The Sentinel Series
The Beginning
Story by M. "Deep Cyko" Kynast 1997
Disclaimer
Ratet mal: Gargoyles gehört nicht mir, sondern Walt Disney und Buena Vista, alles was sich auf die Fantasy-Trickserie Gargoyles bezieht wurde ohne Erlaubnis verwendet. Die Rechte liegen bei den jeweiligen Lizenzeignern. Es ist nicht beabsichtigt hier geltendes Copyright zu verletzen.
Na dann, das ist mein erstes. Zeitlich gesehen muß die Story so zwischen zweiter und dritter Staffel einzuordnen sein. Hab' während einer der Episoden über Goliaths Weltreise angefangen. Viel spaß,...
Am Anfang stand das Wort...
The Beginning
Außerhalb Großraum Motumba Bay, Kanada, November 1996
Einsam und verlassen saß der grüne Gargoyle auf einer Mauer der Ruine, die mal sein Heim werden soll. Weit hat er es in der Welt gebracht, hat Plätze in solch großer Zahl gesehen, welche die Möglichkeiten jedes Normalsterblichen weit überschreiten würden. Jedes Normalsterblichen,
‚Nur das ich nicht sterblich bin‘, dachte er und entschloß sich dazu, seine Position zu verlassen und einen Rundgang durch die Rohbauruinen zu machen.
‚Der Platz war Goldrichtig gewählt‘, er schlenderte durch die offene Konstruktion an einem der schönsten Panoramen Kanadas vorbei. Und wirklich, besser hätte es nicht laufen können, den neuen Firmenzweig der Cean-Tech Industries in Motumba Bay nahe eines Naturschutzgebietes zu bauen und dadurch bei nächtlichen Einsätzen so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen. Darin Cean hatte schon viele Probleme gemeistert, auch wenn es immer schwieriger wurde, seine Identität geheim zu halten, aber der Clou sich ein neues Firmenimperium quasi aus dem Boden zu stampfen und das völlig ohne Unterstützung und vor allem ohne sich jemals irgendwo sehen zu lassen, war die Genialität schlechthin. Darin hatte nie viel von Eigenlob gehalten, diese Überheblichkeit hatte er bereits vor 1100 Jahren aufgegeben, aber jetzt hatte er etwas geschaffen, über das er, ohne rot zu werden, stolz sein kann. Mittlerweile war der Gargoyle wieder an seinem Ausgangspunkt angekommen und bemerkte, wie viel Dreck und Müll die Arbeiter über den Tag dagelassen hatten, nicht weiter verwunderlich, immerhin haben die Arbeiten ja gerade erst angefangen und es wurden auch erst zwei Stockwerke von insgesamt 13 hochgezogen. Cean hüpfte wieder auf die Mauer des Rohbaues, wo er die ganze Zeit unbemerkt dem Treiben in seinem und dem zukünftigen Heim noch vieler weiterer Gargoyles zugesehen hatte und entschloß sich das Ganze noch mal von oben zu betrachten, bevor er aufbrechen würde, um seine Freunde in der bisherigen Clanresidenz, einer alten verfallenen Burgruine wiederzusehen und die Pläne der Patrouillen der noch jungen Nacht durchzugehen.
‚Wirklich, nicht schlecht die Wahl‘, lobte er sich nochmals, als er die ausgezeichnete natürliche Tarnung des Gebäudes bemerkte und mit den letzten, zufriedenstellenden Eindrücken der Baustelle Richtung Burg aufbrach.
Cean landete auf der einzig noch verbliebenen, intakten Burgmauer, welche im Allgemeinen als Start und Landepunkt für alle Gargoyles des Clans dienten. Der Erste, der ihn bemerkte, war die für diese Zeiten obligatorische Tür und Bruthöhlen Wache. Diese Nacht wurde sein bester Freund Kodiak eingeteilt, ein 2 Meter großer Hüne mit bärengleichem Äußeren, mal abgesehen von den Schwingen und der Kleidung, ansonsten hätte er als einheimischer Grizzly durchgehen können. Kodiak war seit Jahren sein bester Freund und beide hatten schwere wie leichte Zeiten geteilt, niemals auf einen guten Kampf verzichtend, wurde er über die Jahre zu einem zuverlässigen und starken Krieger.
