bei ihren Vornamen an. Desweiteren fand er heraus, daß der Chef Cean sich wirklich noch nie in der Öffentlichkeit hat sehen lassen, die meisten seiner Angestellten schienen nicht einmal zu wissen wie er aussah. Lediglich Gina Jordan schien mehr über ihren Boss zu wissen, da sie offensichtlich die gesamte Arbeit in Vertretung Ceans für ihn erledigte.

“Also, wie ist ihr Boss so Gina,” wollte er gegen Ende der Führung wissen.

“Ein Stratege, Firmenmogul durch und durch,” gab sie zur Auskunft, “Sehen sie, er hat diese Firma quasi aus dem Boden gestampft, selbst aufgebaut und an die Spitze gebracht,” erklärte sie dem Polizisten mit steigendem Enthusiasmus.

“Und jetzt lebt er zurückgezogen und läßt Sie die Arbeit machen,” schloß der Lieutenant, setzte dabei ein lächeln auf, das zur Auskunft gab, daß er es nicht ganz so ernst meinte.

“Nun ja, ich vermittle für ihn, er arbeitet mit niemandem so eng zusammen wie mit mir,” erläuterte sie während die beiden sich ihrer Ausgangsposition näherten, “Ich hoffe die Führung war für Sie aufschlußreich, wenn Sie noch fragen haben, wenden Sie sich bitte an mich. Mr Dearbon geleitet Sie zum Fahrstuhl,” Mark drehte sich um und sah in die Augen eines breitgebauten Sicherheitsmann. Er verabschiedete sich noch von Gina und ließ sich von dem Mann zum Aufzug am Ende des Hauptbürogangs führen. Der Sicherheitswächter ließ eine der Fahrstuhlkapseln kommen, den Polizisten einsteigen, welcher die unterste Etage: Ausgang wählte und sich dann ebenfalls verabschiedete. Als sich die Tür schloß tippte Mark schnell eine andere Etage ein. Der Fahrstuhl führte den Polizisten drei Stockwerke tiefer in einen zur Zeit wenig genutzten Bürokomplex. Mark schlich durch die Gänge des Stockwerks auf der Suche nach einer Hintertür, die ihm Räumlichkeiten zeigte, die kein normaler Besucher sehen würde. Auf der Führung hatte die Assistentin einige Stockwerke des Gebäudes bewußt ausgelassen. Allison hoffte nun, indem er eben jene Stockwerke gezielt absuchte, das zu finden, was er suchte. Er fand nach einigem hin und her einen Zugang zum Treppenhaus, welches selten genutzt im Dunkeln lag. Der Lieutenant machte sich in eines der höheren Stockwerke, welches er noch nicht gesehen hatte und landete so im zehnten Stock. Auf den ersten Blick fiel dem Polizisten nichts besonderes auf, aber als er begann die Forschungseinrichtungen genauer zu begutachten fiel ihm auf, wie wenig Platz von der Etage tatsächlich genutzt wurde. Laut einem Plan den er im Eingangsbereich des Erdgeschosses gesehen hatte, sollte es in der Mitte der oberen fünf Etagen ein Atrium geben, aber was nützte ein Atrium ohne Zugang durch den niemand es erreichen würde. Mark machte sich auf diesen Eingang zu finden und nach einiger Zeit des Suchens fand er auch einen versteckten Zugang. Es war mittlerweile schon Abend und die Laboranten in den Forschungseinrichtungen machten Feierabend, Mark schaffte es trotzdem den verdächtigenden Blicken der Forscher aus dem Weg zu gehen und sich Zutritt zu dem Atrium zu verschaffen. Aus Allisons Sicht war es einer der schönsten Orte des ganzen Gebäudes und er fragte sich, wieso keiner dazu Zugang hatte. Der Polizist war auf einer der mittleren Stufen des Atriums gelandet, es war eine offene zylindrische Konstruktion, über zwanzig Meter durchmessend, aber das interessanteste waren an die hundert Gargoyle Statuen, die die Ränder der Ebenen säumten. Alle waren unterschiedlich, sowohl in ihrer Größe, als auch in Form, Kleidung und was sie sonst noch trugen. Mark machte auf der Ebene, auf der er stand, mehrere kleinere Statuen aus, einige in Lendenschurze gekleidet, andere in Hosen und Hemden, einige hatten traditionelles Gewand an, andere ganz gewöhnliche Kleidung wie jeder durchschnittliche Stadtbewohner, alles aus Stein gehauen muteten einige der Statuen an noch nicht lange zu existieren. Auf jeder der Ebenen konnte Mark eine besondere Position erkennen, und auf jeder schien ein besonderer Gargoyle zu stehen. Auf seiner Ebene stand eine Statue, die Ähnlichkeit mit einem Vogel hatte, auf dieser besonderen Position. Mark entschloß sich noch mehr der Figuren anzusehen und suchte nach einem Aufgang zwischen den Ebenen. Er fand eine große Freitreppe, die die Ebenen rundum verband und machte seinen Aufstieg zur zweiten Ebene, wo er diesmal eine Ansammlung größerer Statuen fand, wieder alle unterschiedlich, auch wenn sie Ähnlichkeiten mit denen aufwiesen, die er zuvor gesehen hatte. Auf der besonderen Position stand diesmal eine Statue, die einen weiblichen Gargoyle darstellen sollte, die Figur sah sehr alt aus, nicht nur der Stein aus dem sie gehauen war, sondern auch das Bild das sie zeigte, eine überaus alte Frau in japanischer Kleidung, einem Kimono, zudem schienen ihre Handgelenke und Knöchel in einen Tapeverband gehüllt zu sein. Mark stieg wieder eine Etage höher und kam auf der obersten Ebene an, dort sah er wiederum größere Gargoyles, einige sogar über zwei Meter hoch. Einer, der aussah wie ein riesiger Bär mit Flügeln, kam ihm irgendwie vertraut vor. Auch die anderen, einen älteren, der aussah wie aus einem Mantel und Degen Film entsprungen, und eine komplette Familie, die sich ein Podest teilte schien ihm vertraut, aber die bekannteste Form erspähte er auf der besonderen Position, den Gargoyle mit der Lederweste, jenen grünen Gargoyle mit dem Schwert auf dem Rücken, den er vor zwei Nächten in dem Lagerhaus stellte und den er letzte Nacht gegen die Randalierer kämpfen sah, nur daß er jetzt nicht mehr so grün war, seine vormals so lebendig wirkende Haut war aus Stein, die Formen seines Gesichts, die Hörner, die Flügel, der Schwanz, alles schien wie die Arbeit eines großen Künstlers aus Fels gehauen, nichts wies darauf hin, daß sich die Statue jemals auch nur einen Zentimeter von dieser Position bewegt hatte. Mark hatte anscheinen einen Teil dessen gefunden, was er suchte, er lehnte sich an die Figur auf dem Podest neben der besonderen Statue, die Figur an der er lehnte zeigte einen weiblichen Gargoyle gekleidet, wie die meisten anderen auch in einen Lendenschurz mit passenden Top, ihre Zeichnung wies große gebogene Hörner auf, die ihr kurzes Haar säumten, diesen Gargoyle hatte er auch schon einmal gesehen. Als er so saß, dachte er über das nach, was er gefunden hatte, wo waren die passenden lebenden Wesen zu den Statuen? In New York gab es die auch und es gab auch Statuen zu den Lebewesen, irgendeine Verbindung existiert doch. Er war so in Gedanken, daß er gar nicht bemerkte wie sich ihm die Assistentin des Firmenchefs Cean näherte.