“Hallo Cean, läßt sich unser großer Führer auch mal wieder sehen?” Kodiak und Cean reichten einander die Klauen zu einem Unterarmschlag. Kodiak gab den Eingang frei und beide traten in die Vorkammer der Ruine ein, doch während Kodiak am Eingang zurückblieb, um seinem Dienst als Wächter weiter nachzugehen, drang Darin weiter in die Burg ein und erreichte schließlich die frühere Ratshalle, welche für die Gargoyles des Clans mehrzwecklich als Besprechungs- und Gesellschaftsraum fungierte. Dort traf er auf weitere Mitglieder des ansonsten großen Clans, das Paar Declan und Rosia, die beiden irischen Weltumwanderer mit ihren Kindern Simmoril und Joranna, seinen alten Schwertmeister und Mentor Toledo, benannt nach dem Schwert, das er trug, die jungen Nachwuchskrieger, unter der derzeitigen Führung des besten Kandidaten auf den ‚Second in Command‘-Posten: Jethro, einen vogelähnlichen Gargoyle, der sich trotz des kälteren Klimas in Kanada immer noch ganz Surfer gibt und die jüngeren Clanmitglieder, die sich noch nicht für eine Karriere in einem Gebiet als Kämpfer oder Gelehrter entschieden haben. Cean bemerkte, wie so oft in der letzten Zeit, daß der Weg der Gargoyles in der heutigen Zeit nicht mehr ganz so stur verfolgt wurde, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war. Trotz daß die Menschen Angst vor den Gargoyles haben, und sie sich ihr ganzes Leben nun schon verstecken, nehmen sie immer mehr Verhaltensformen der Menschen an. Als Cean so darüber nachdachte, daß Simmoril und Joranna immer als Kinder von Declan und Rosia und nicht als Kinder des Clans gesehen wurden, und daß es bis vor kurzem eigentlich nicht üblich war, Gargoyles mit Namen zu versehen und diese Vorgehensweise nur gewählt wurde, um besser mit den Menschen zu interagieren, wurde ihm plötzlich klar, wie schnell die Zeit vergeht, daß ‚vor kurzem‘, welches er erwähnte, war eigentlich schon vor hunderten von Jahren Vergangenheit, in seinen 300 Jahren in Japan war es durchaus Gang und Gebe Gargoyles zu benennen. Diese Art wurde auch auf ihn selbst angewandt, und er erhielt so Mitte des 14 Jahrhunderts seinen eigenen Namen. Nun hat jeder Gargoyle einen Namen, wie jeder Mensch. Dennoch unterschieden sie sich noch zu sehr um akzeptiert zu werden. Cean stolperte plötzlich über eines der Spielzeuge, die die Jungen auf dem Boden verteilt hatten, um sich bei einem gemeinsamen Spiel zu erfreuen und dann den Abend mit einigen Lehrstunden in der belustigenden, fesselnden und äußerst faszinierenden Erzählweise von Toledo zu verbringen. Cean begab sich auf die Höhe von dem jungen, tief roten Netzflügler, den alle Spencer nannten, um ihm das Spielzeug wieder in die Hand zu geben aus der es ihm gerade entglitten war. Der Weg der Gargoyles hatte nie viel übrig für den Besitzgedanken und auch nicht für Erwerb und Anhäufung von Reichtümern, schoß es ihm durch den Kopf, dennoch besaßen diese Kinder ihr eigenes Spielzeug, das sie zwar mit den anderen teilten, aber es gehörte ihnen. Sogar er selbst besaß einige Reichtümer, er baute sich gerade in diesem Moment ein neues Firmengebäude auf. Die Gargoyles waren im Begriff sich anzupassen, sie kleideten sich sogar wie die Menschen, einige trugen Hosen, Shorts, Kleider und Hemden, nur wenige trugen noch die traditionell übliche Gargoyle Kleidung von Lendenschurz oder Tunika, selbst Cean trug zu seinem Schurz ein T-Shirt und eine Weste. Würden die Flügel nicht den Gargoyle verraten, würde sich der Clan sogar fast völlig unbemerkt unter Menschen bewegen können. Dennoch wurden sie nicht akzeptiert, ja sogar gefürchtet. Das Aussehen kann es im Grunde nicht sein, da sie sich ja kaum von den Menschen unterscheiden würden, sähe man von der ein oder anderen Kleinigkeit ab. Die Menschen fürchten anscheinend nur das Unbekannte,”Und das muß sich ändern”, mehr laut gedacht als leise gesprochen zog Cean plötzlich die Aufmerksamkeit auf sich, Toledo beendete seinen Vortrag und die jungen und wenigen Alten, die anwesend waren drehten sich zu ihrem Anführer um.
“Beabsichtigst Du mich zu Ende erzählen zu lassen, oder hast Du vor uns jetzt sofort mit Deinen Anekdoten zu langweilen.” gab der alte Schwertmeister von sich.
“Das hat keineswegs Zeit!” erwiderte der grüne Gargoyle, “Ich habe in letzter Zeit bemerkt, wie sich alles verändert hat. Wir dachten immer die Menschen würden uns nicht akzeptieren, weil wir so verschieden voneinander sind, aber seht uns doch an, wir tragen menschliche Kleidung, haben Namen wie die Menschen, unsere Kinder spielen sogar mit menschlichem Spielzeug. Es muß an etwas anderem liegen, wahrscheinlich daran, daß sie uns nicht kennen, daß wir ihnen unbekannt sind und sie das Unbekannte fürchten und deshalb eher hassen. Das ist jetzt nicht so ein Standardspruch, aber wir sollten etwas Öffentlichkeitsarbeit leisten, damit die Menschen uns besser kennenlernen.”
“Du glaubst doch nicht ernsthaft, daß die Menschen uns akzeptieren werden, wenn wir uns vor sie stellen und sagen: ‚Hey wir sind da, liebt uns oder lasst es.‘” Warf Toledo ein und entlockte den jungen einige verspielte Kicherer.
“Natürlich nicht. Aber wir sollten auf die Menschen eingehen, wir retten doch jede Nacht unzählige vor Raubüberfällen und Angriffen und einige von ihnen sehen uns, wir könnten die Gunst der Stunde, den Zufallsmoment ausnutzen und auf sie Eingehen, sie überzeugen keine Angst vor uns zu haben.”
“Du bist zwar unser Anführer, aber manchmal hast du schon ein paar merkwürdige Ideen, manchmal frage ich mich ob Dir Dein Erfolg als Geschäftsmann zu Kopf gestiegen ist. Sei es drum, was Du da vorschlägst wird uns sicher helfen die Torwache abzuschaffen, Kodiak zieht es nämlich vor während seiner Schicht zu schlafen, als seiner Aufgabe nachzugehen.” den letzten Teil der Ansprache lauter ausgesprochen, kam im Handumdrehen ein großer Bär mit Flügeln hereingepoltert und zur Belustigung der sich kaum noch auf den Sitzen halten könnenden Kinder, jagte er mit übertrieben gespielten Ärger auf den alten Fechter los.
Cean zog eine Augenbraue hoch und verließ den Saal in Richtung Frische Luft. Der Anführer lehnte sich an die letzte intakte Brüstung der Start und Landebahn und beobachtete eine Weile das Panorama der nahen Stadt, die im fahlen Mondlicht nur durch die vielen Lichter auszumachen war. Nach einer Weile leistete ihm sein Mentor Gesellschaft.
“Schöne Aussicht bei Vollmond!” begann er, “Du weißt ja, daß ich das da drinnen nur zur Stimmungslockerung eines trockenen Vortrags gemacht habe, aber hast Du Dir das wirklich gut überlegt, daß wir uns den Menschen offenbaren müssen?”
“Ist das denn so absurd?” fragte Cean zurück, den Blick immer noch auf die Vielzahl von Lichtern aus der Stadt Motumba Bay gerichtet.
“Du weist ich stehe immer hinter Dir, die anderen auch, sonst wärst Du nicht unser Anführer. Du kannst also immer auf uns zählen, egal welche Aktion Du auch planst.”
Cean verzog für eine Weile nachdenklich das Gesicht, offerierte dann seine Hand zu einem freundschaftlichem Händeschütteln. “Danke, alter Freund,” Toledo erwiderte den Gruß, “hatten wir heute Nacht nicht noch eine Patrouille?” beide gaben noch ein herzliches Lachen von sich und gingen dann wieder in den Saal, um einen Patrouillenplan für die Nacht auszuarbeiten.
Es war eine ruhige und ereignislose Nacht für das Motumba Bay Police Departement, der Chef der Ermittlungsabteilung Lt Mark Allison saß gelangweilt an seinem Schreibtisch und nutzte die ruhige Zeit endlich mal wieder Ordnung in die Schublade mit den ungelösten Fällen zu bringen. Die Anzahl der Monstersichtungen schienen sich in letzter Zeit in Hochkonjunktur zu befinden. Auch wenn die meisten Fälle von den Beamten vor Ort, als faule Ausreden abgetan wurden, ließ sich Mark in letzter Zeit immer mehr dazu hinreißen, den Fällen mit Monstersichtungen mehr Beachtung zu schenken, besonders bei denen, wo die Beschreibungen der Ungeheuer immer wieder ähnlich ausfielen. Seit seiner Dienstzeit, die er vor einigen Jahren in New York abgeleistet hatte, verwunderten ihn Nachrichten über geflügelte Racheengel aus der Hölle immer weniger, aber die Fälle waren auch dementsprechend interessant, um seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, sie nicht als einfache X-Akte abzutun, sondern die jeweiligen Akten zur näheren Untersuchung in sein Departement zu überstellen.
‚Was habe ich mir da für einen Käse aufgehalst?‘ dachte er sich, als er die ersten 50 Akten durchhatte, ‚Mindestens die Hälfte dieser Idioten haben anscheinend etwas zu viele Cartoons gesehen.‘ Mark öffnete eine weitere Akte, überflog kurz die wichtigsten Angaben zum Fall, eine einfache Raubüberfallgeschichte. Der Räuber versuchte sich rauszureden, indem er eine Geschichte über fliegende Echsen mit irren Kräften babbelte, die ihm eine übergebraten hatten, um ihm den Überfall anzuhängen. Der Lieutenant schloß die Akte sofort wieder mit einem schmalen Grinsen im Mundwinkel und ließ sie in die Aktenbox mit der Handschriftlichen Notiz: Unwahrscheinlich verschwinden. Der Ordner mit dieser Aufschrift war der größte auf seinem Schreibtisch, denn obwohl er der einzige Polizist in diesem Department war, der unwahrscheinlichen Ideen offener gegenüberstand, war er kein leichtgläubiger Irrer, der unter allen Umständen versuchen wollte etwas zu beweisen, was er nicht beweisen konnte. Wieder erinnerte er sich an seine Zeit in New York.
‚Meine besten 3 Jahre,‘dachte er. New York war schon ein ganz anderes Kaliber, als die tiefe Provinz seines Geburtsortes, viele Fälle dieser Art hatten ihn damals auf unglaubwürdige und ungewöhnliche Tatbestände aufmerksam gemacht. Das interessanteste Thema der Polizei, wie er fand. Nur schade, daß der Posten bereits an einen vergeben war, der sich etwas schneller um ihn bemüht hatte. Dieser Ex-FBI-Agent, mit einer Vorliebe für UFOs und Geheimbünde, hatte leider den besseren Riecher und ließ sich zielstrebig auf diesem Posten einsetzen, die einzige Chance den Mark da noch hatte war die Beförderung und Versetzung an den Schreibtisch in Motumba. Aber er hatte endlich seinen Willen an den X-Fällen arbeiten zu dürfen, und als Chef der Ermittlungsabteilung hatte er das unumschränkte Recht sich an Einsätzen seiner Wahl aktiv zu beteiligen.
“Hier ist noch einer!” Allison blickte aus seiner halbschlafenen Konzentration auf und sah seinen Stellvertreter Detective Rodis, mit einer weiteren Akte in der Hand vor ihm stehen.
“Und was ist es diesmal?” fragte er gelangweilt und fuhr sich mit einem Gähnen mit beiden Händen durchs dunkle Haar.
Eigentlich erwartete er wieder eine Standardantwort, einige belustigte Bemerkungen und die übliche Langeweile in der Stimme seines ersten Mannes, die ihm wieder einmal vor Augen führen sollte, wie sehr der heutige Tag ihn doch langweilen würde.