“Ich glaube wir brauchen hier doch eine Überwachungskamera,” machte sich Gina Gehör, “Was tun Sie hier Lieutenant, hier hat niemand Zutritt!”

“Oh, Verzeihung, ich muß mich auf dem Weg zum Ausgang verlaufen haben,” log der Polizist, “Das ist ein faszinierender Ort, was ist das hier?” er machte eine Geste die bedeutete, daß er die Gargoyles meinte.

Gina sah nervös zu der verschwindenden Sonne im Oberlicht, ein sicheres Zeichen, daß die Sonne jeden Moment untergehen müßte.

“Tut mir leid, daß sie sich verlaufen haben, mein Fehler ich hätte ihnen eine Eskorte bereitstellen sollen,” fing sie an und griff nach dem Arm des Polizisten, “Wie dem auch sei, ich begleite Sie jetzt nach draußen,” sie war gerade dabei den Lieutenant durch den nächsten Zugang rauszuzerren, als sich auch schon die ersten Risse und Sprünge in der Steinoberfläche der Statuen bildeten.

“Was passiert denn hier,” rief Mark und riß sich aus dem Griff Ginas los, um zu sehen, was mit den Figuren passierte.

Die Oberflächenstruktur jedes einzelnen Gargoyles zeigte nun mehrere tiefe Risse und die Haut sprang weiter auf. Zuerst fiel die Steinoberfläche von den Augen der Statuen ab und zum Vorschein kam ein gefährliches glühen, das bei den männlichen in heißem weiß leuchtete und bei den weiblichen in blutrot glühte, dann fingen die Gargoyles an sich zu bewegen, die Haut brach bei jeder Zuckung unter ihnen weg und zum Vorschein kam das Fleisch der echten Gargoyles, die Mark zuvor schon gesehen hatte. Er beobachtete das Schauspiel weiter, jedes der Wesen schüttelte die zerbröselte Haut mit einer Ruckartigen Bewegung ihrer Muskeln von den Körpern ab und brüllten dabei jeder auf seine Weise einen erschütternden Ton. Die ganze Vorstellung dauerte nur einige Sekunden und die Gargoyles stiegen sofort nach ihrer Fleischwerdung von ihren Podesten, die Kinder liefen gleich aufgeregt umher, einige von ihnen versuchten einen riesigen hundähnlichen Gargoyle zu fangen, einige Erwachsene staubten noch schnell einige Steinhautreste von ihren Körpern ab und Mark stand mit offenem Mund davor und kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Gina ging von hinten auf den Polizisten zu und legte ihre Hand auf seine Schulter, die Gargoyles fingen an, den Neuankömmling zu bemerken. Ihr Anführer, der grüne Gargoyle, ging auf Mark zu und musterte ihn von oben bis unten, er schien sich an den Polizisten zu erinnern.