“Jetzt mal was interessantes, ein Fall von vor 6 Wochen. Ein paar Gauner wollten ein Ehepaar auf Urlaubsreise erleichtern, überlegten es sich jedoch anders, als, auch auf Aussage unserer Turteltauben, ein paar geflügelte Monster auftauchten und die kleinen Fische zur Strecke brachten. Der Knackpunkt ist jener, die Beschreibung paßt haargenau auf eine andere von vor 2 Wochen und das Paar behauptete auch noch, daß sie solche Vorfälle schon die ganze Zeit verfolgen würden.” Rodis feuerte den Ordner in Richtung seines Chefs und ließ sich in den Stuhl vor seinem Schreibtisch fallen. “Unheimlich, was? Ich frag‘ mich ehrlich, wo diese Typen die ganzen Horrorstories ausgraben, und wieso Du sie so interessant findest?” Er fing an, an der Schreibtischdekoration zu spielen, während Mark die Akte sorgfältiger, als die meisten anderen studierte und sie schließlich in einen Karton für angenommene Fälle fallen ließ.
“Weiß ich eigentlich auch nicht Sie sind nur anders, und das ist so interessant. Und wenn Du Dich langweilst, in dieser Schicht passiert bestimmt nichts mehr. Es ist bereits dunkel, also warum fährst Du nicht nach Hause, ich mache auch gleich Schluß.” Allison schloß die Kartons und Akten und nahm seine Lederjacke auf, Rodis stand ebenfalls auf und griff gleichfalls zu seiner Jacke, die neben ihm über dem Stuhl seines eigenen Schreibtisches hing. Beide waren schon bereit zu gehen und wollten sich nur noch vom Wachhabenden Officer verabschieden, als sich dieser auch gleich an den Chef der Einsatzgruppe wendete.
“Wir haben da was für euch Monsterverrückte. Ein paar Spinner riefen gerade an und behaupteten eine Jugendgang würde sich `ne Schlacht mit riesigen Bestien liefern. Ein Streifenwagen ist schon unterwegs, aber ein paar Sachverständige können die immer brauchen,” der Sarkasmus in der Stimme des Polizisten war unüberhörbar, jeder schien von dem heimlichen Tick ihres Lieutenants zu wissen und dies als Anlaß für kleine Witze und Sticheleien zu nehmen.
Mit einem Schulterzucken signalisierte Mark Rodis ‚was kann‘s schaden da mal vorbeizufahren‘ und war mit seinem Detektive schon unterwegs zu der Adresse in der Innenstadt, die ihnen der Wachhabende genannt hat, um sich die Aktion mal anzusehen.
Die 69er Stingray, die Mark als Einsatzfahrzeug zu benutzen pflegte, kam mit quietschenden Reifen zum stehen. Allison und Rodis stiegen aus und gingen direkt auf den Leitenden Beamten zu, der sie sofort erkannte und ihnen auf halben Wege entgegen kam.
“Scheint so, als hätten eure Monster mal wieder zugeschlagen,” der Beamte deutete auf eine Gruppe jugendlicher Gangmitglieder, die gerade in Handschellen abgeführt wurden, dahinter erspähte der Lieutenant eine weitere Gruppe, die soeben von anderen Beamten befragt wurden.
“Augenzeugen?” erkundigte sich Mark knapp und ging auf die Gruppe zu.
“Ja, diese fünf wurden anscheinend von dieser Gang angegriffen und dann angeblich von einer Gruppe Bestien gerettet, die gleich nachdem sie die Bande ausgeschaltet hatten schon wieder verschwanden. Sind einfach davongeflogen,” der Polizist lachte bei den letzten Worten und wendete sich wieder der Abführung der festgenommenen Gang zu, als die beiden Einsatzoffiziere die Gruppe Augenzeugen erreicht hatten und allen Anscheines nach eine eigene Befragung durchführen wollten.
“...und dann sind sie einfach davongeflogen, auf riesigen Flügeln, sie sind da die Wand hochgeklettert...” schilderte gerade einer, der sogenannten Augenzeugen, einem der Polizisten den Tatverlauf.
“Es waren drei, mindestens zwei Meter groß,” fügte ein weiterer hinzu.
“Wie sahen sie genau aus?” fragte Allison dazwischen.
Ratlose Gesichter und eine Gruppe Polizisten, deren heimliches Gelächter auf einmal verstummte blickten den Lieutenant fragend an.
“Oh, Lieutenant Allison, wollten sie diese Befragung durchführen?” fing einer der befragenden Beamten an.
“Nun sie waren groß, zwei Meter – mindestens – und alle unterschiedlich gefärbt – einer war grün – und sie hatten Flügel...” die gemischten Aussagen der verschiedenen Zeugen waren bestenfalls vage, auf jeden Fall reichten sie, um bei den Beamten wieder Gekicher auszulösen, und nachdem die Zeugen entlassen wurden, schlug jenes Gekicher schnell in Gelächter um.
Cean hockte still schweigend und ganz ruhig auf einem nahen Dach seines letzten Einsatzgebietes. Er lauschte der Unterhaltung der Polizisten, die die Gauner, welche er zusammen mit Kodiak und Declan zuvor fertiggemacht hatte, verhafteten. Die meisten Polizisten schienen die Aussagen der Leute, die sie gerettet hatten als Humbug abzutun, nicht jedoch dieser ohne Uniform, ganz leger in Lederjacke gekleidet, dieser eine Polizist erregte irgendwie seine Aufmerksamkeit. Gewiß würde er sich näher mit diesem Menschen und seinem Interesse beschäftigen, vielleicht würde er ihn sogar als einen Verbündeten gewinnen können, denn eines war klar, ohne Unterstützung würden die Gargoyles niemals Teil der menschlichen Gesellschaft werden können. Leise wie zuvor gab er seine Statuentarnung auf und begab sich auf die andere Seite des Daches, um seine Schwingen ohne Aufmerksamkeit zu erregen auszubreiten und abzuheben.
Einige der abfahrenden Personen bemerkten kurz einen Schatten, der über ihren Köpfen vorüberglitt, kümmerten sich aber nicht um die Ursache und keiner bekam mit das soeben eines der ‚Monster‘, welches alle beschrieben den Schauplatz verlassen hatte.