“Tja, nun wissen Sie’s,” sagte Gina hinter Mark.

Der grüne Gargoyle streckte die Hand zu dem Polizisten aus. Mark brauchte eine weile, um zu erkennen was er wollte und streckte dem Gargoyle ebenfalls seine Hand entgegen, das Wesen offerierte ihm einen Gruß, indem es seine Hand um sein Armgelenk schloß und Mark seine um das Handgelenk des Gargoyles legte.

“Willkommen in unserem Clan, Lieutenant Mark Allison, ich bin Darin Cean der Anführer dieses Clans,”

grüßte ihn der Gargoyle.

Jetzt war der Polizist völlig Baff, der Leiter von Cean-Tech-Industries ist in Wirklichkeit ein Gargoyle und er hat ihn in seinem Clan willkommen geheißen.

“Darf ich vorstellen, die Krieger des Clans: Calypse, meine Gefährtin, Toledo, unser Mentor und Schwertmeister, Kodiak, mein erster Kämpfer, Declan und Rosia, Krieger des Clans und ihre Kinder Simmoril und Joranna, Gina Jordan, beste Freundin des Clans kennen Sie wohl schon,” stellte ihm Cean die anderen Anwesenden vor, “Die anderen Mitglieder des Clans werden Sie noch kennenlernen,” er ließ die Hand des Polizisten los und bedeutete ihm, mit den anderen in eine angrenzenden Raum zu gehen, “Ich glaube wir sollten uns mal unterhalten, Sie haben bestimmt eine Menge Fragen” die Gargoyles und ihr neuer Besucher betraten den angrenzenden Komplex, der dafür ausgerichtet war, einer großzahl von Gargoyles eine Wohnung zu bieten.

Die meisten der anderen Gargoyles besonders die Kinder hüpften die ganze Zeit aufgeregt um ihren neuen Besucher herum auch eines der Kinder, ein roter Netzflügler, den Mark eine Nacht zuvor gesehen hatte, als der Pöbel die jungen angriff. Der kleine rote stellte sich ihm als Spencer vor und Mark wurde ihn den ganzen Abend, als Cean seine Gefährtin und der alte Spanier, Toledo, sich mit ihm unterhielten, nicht los.

“Du bist ein echter Polizist?” fragte ihn der kleine Ehrfürchtig.

Mark zeigte ihm seine Marke und der rote Gargoyle ließ mit einem leisen ´Wow` seine Bewunderung zum Ausdruck bringen. Mark war mit den Gargoyles in eine große Halle gegangen, in welcher anscheinend Versammlungen abgehalten wurden, da aber auch die ganze Zeit die Kinder des Clans wie wild durch den Raum jagten und spielten, schien er auch anderweitig genutzt zu werden. Cean und der Polizist hatten ein ausführliches Gespräch, Mark wollte so viel wissen, daß sich der Anführer den Mund hätte fusselig reden können und doch wäre nur die Hälfte aller Fragen beantwortet. Cean brachte mehrfach zum Ausdruck, daß die Gargoyles beschützen und somit die idealen Hüter und Beschützer der Stadt sein könnten, man einigte sich darauf, den Worten taten folgen zu lassen und den neuen Freund mit auf eine Patrouille zu nehmen, damit Mark sehen kann, wie sehr die Gargoyles eine Bereicherung der Stadt darstellten.

“Und ihr lebt hier seit über 200 Jahren und schützt die Stadt, ohne daß jemals ein Mensch von euch wußte?” schloß Mark eine Reihe von Fragen ab.

“Ja, der Clan lebt hier bereits eine Ewigkeit, ich bin erst vor knapp 40 Jahren auf ihn gestoßen,” erklärte Cean, “Sie waren dem Untergang nahe, versteckten sich nur noch, kurz vorm verhungern, dennoch waren sie dem Weg der Gargoyles treu,”

“Sie beschützten,” beendete Allison den Satz des Anführers.

“Ja, Gargoyles beschützten schon seit Menschen Gedenken, ungeachtet wie sie behandelt werden, auch wenn es den Untergang bedeutet, deshalb geben wir auch nie auf, um unsere Anerkennung zu kämpfen,” erläuterte Cean.

“Ich verstehe,” murmelte Mark und strich sich übers Kinn, “und da in der Vergangenheit immer wieder Menschen eure Artgenossen vernichtet haben, traut ihr uns nicht mehr so wie vor einigen hundert Jahren, wo ihr noch als das, was ihr seid, akzeptiert wurdet, Beschützer,” der Polizei-Lieutenant schien das Wesen der Gargoyles eher zu begreifen, als die meisten anderen Menschen, das machte Cean wieder Hoffnung, daß sie ihr Ziel doch noch erreichen würden, das Vertrauen der Menschen zu erlangen.

“Auch wenn euch andere Menschen Mißtrauen, ich glaube, daß ihr das richtige tut,” fing Mark plötzlich wieder an lauter zu sprechen, “und deshalb möchte ich euer Freund sein,” diese Entscheidung ließ den Gargoyles einen Stein vom Herzen fallen, sie hatten immer gehofft, Freunde unter den Menschen zu finden, auch wenn es nur wenige wären. Cean selbst war es wichtig, überhaupt einen Verbündeten zu haben, und nun war es ein zweiter, ein Polizist und jemand der die Art der Gargoyles verstehen würde.

“Ich danke dir, Mark Allison, ich, der ganze Clan weis deine Freundschaft zu schätzen,” Cean erhob sich und bot dem Polizisten erneut die Hand zu einem Gargoyle-typischen Handschlag an, Mark stand ebenfalls auf und nahm ihn an.

“Komm ich möchte dir zeigen, wie wir Gargoyles zu leben pflegen,” offerierte der Anführer der Sentinel und begann mit dem neuen Freund des Clans eine Führung durch die Heiligtümer ihres Heimes, die Mark noch nicht gesehen hatte. So bekam er die Bruthöhle unterhalb des Firmenkomplexes zu sehen, außer der großen Versammlungshalle Aufenthaltsräume für die Kinder, Räume in denen die Alten beliebten ihre Geschichten zu erzählen, große Bibliotheken, in denen die Archive des Clans aufbewahrt wurden, Mark traf auf die Hüter jener Archive Sarrah und William, der immer noch an seinem Buch arbeitete.

Schließlich führte ihn die Gruppe der Krieger auf das Dach, wo sie ihn einweihten, daß sie für gewöhnlich die Paarungen für die nächtliche Patrouille bildeten, neun Gargoyles, die in unterschiedlichen Gruppierungen Nacht für Nacht patrouillierten, um die Stadt und ihre Einwohner zu beschützen. Da William seit einiger Zeit nicht mehr auf Patrouille ging und seine Pflichten unter den noch auszubildenden jungen verteilt wurden, verzichtete Cean diesmal darauf und bot Mark an mitzukommen, damit er miterleben könne was die Gargoyles für die Menschen tun können.

Die Gruppierungen wurden diese Nacht so verteilt, daß Toledo mit Kyrashi und Beast flog, Declan und Rosia nahmen Calypse mit und Cean und Jethro wollten Mark mitnehmen. Die anderen beiden Gruppen hoben bereits ab und glitten davon, als Cean Mark eine bequeme Position auf seinem Rücken, zwischen den Schwingen anbot und die beiden mit Jethro dann auch abhoben und ihre Patrouille diesmal auf die Wohngebiete konzentrierten.

Die beiden Gargoyles setzten den Polizisten sanft auf dem Dach des mehrstöckigen Wohnhauses ab, bevor sie selbst zur Landung ansetzten. Die drei näherten sich der Brüstung, die das Dach umgab und lehnten sich vorsichtig darüber, um sehen zu können was zur Zeit in der Straße passierte. Mark, immer noch von dem was er bisher über die Gargoyles erfahren hatte beeindruckt, ließ seine Konzentration von der Straße abschweifen und beobachtete lieber die Professionalität wie Cean das Gebiet nach möglichen Zwischenfällen absuchte und den offensichtlichen jugendlichen Übermut mit dem sein Begleiter Jethro hektisch seinen Blick über die Gebäude schweifen ließ, seinen Körper dabei gefährlich weit über die Brüstung beugend. Dennoch schien der Falkengleiche Gargoyle seine Balance nicht zu verlieren, ein weiterer Umstand, der den Polizisten zu beeindrucken schien.

“Wir haben einen Tip erhalten, daß es in dieser Gegend vermehrt zu Einbrüchen gekommen sein soll,” erklärte der Anführer, als ihm das Interesse seines menschlichen Begleiters offenkundig wurde.

“Da unten,” unterbrach der junge Gargoyle Ceans Gedankengang und deutete auf eine der gegenüberliegenden Wohnungen, an dessen Fenster sich gerade eine dunkel gekleidete Gestalt zu schaffen machte. Übermütig sprang Jethro auf die Brüstung, “den schnapp ich mir,” ließ er verlauten, seine Schwingen griffen den Aufwind und der Gargoyle war, ehe sich einer seiner Begleiter versehen konnte, schon auf dem Weg Richtung Einbrecher.

“Willst du ihm nicht nach?” fragte Mark, ungläubig, daß der junge Gargoyle den Gauner alleine schaffen würde.

“Keine Sorge, Jethro macht das schon,” entgegnete Cean und bedeutete den Polizisten genau hinzusehen, als auch der Anführer sich noch weiter über die Brüstung beugte um das Verhalten seines Schützlings zu beurteilen.