Die Sonne ging auf, und über den Überresten der Greystone Festung ragten nunmehr nicht der innere Kern des Sentinel Clans, um ihr Heim zu schützen, sondern sieben Gargoyle Statuen, die, obwohl sie letzte Nacht so wie viele Nächte zuvor nicht dort standen, so aussahen, als ob es sie immer gegeben hatte und sie schon ewig dort ruhen würden. Die Festung wurde allmählich vollständig in Sonnenlicht getaucht die Statuen außen zeigten sich in ihren eindrucksvollsten Posen, ein Bär mit Flügeln, bedrohlich alleine schon seine Größe von über zwei Metern, eine kleinere, aber nicht minder bemuskelte Figur bedrohlich durch die Pose Fernöstlicher Kampfkunst und mit einem Schwert bewaffnet, sowie ein Paar, männlich und weiblich anmutender Geschöpfe seitlich zueinander stehend, sich gegenseitig durch Abwehrhaltung die Flanken deckend und dabei scharfe Klauen und Fangzähne zeigend, die anderen drei, nicht minder gefährlich aussehende Gestalten in unterschiedlichen Haltungen. Jede von ihnen ebenfalls scharfe Klauen präsentierend, dabei sehr böse aus Pupillenlosen Augen dreinblickend. Jede der Figuren sah anders aus, einige wie Echsen, andere mehr wie gefährliche Säugetiere, dennoch schien es so, als wären alle dem Geist des selben Künstlers entsprungen.
Unweit der Festung, innerhalb der Stadt Motumba Bay spielte sich, fernab dieser Idylle, ein ganz anderes Szenario ab. Mehrere Männer und Frauen, die allesamt so richtig brutal aussahen, rotteten sich in einem Lagerhaus zusammen, um eine Art Versammlung auf höchst geheimer Ebene abzuhalten. Ihr Anführer schien nicht sehr freundlich gelaunt zu sein.
Er rief die versammelten zur Ruhe und nahm eine höhere Position ein, um besser zu ihnen sprechen zu können.
“Gestern Abend ging nicht nur eine unsere Straßeninterventionen, sondern auch ein bis ins kleinste Detail geplanter großer Deal vor die Hunde,” ein Raunen ging durch die Menge bevor er fortfuhr, “ was die wenigsten von euch wissen, und laßt mich euch nun aufklären, als unsere engagierte Jugendgang gerade damit beschäftigt war, einige Touristen zu erleichtern und wir die ersten Parts unseres Geschäfts mit den japanischen Kollegen abzogen, tauchten da diese angeblichen fliegenden Nervensägen auf und vermasselten unserem Nachwuchs die Show. Dafür tauchten die Bullen auf und als unsere ausländischen Geschäftspartner den Braten rochen, haben die, noch bevor sie alles ausgepackt hatten, auch schon wieder alles im Sack und kratzten die Kurve!” Der Redner pflegte einen übertrieben sarkastischen Tonfall, den die meisten sowieso nicht lustig fanden, die anderen lachten nicht, um die ohnehin schlechte Laune ihres Bosses nicht noch mehr zu vermiesen. Diejenigen, die es dennoch taten, wurden sofort von den älteren Gaunern zurechtgewiesen.
“Das ist inakzeptabel!” polterte der Anführer daraufhin los, “In den letzten drei Jahren schwindet unsere Vorreiterstellung in diesem Gebiet, und das nur, weil jedesmal, wenn wir einen großen Fischzug anpacken, diese merkwürdigen Monster auftauchen, die noch keiner gesehen hatte. Damit noch nicht genug, jetzt fangen diese selbsternannten Verfechter der Armen und Schwachen an, unsere kleinen Nebengeschäfte zu sabotieren!” der Boss war jetzt nicht mehr nur schlecht gelaunt, sondern wirklich böse.
“Wie dem auch sei. Ich habe vor einigen Monaten versucht, Kontakt zu unserem früheren Geschäftspartner Charles Canmore aufzunehmen, ohne Erfolg. Anscheinend ist er ´89 in Paris gestorben. Jedenfalls, die Waffen die wir ihm geliefert haben, schienen für eine größere Jagd ausgelegt zu sein und ich habe da mal nachgeforscht und bin auf seine Kinder und einen Industriellen aus New York gestoßen. Über Umwege habe ich herausgefunden, daß es diese Monster tatsächlich geben soll. Ob es nun irgendwelche Märchengestalten sind, oder zweite Batmans in Kostüm und Umhang soll mir egal sein. Ich will diese Viecher tot auf einem Silbertablett!” er schlug heftigst mit der Faust auf einen nahen Tisch, der nachfolgende Donner war so laut, daß er Tote hätte aufwecken können, ganz zu schweigen von den paar Ganoven, die während seines Vortrages kurz einnickten und nun mit schuldbewußtester Mine dreinblickten.
“Soweit ich das verstanden habe, kommen die Nachts aus ihren Löchern, sind Tagsüber am schlafen und nur schwer an ihrem Ruheort aufzuspüren. Wir werden also Nachts eine Falle vorbereiten und auf diese Viecher warten, und dann machen wir sie kalt!” unter lautem Gejohle griff der Chef und seine zwei, nie von seiner Seite weichenden Bodyguards, ein Mann und eine Frau im Militär-Look, mit Patronengürteln über den muskelbepackten Oberkörpern, nach einigen bereitstehenden Waffen und forderten die anderen auf, sich ebenfalls zu bedienen.