Jethro griff sich den Einbrecher im Vorbeiflug, welcher sich wild wehrend, seiner jetzigen Lage noch nicht voll bewußt, auf einmal mitten in der Luft wiederfand und mit ängstlichem Geschrei loslegte. Der junge Gargoyle brachte den hilflosen Einbrecher mit ein paar Kunstflugmanövern so weit aus der Fassung, daß jener ohnmächtig wurde. Dann landete er bei Mark und Cean, die ihn kritisch und beeindruckt beobachteten, und fesselte den Einbrecher mit einem Stück Wäscheleine.

“Gut gemacht, Jethro,” lobte ihn sein Anführer und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.

Marks Gesichtsausdruck wandelte von Überraschung zu Pflichtbewußtsein und er holte sein Handy raus, tippte den Polizeiruf ein und informierte seine Kollegen, daß sie ein Paket abzuholen hätten.

“Nicht alle unsere Einsätze sind so leicht wie dieser,” wendete sich Cean wieder an den Polizisten, “und wir sind auch nicht in der Lage alles Unrecht abzuwenden, besonders wenn wir das Ziel der Aggression sind.”

“Ihr braucht einen Freund, der euch mit Informationen versorgen kann, wie?” schloß Mark aus dem Vortrag des grünen Gargoyle, “Zählt auf mich, ich werde euer Freund sein. Ihr könnt so viel für diese Stadt tun, ich werde euch dabei unterstützen, die Einwohner zu beschützen,” diesmal offerierte Allison die Hand auf sein Wort und Cean nahm sie mit Freuden an.

“Ein ehrenhaftes Versprechen,”

Die beiden Gargoyles hakten ihren menschlichen Freund wieder zwischen sich ein und hoben in Richtung einer anderen Straße ab, wo sie erneut auf der Suche nach Verbrechen die Häuser beobachteten. Die ganze Patrouille über sah Mark den beiden Rittern der Nacht zu, wie sie zum Teil größere Gangs, mit Muskelprotzen als Mitglieder, die selbst die Imposante Erscheinung der Gargoyles in den Schatten stellten, fertigmachten ohne in größere Handgemenge verwickelt zu werden. Jedesmal rief Mark eine Streife über sein Handy und er war sich sicher, daß die Anzahl der heutigen Verhaftungen seine Kollegen glauben machen könnten, es gebe keine Kriminellen mehr auf den Straßen und es wäre Zeit jetzt in den Ruhestand einzutreten. Cean jedoch teilte ihm mit, daß jene nächtliche Patrouille verhältnismäßig ruhig war. Ein weiterer Punkt der Mark Gewißheit gab, daß die Gargoyles ein Segen für diese Stadt waren, dennoch fand er sich spätestens bei ihrem Rückflug damit konfrontiert, was er jetzt in seinen Bericht schreiben sollte. Würde er schreiben er hätte bei Cean Gargoyles gefunden, wäre es aus mit ihrer Sicherheit und niemandem wäre damit gedient, würde er allerdings schreiben er habe nichts gefunden, würden seine Vorgesetzten mit Sicherheit stutzig werden und selbst Nachforschungen anstellen, ob er nicht ein Kollaborateur wäre, besonders da sie alle wußten, wie besessen er manchmal von etwas sein kann.

Mark fand sich gegen Anbruch der Dämmerung wieder im Hauptquartier von Cean-Tech wieder, die Gargoyles nahmen nach einer, alles in allem, ereignislosen Nacht wieder ihre Positionen ein, Mark traf auch William, von dem alle redeten, der aber den ganzen Abend keine Zeit hatte sich dem neuen Freund des Clans vorzustellen. William war ein großer hagerer Gargoyle gekleidet in einen weiten schwarzen Mantel, was den Polizisten irgendwie an einen Zauberer erinnerte, tatsächlich machten sich einige der jungen Gargoyles einen Spaß daraus, seinen Namensvetter William the Conquerer in ein zutreffendes William the Sorcerer umzuwandeln.

“Bis morgen Abend, meine Kinder,” ließ der alte Toledo verlauten, bevor Sonnenlicht durch das Oberlicht eintrat und alle Gargoyles versteinerte. Die Wesen erstarrten in den Posen in denen sie sich gerade befanden. Aus Routine, wie Mark glaubte, schienen sich schon alle auf die Tägliche Prozedur eingestellt zu haben, denn jeder einzelne nahm eine für sich typische Haltung an, die für den Beobachter eine Abschreckende Wirkung erzielen sollte. Jedoch nicht alle Gargoyles erstarrten, Cean stand immer noch neben Mark wie er zuvor war, unversteinert und quicklebendig. Er drehte sich zu dem Polizisten um und bemerkte die Überraschung in dessen Gesicht.

“Ich dachte, ihr werdet alle zu Stein bei Sonnenlicht,” brachte Mark verwundert hervor.