“Dann greift mal zu Leute! Extra für diese Gelegenheit habe ich einen Deal mit unserem Freund Dracon abgewickelt. Diese Strahlenwaffen stammen frisch aus den Werkshallen unseres guten Freundes Xanatos,” er zielte kurz auf einen Stapel herumliegenden Schrotts und drückte den Auslöser. Anstelle einer Kugel kam ein gebündelter Energiestrahl aus der Mündung und zerlegte den Stapel in seine Einzelteile. Der Boss fing an hämisch zu lachen und nach einer Schrecksekunde fingen auch die anderen an, in das Gelächter einzustimmen.
“Wenn unsere Falle steht, kommt Dracon mit einer weiteren Ladung rüber, und dann wird’s richtig heiß!”
Schlag sieben Uhr war die gewöhnliche Zeit für den Schichtwechsel im Polizeirevier. Allison, der von diesem Treiben eigentlich nie etwas mitbekam, war heute Morgen etwas früher aufgestanden, um ein Team aus der Tagschicht zusammenzustellen, das ihm dabei helfen soll einem Tip, den er letzte Nacht bekam, nachzugehen. Er beobachtete, wie jeweils fünf Streifenpolizisten und drei Detectives gegen die gleiche Anzahl von Tagschichtschiebern ausgetauscht wurden. Anscheinend die übliche Anzahl von Beamten für ein mittelgroßes Revier, wie das der Innenstadt von Motumba. Mark erinnerte sich wieder an seine Zeit in New York, an die Nachtschicht, seine Lieblingsschicht, da er in ihr den besten Partner fand den er je hatte: Peter Maza, ein Veteran auf seinem Gebiet. Auch wenn er ihn immer als das Greenhorn betrachtete, war er ein exzellenter Lehrer für ihn gewesen, und er konnte sagen er hatte viel von ihm gelernt, was der Lieutenant jetzt natürlich auch einsetzen wollte. Sein Team sollte aus unauffällig agierenden Detectives bestehen, welche Erfahrung in dieser Art von Ermittlung hatten. Das einzige Problem war jenes, daß er zu lange nicht mehr aktiv dabei war und die neuen Detectives nicht mehr so gut einschätzen konnte, wie ein Einsatzgruppenleiter, also mußte er sich auf einen alten Freund verlassen, der jetzt jenen Posten inne hatte.
“Hey, Jack,” begrüßte er den Chef der Einsatzgruppe in seinem Büro. Sein Freund war ein mittlerweile etwas rundlicher geratener, schnurbarttragender Polizeiveteran, durch Jahre am Schreibtisch gezeichnet, “Schlecht siehst Du aus. Du solltest mal öfter hier rauskommen. Der Papierkrieg macht Dich fertig, Captain,” er trat auf Jack zu der jetzt seinen Kopf hob und obwohl der sarkastischen Bemerkung lächelte und seinen alten Freund begrüßte.
“Hallo Mark, lange nicht gesehen. Was verschafft mir die Ehre?” der alte Polizist kam gerne gleich zur Sache.
“Ich brauche ein paar Deiner Männer für ´ne Insider-Aktion!” entgegnete der Lieutenant genauso schlagfertig.
“Kein Problem, wir sind die letzte Zeit eh nicht besonders ausgelastet gewesen, wen willst Du?”
“Das ist schon ein Problem!” er setzte sich, “Ich habe keine Ahnung. Die Neuen kenn‘ ich nicht und kann sie nicht einschätzen. Wen kannst du mir empfehlen? Ich brauche Leute, die sich etwas mit dieser Arbeit auskennen,” Mark kramte seine Notizen über die laufenden Ermittlungen heraus und schob sie dem Captain über den Schreibtisch. Der überflog sie kurz und sah dann den Lieutenant prüfend an.
“Woher hast Du das denn? Die in New York suchen fast ein Jahr nach diesen Dingern, von den Jungs der Regierung ganz zu schweigen,”
“Ich hab `nen Tip gekriegt, gestern Abend,” entgegnete Mark trocken.
“Die suchen die halbe Welt nach Top Secret Laser Waffen ab und du bekommst mitten in der Nacht `nen Tip, daß die Dinger in Motumba in einem Lager liegen, zusammen mit einem Stadtbekannten Mafiosi und Hehler,” Jack legte die Akten zurück, “kannst Michaels und Dorigan haben, zwei meiner besten, auf so eine Aktion haben die beiden schon lange gewartet.”
Mark verzog den Mund zu einem breiten Grinsen, “ich dachte schon du würdest ablehnen,” er stand auf und reichte seinem Vorgesetzten und Freund die Hand zur Verabschiedung.
“Konnte ich dir je einen Wunsch ausschlagen?” er nahm den Handschlag entgegen, “Bring mir die Jungs nur heil zurück,”
Mark verließ das Büro und machte sich auf den Weg in sein Departement zwei Stockwerke höher im Gebäude, ‚So, das war der einfache Teil!‘ dachte er auf dem Weg zum Fahrstuhl und legte sich in Gedanken schon mal einen Einsatzplan zurecht. Im richtigen Stockwerk angekommen betrat er den Raum, in dem unter anderem sein Schreibtisch stand, Rodis wartete bereits dort und hatte schon den Hörer des internen Apparats in der Hand, um die Detectives für den Einsatz zu rufen.
“Und wie ist‘s gelaufen?” fragte er sofort, als sich sein Kollege an seinen Schreibtisch gesetzt hatte.
“Sie heißen Michaels und Dorigan, er hat mir versichert sie wären seine besten Männer,” Rodis begann zu wählen und die Männer in die Planung zu rufen.
“Sie müssen gut sein wenn er uns für so eine heiße Sache nur zwei Männer abstellt,” weiter äußerte er sich nicht, da bereits jemand an dem anderen Ende der Leitung antwortete. Rodis forderte die Männer an, während Mark nervös in der passenden Akte fingerte.