“Da bin ich wohl die Ausnahme,” fing der grüne Gargoyle an zu erklären. Er winkte in Richtung des Ausganges und Gina näherte sich den beiden, “Die Magie in meinem Schwert aktiviert menschliche Gene in meinem Körper und läßt mich den Tag unversteinert überdauern,”

Gina blieb neben Cean stehen und hatte bereits ihren Terminplaner gezückt.

“Aber letzte Nacht habe ich gesehen, wie du mit den anderen zusammen aus einer Steinhaut gebrochen bist,” fing Mark wieder an, nach einer Erklärung zu graben.

“Jeder Zauber hat auch seine Schattenseiten, die Magische Energie braucht einen Tag, um sich wieder aufzuladen, so bin ich nur jeden zweiten Tag wach,” antwortete der Gargoyle und bedeutete die beiden Menschen aus dem Atrium heraus und ging mit ihnen zu seinem Büro. Dort angekommen nahm Cean in seinem Chefsessel Platz und bot den anderen ebenfalls an sich zu setzen. Auf weitere Fragen gab der grüne Gargoyle bereitwillig Antwort, teilte dem Polizisten aber nach einiger Zeit mit, daß er jetzt noch einigen Geschäften nachgehen müsse. Mark bemerkte ebenfalls, daß er noch einen Bericht abliefern mußte und ließ sich von Ginger zum Ausgang führen, damit er sich diesmal auch nicht verlaufen würde.

“Wie haben Sie die Gargoyles eigentlich kennengelernt?” fragte Allison, als er sich schon fast außerhalb des Firmengebäudes befand.

“Wenn Sie noch etwas Zeit haben?” Gina deutete auf die Cafeteria im Eingangsbereich, die gerade zu Arbeitsbeginn öffnete. Mark nickte und die beiden suchten sich einen Tisch, um zu reden, “das ist eine längere Geschichte,” warnte sie den Polizisten mit einem lächeln.

Mark ließ sie nach alter Gentlemen-art Platz nehmen und rückte ihren Stuhl näher an den Tisch, dann setzte er sich selbst auf einen Stuhl ihr direkt gegenüber.

“Wo soll ich beginnen,” überlegte Ginger kurz, “Ah ja. Als ich mich hier bewarb. Es war schon eine komische Sache, daß nicht mal der engste Vertraute des Chefs den Boss wirklich zu kennen schien, das aller seltsamste war, daß ich meine Anweisungen von einem Phantom bekam, ich habe ihn nie gesehen, bis ich mich entschloß der Sache nachzugehen. Hey, darin scheinen wir uns ähnlich zu sein,” bemerkte sie und schenkte dem Polizisten ein weiteres lächeln, verfiel dann aber in ein leichtes grinsen, als sie sich erinnerte was dann kam, “OK, seltsam genug, daß jeder wußte, daß irgendwo ein Chef existieren würde, aber keiner ihn je zu Gesicht bekommen hatte, jeder den ich fragte glaubte, daß ein anderer wisse wie er aussah, bis ich ihn dann selbst gesehen hatte. Also stellen Sie sich das so vor: ich finde heraus, daß der Boss selbst gerne die neuesten Geräte ausprobiert und testet, also stöbere ich ihn in einem Labor nach Feierabend auf. Sie können sich sicher meine Verwunderung vorstellen, ich erwarte einen vielleicht eher scheuen mausgrauen Schlipsträger und finde einen in einen Lendenschurz gekleideten Gargoyle, der auf einem der Tische hockte, mit den neuesten Geräten herumfingerte, die mit Sicherheit nicht für seine Pranken entworfen wurden und der sieht mich nur fragend an und meint ‚Können Sie nicht anklopfen?‘” schon wieder wechselte das Grinsen, diesmal in ein leichtes Gelächter, Mark stieg in die Stimmung ein und Gina fuhr fort ihre kleinen Anekdoten, die sie mit dem Clan erlebt hatte zu erzählen. So ging der ganze Vormittag drauf und Mark hatte darüber hinaus die Zeit ganz vergessen und daß er noch einen Bericht abliefern wollte. Er verabschiedete sich freundlich von Ginger und trat den Rückweg zum Departement an.

 

Motumba Bay Police Departement

 

“Wo ist Allison?” brüllte der Captain quer durch das Revier, das jedem, der wußte was dem, der seine Laune verursacht hatte, blühte, einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Der Chef des Departements stakste wütend zwischen den Schreibtischen umher, eine Antwort von jedem den er böse ansah erwartend, statt dessen versuchten die anwesenden Beamten seinem Blick auszuweichen oder schluckten das schlimmste erwartend, wenn er mit ihnen Blickkontakt herstellte.

“Hier, Chef,” rief der zumeist legere gekleidete Lieutenant den ganzen Einsatzraum zurück. Morrison richtete sich auf und fixierte Mark mit einem durchdringenden Blick.

“In mein Büro!” donnerte der Captain und stapfte voraus in seinen abgegrenzten Bereich.

“Jetzt gibt’s Ärger,” flüsterte Rodis seinem neuen Partner zu, als Mark an seinem Schreibtisch vorbeischlenderte.