“Warum so nervös, die Aktion ist gut geplant. Wir werden diesen Kerl überraschen und festnehmen, der Kerl hat keine Ahnung, daß wir schon von ihm wissen, bevor er zum Zug kommt, haben wir ihn schon und einen der größten Fälle von illegalem Waffenhandel des Jahrzehnts gelöst. So was gibt Pluspunkte beim Chef,”
“Ja ich weiß auch nicht, warum ich so nervös bin. Vielleicht bin ich einfach nur zu lange aus der Einsatzleitung raus, vielleicht verliere ich nur meinen Schneid,” Mark stand wieder auf und machte sich zusammen mit seinem Kollegen auf den Weg, sich mit den Detectives zu treffen und die Strategie zu planen.
Langsam zerstreuten sich die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Horizont. Vormals massiver Stein begann Rißlinien zu bilden und auseinanderzubröckeln. Mit lautem Gebrüll schüttelten sieben Gargoyles auf der größten, intakten Burgplattform Steinreste von ihrer Haut und Kleidung. Im Innern des alten Bauwerks spielte sich ein ähnliches Szenario ab, lediglich die Anzahl der Gargoyles variierte. Die Mehrheit des Clans war niemals über Tag auf der Burg vertreten, dies war den besten Kriegern vorbehalten, die die Burg beschützen sollten. Zig verschiedene Gargoyles unterschiedlicher Geschlechter und Altersgruppen erwachten nun und machten sich daran ihre allnächtlichen Verpflichtungen zu erfüllen. Darin Cean ihr Anführer und einziger Gargoyle im Clan mit einem separaten Vornamen, sprang von seiner erhöhten Position auf der Burgplattform und führte seine Wachmannschaft ins innere der Burg, um die heutigen Patrouillepläne zu besprechen, Kodiak sein erster Kämpfer, Toledo der Clanälteste und die besten Krieger des Clans, Rosia, Declan, Kyrashi und Barrin folgten ihm durch den Burgeingang mit dem freundlichen ´Gefahr`-Schild an der Tür.
“Gestern Nacht haben wir viel riskiert, uns in so großer Zahl der Öffentlichkeit zu zeigen,” bemerkte der älteste und zeigte dabei seine besorgteste Mine.
“Wenn wir in Zukunft akzeptiert werden wollen, müssen wir Risiken eingehen. Die Menschen müssen sehen von wie großem Nutzen wir sein können. Sie dürfen keine Gelegenheit bekommen vor uns Angst zu haben, und das erreichen wir am besten wenn wir Verbrechen verhindern, die Menschen schützen und sie dabei auch gleich sehen wie sehr sie uns brauchen können.” Ceans Worten zum Schluß hatte er schon längst den Entschluß gefaßt, sich den Menschen dieser Stadt zu offenbaren, und als guter Krieger des Clans lag es nicht in Toledos Aufgabenbereich seinem Anführer zu widersprechen.
Klar wußte Cean, daß Toledo den Menschen nicht traute, sie hatten vor fast hundert Jahren seinen ganzen Clan vernichtet, während er das Kommando hatte, und damals hatte er den Menschen getraut, einer war sogar sein Schwertmeister und er hatte diese Ausbildung sicher nie bereut. Die Meinung der anderen mußte er erst hören, da sie zu schwer einzuschätzen waren, jeder hatte schon einmal ein tragisches Erlebnis mit den Menschen. Kodiak und der ursprüngliche kanadische Clan waren einst die Beschützer des Waldes, die sich um die Sicherheit der in ihm lebenden Tiere und Bäume kümmerten und sie vor Wilderern und illegalen Fällern schützten, dabei wurden oft Krieger verletzt oder gar getötet. Rosia und Declan sind mit ihren Kindern vor langer Zeit aus Irland geflohen, als ihr Clan von Jägern gejagt wurde. Kyrashi hatte einige Erlebnisse mit Menschen, die zuerst Verbündete zu sein schienen und sich dann gegen ihn stellten, so wurde er in einen menschlichen Clan namens Yakuza aufgenommen, von ihnen jedoch verraten und letztendlich gejagt. Jeder hatte so seine Erlebnisse, auch Cean hatte über sein 1500 Jahre währendes Leben viele schlechte Erfahrungen mit den Menschen gemacht, dennoch hatte er sich entschlossen ihnen noch eine Chance zu geben und er wußte, daß sein Clan hinter ihm und seiner Entscheidung stehen würde.
“Keine Sorge es wird schon klappen, wir haben über die Jahrhunderte immer die Freundschaft der Menschen erringen können, indem wir unsere Kampfeskunst in ihre Dienste stellten,” versicherte der grüne Anführer seinen Kriegern auf dem Weg zur großen Ratshalle, in der schon die anderen Kämpfer warteten. Die Kinder des Clans fehlten heute, sie wurden bereits von einem der Älteren in den Wald zum Training geführt.
“Ja, aber wir sind nicht in Japan und die Zeit der Samurai ist auch vorüber, diese Menschen halten nicht viel von Ehre und auf ihr Wort kann man sich auch selten verlassen,” entgegnete Toledo und erntete daraufhin einen bösen Blick, der sagen wollte ‚stellst du meine Autorität in Frage?‘. “Versteh mich nicht falsch, ich stehe voll und ganz hinter Dir, nur kann zu viel Optimismus schädlich sein. Denk nur an den Clan aus Manhattan, Goliath gab den Menschen immer wieder eine weitere Chance und jetzt wird er von den Pack, diesem widerlichen Dracon, Xanatos und einem halben Dutzend anderer gejagt!”