Im Büro des Captains herrschte frostiges Klima. Morrison bedeutete Allison Platz zu nehmen und begann mit einer reihe Gesten, von `was soll ich nur mit ihnen machen´-Kopfschütteln bis hin zu abwertenden Schulterzucken.

“Allison, ich habe Sie unter der Voraussetzung an diese Untersuchung gehen lassen, daß sie mir einen Bericht zum Abschluß ihrer Ermittlungen geben, und zwar am nächsten Morgen,” er holte tief Luft, “ Allison, ich sehe hier keinen Bericht,” begann er erneut und ehe Mark Gelegenheit bekam zu antworten unterbrach ihn sein Chef auch schon wieder, “des weiteren hatte ich erwartet, das Sie sich in ihrem neuen Aufgabenbereich und der Nachtschicht melden sollten, was sie ebenfalls nicht getan haben. Und heute Morgen erfahre ich von dem Einsatzbeamten, daß sie anscheinend die ganze Nacht auf der Straße den Robin Hood gespielt haben und kleine Gauner, die wirr von irgendwelchen Monstern gefaselt haben, verhaftet haben. Und die Streifenbeamten erzählten mir dann, daß sie nicht mal an den Einsatzorten gewartet hätten, sondern gleich den nächsten Einbrecher aufs Korn genommen hätten,” der Captain stand auf, drehte sich zu seinem Fenster um, um bei der Beobachtung des friedlichen Polizeihinterhofs wenigstens etwas seiner Fassung wiederzuerlangen, “Ich habe ihre Eskapaden und Geisterjagten lange genug geduldet, aber was Sie sich da geleistet haben schlägt dem Faß den Boden aus. Also hier mein Vorschlag: Sie werden sich wie geplant nächste Woche in New York melden und bis dahin von allen Ihren laufenden Fällen befreit, Sie werden ihren Papierkrieg auf Vordermann bringen oder ich laß mir da noch was Einfallen und wenn Sie den nächsten Monat nicht weiter mit solchen Aktionen wie letzte Nacht auffallen, werde ich über einen Verweis hinwegsehen,” der Captain beendete seinen Vortrag, der Mark in seinem Verlauf immer tiefer in den Stuhl gegenüber dem Schreibtisch seines Chefs hat einsinken lassen. Mark schien jedes einzelne Wort lediglich zu ertragen.

“Wollen sie meinen Bericht hören?” fragte er schließlich und richtete sich wieder auf. Der Captain setzte sich wieder und nickte, “Ich habe Cean-Tech überprüft und bin auch dem Chef begegnet. Wie sie gesagt haben ließen die mich nicht auf eigene Faust eine Durchsuchung starten, aus Angst vor Industriespionen, aber sie haben mich durch den Komplex geführt. Ich konnte dabei aber keine Verbindung zu den Gargoyles finden und glaube, daß selbst mit einem offiziellen Befehl nichts zu finden ist,”

“Also war ihre Untersuchung ergebnislos?”

“Ja, wir können diese Richtung abhaken,” antwortete Mark mit gespielter Frustration. “Kann ich jetzt gehen?” Morrison drehte sich wieder zum Fenster um und wedelte mit der Hand, was Mark als ja deutete.

“Eins noch,” rief der Captain dem Lieutenant halbwegs hinterher, “Wie ist Darin Cean so, ich meine niemand hat ihn bisher gesehen,” erläuterte er sein Interesse.

“Wie Michael Jackson,” antwortete der Lieutenant nach kurzem überlegen, “er versteckte sich die ganze Zeit hinter einem Schleier, ich habe ihn auch nicht gesehen und seine Assistentin hat die meiste Zeit mit mir geredet.”

 

Cean Tech Industries, ein paar Tage später,...

 

Mark betrat mit seiner Sonderzutrittsgenehmigung das Firmengebäude der Cean-Tech, es war kurz vor Sonnenuntergang. Er eilte an den heimgehenden Angestellten vorbei auf den geheimen Eingang zum Wohnbereich der Gargoyles zu. Gina Jordan lief ihm dabei über den Weg, aber außer einem freundlichen ‚Hallo‘ kam kein Wort über Allisons Lippen, obwohl sie genau wußte, was der Polizist hier wollte, ging sie ihm hinterher, um herauszufinden, wo es brannte. Die beiden betraten das Atrium gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang, um mitzuerleben, wie die Gargoyles aus ihrer Steinhaut brachen und ohne Umschweife ihre nächtlichen Verpflichtungen aufnahmen, lediglich die jungen ließen sich etwas mehr Zeit um zu beratschlagen, was sie heute Nacht wohl anstellen könnten. Mark wendete sich sofort, nachdem er aufgewacht war, an Cean.

“Es gibt Probleme,” fing er hastig an.

“Oh, Hallo Mark, wir hatten dich heute Abend gar nicht erwartet,” grüßte ihn Calypse, die den Neuankömmling erst jetzt bemerkte.

“Hi, Mark, was gibt’s,” grüßte auch Jethro.

“Keine Zeit,” fing der Lieutenant erneut an, “Wir haben Probleme, eine Rotte von diesen Neighborhoodwatch-Leuten ist ausgerückt um in der Stadt zu demonstrieren. Sie haben laut inoffiziellen Quellen Unterstützung von den Quarrymen, könnte sein, daß bei der Aktion unschuldige, vielleicht eine Gegendemo, zu schaden kommen.”

“Und das auf nüchternen Magen,” witzelte Kodiak, der seine Aufwachmahlzeit auf unbestimmte Zeit ausgesetzt sah.

“Wir müssen sofort los, das schlimmste verhindern,” Cean handelte schnell und hatte in Null Komma nichts eine Mannschaft Gargoyles zusammengestellt, die zum Schutz der Menschen ausrücken sollte.

Die Krieger Cean, Calypse, Kodiak, Toledo und Jethro flogen sofort in die Stadt um sich der Lage bewußt zu werden und wenn nötig einzugreifen, Mark nahm Ginger in seinem Wagen mit und fuhr ebenfalls in das betroffene Gebiet. Als die beiden in der Innenstadt ankamen, war die Aktion bereits in vollem Gange, Leute von Neighborhoodwatch unter ihnen auch einige Maskierte, vage als Quarrymen zu identifizierende, lieferten sich eine Straßenschlacht mit der Polizei und einigen engagierten Bürgern, denen es nicht gefiel, daß die Leute ihre Fassadenfiguren zerstörten. Mark stieß zu seinen Kollegen, die dabei waren die Schlacht zu verlieren, da die Randalierer nicht mehr unter Kontrolle zu halten waren. Mit Hämmern und sonstigem Gerät bewaffnet fielen die Hooligans über die Verfechter des Rechts her und fügten ihnen großen Schaden zu. Einige der Beamten wurden verprügelt, andere flohen rechtzeitig aus der Gefahrenzone. Mark sah mit an, wie drei seiner Kollegen von mindestens zehn Angreifern mit Knüppeln attackiert wurden und krankenhausreif geschlagen wurden. Gerade noch rechtzeitig traf Cean mit seiner Truppe ein, Kodiak nahm sich sofort der Angreifer an und Calypse brachte die verletzten Polizisten außer Reichweite zu einem sich nähernden Krankenwagen. Die anderen fingen an, sich zwischen der Polizeifront und den Randalierern aufzubauen und die aggressiven Bürger mit wildem gefauche zu erschrecken. Die Taktik schien zu wirken, jedenfalls bei einigen, die Quarrymen waren nicht so einfach zu beeindrucken, sie traten vor und machten ihre Hämmer kampfbereit. Cean und die anderen Gargoyles verstrickten die Angreifer in ein kurzes Handgemenge, bis auch sie Fersengeld gaben. Die restlichen Randalierer, die nicht so schnell fliehen konnten, wurden von den verbleibenden Polizeieinheiten festgenommen und abgeführt, und bevor jemand auch nur seine Stimme, sei es zum Dank oder was auch immer, erheben konnte, waren die Gargoyles auch schon wieder verschwunden.

 

Daheim in dem Cean-Tech Hauptquartier saßen nun die meisten der Clanmitglieder vor dem Fernseher und beobachteten, wie die Medienwelt ihre Intervention beurteilen würden. Der Nachrichtensprecher eines Lokalen Senders redete den ganzen Abend nur noch von Gargoyles, als ob es keine anderen Themen mehr gab.

“So wurde heute eine Aktion radikaler Aktivisten, einen Demonstrationsmarsch mit einer Welle von Chaos und Zerstörung zu säumen, von Gargoyles vereitelt. Ihr überaus heldenhaftes Eingreifen rettete wahrscheinlich heute drei Polizeibeamten das Leben. Gargoyles, deren Existenz vor einigen Monaten noch ein Mythos war und die sich über Jahrhunderte im Versteckten hielten, leben also auch unter uns. So eröffnet sich für die Einwohner von Motumba Bay die Frage, was wollen diese Wesen wirklich, sind sie Außerirdische, die uns heimlich infiltrieren und uns nur in Sicherheit wiegen, sind es Wesen, die auf unserer aller Vernichtung aus sind, oder sind es einfach nur Engel der Nacht, die uns auf unseren Wegen schützen, und unsere Welt ein wenig sicherer machen. Gute Nacht bei Ontario Night Eye, ihr Rodney Soures.”

Toledo schaltete den Fernseher aus und wandte sich zu Cean, der, das Kinn nachdenklich auf eine Hand gestützt, hinter seinem Mentor stand.

“Es sieht so aus, als würde im Nachhinein dann doch noch alles gut,”

“Möglicherweise,” gab der Anführer nach einiger Zeit des Überlegens zur Auskunft, “Aber unser Eingreifen hat die Bevölkerung Motumbas in zwei Lager gespalten, ich schätze, wir haben noch einen langen Weg vor uns...”

 

Ende