Der Blick wich einem Stirnrunzeln, natürlich wußte er von Goliaths Problemen sich in der Gesellschaft New Yorks zu etablieren, das hatte ihn ja vor einem Jahr, als er in Manhattan auf den Wyvern Clan stieß, auf die Idee gebracht sich mit den Menschen auf einem Level zu treffen und eine Einigung zu erzielen. Auch wenn er über die Jahre nicht gerade zum besten Freund von Goliath wurde, so verfolgten sie doch gemeinsame Ziele. Gerade die Aussicht auch nur einen Verbündeten zu finden war der Mühe wert. Er setzte wieder ein optimistisches Gesicht auf und wechselte das Thema.
“Ich frage gleich mal im Hauptquartier nach, ob für heute ein Insider-Tip vorliegt, danach fangen wir mit der Planung der heutigen Patrouille an,” beschloß der Anführer und machte Anstalten die Halle in Richtung seiner derzeitigen Kommandozentrale von wo aus er jeden zweiten Tag die Geschäfte seiner Firma regelte.
“Laß dir Zeit!” rief ihm Kodiak hinterher, “Keine Patrouille, ohne nicht vorher gefrühstückt zu haben!”
Der kleine Raum des zentralen Hauptbüros war kaum der Standard an Komfort, den Cean aus seinem Büro in Europa gewohnt war, jedoch erfüllte es bisher seinen Anforderungen, da er sowieso nur jeden zweiten Tag ohne Steinschlaf überdauern konnte, eine Eigenheit seines auf irgendeine Weise magischen Schwertes, das anscheinend nur einen Tag zum wiederaufladen brauchte. Dennoch war er froh, überhaupt eine Zeit ohne zu versteinern überdauern zu können. Es war ein Glücksfall, daß er jenes magische Schwert 1583 in Ishimura fand und erwarb, fast wie die Einigkeit zwischen König Arthus und seinem Excalibur. Es gehörte einfach zu ihm wie ein Körperteil.
Cean fing an die Computerausdrucke seiner Geräte, die mit der Hauptzentrale in Europa verbunden waren, zu prüfen und die neuesten Veränderungen zu begutachten, dann sah er sich die letzten Ausgabenlisten an und wandte sich schließlich dem Informationsnetzwerk zu, das er zwischen seinem Computer und den meisten Sicherheitssystemen der Stadt und Umgebung errichtet hatte. Sofort fiel ihm eine neue Gegebenheit im Polizeicomputer auf. Verschiedene Polizisten wurden von laufenden Einsätzen abgezogen und einer Sondereingreiftruppe unterstellt. Zusätzlich wurde auch noch ein vollständiges SWAT angefordert. Cean spukte eine Nachricht durch den Kopf, die er vor kurzem hörte, als er noch in New York war. Ein kleiner Mafiosi hatte eine Serie Projektilloser Waffen von Xanatos gestohlen und etwa 50 davon verkaufen können, bevor er gestellt wurde. Der Fall hatte richtig Schlagzeilen gemacht. Angeblich wurde im Zuge der Ermittlungen die Freundin von Goliaths Clan dabei angeschossen. Cean hatte schon lange den Verdacht, daß die Waffen, bevor sie der Schwarzmarkt verhökerte, ins nahe Ausland geschafft wurden, und nun hatte ein Lieutenant Allison einen Tip bekommen, daß jene Waffen jetzt in Motumba aufgetaucht seinen. Der grüne Gargoyle erinnerte sich noch daran, daß es für die Manhattaner Polizei äußerst schwierig war die Waffen aufzutreiben und die Verantwortlichen zu verhaften. Ein Detective Matt Bluestone und der Captain des 23sten Reviers sollen den Fall abgeschlossen haben, aber er war sich sicher, daß die Polizisten von Motumba keine Ahnung haben worauf sie sich da einlassen. Der Entschluß war gefaßt, bevor er überhaupt zu Ende gedacht hatte, die Polizei braucht Unterstützung, und es war die günstigste Gelegenheit den Menschen zu zeigen, was die Gargoyles leisten konnten, vielleicht war sogar die Zeit gekommen sich den Menschen zu offenbaren.
Kodiak war gerade dabei eine seiner Spezialitäten in der Burgeigenen Küche, die verglichen mit der anderen Einrichtung erstaunlich modern war, zuzubereiten. Toledo saß, wie die meiste Zeit, in seinem Lieblingssessel und weil, da heute alle jungen Gargoyles zum Feldtraining waren, er auch niemanden hatte, dem er heute seine Geschichten von der guten alten Zeit am Hof des Spanischen Königs erzählen konnte, nervte er Kodiak und jeden anderen, der zufällig mal vorbeischaute, mit kleinen Anekdoten und Vorschlägen, die den Bärengleichen Gargoyle in keinster Weise interessierten. Cean wählte den richtigen Zeitpunkt, als Toledo gerade Kyrashi erklären wollte was er damals in der Yakuza-Familie falsch machte, um den Raum zu betreten und Kyrashi anzuweisen die anderen Krieger zusammenzurufen und fing dann an die Lage zu erläutern, und daß er vorhatte den Polizisten zu helfen die Verbrecher zu fassen.
“Es ist äußerst ernst, ich glaube nicht, daß die Polizisten wissen worauf sie sich mit dieser Aktion einlassen, als ich in New York Dealer mit diesen Waffen gegen Polizisten kämpfen sah hatten die kaum eine Chance, sie waren darauf nicht vorbereitet, die Gauner aber auch nicht auf die Gargoyles. Das Überraschungselement hat Goliath und seinem Clan immer geholfen auch gegen übermächtige Waffen zu bestehen, den selben Vorteil haben wir auch, die Polizisten nicht,”
“Du brauchst uns nicht noch extra zu überzeugen,” versicherte der Clanälteste, “wir stehen hinter Dir, ein Befehl und es kann losgehen!”
Cean rang sich ob dieses Vertrauensbeweises ein lächeln ab und er machte sich schon auf den Weg die Aktion zu beginnen.
“Nun gut, laßt uns keine Zeit verlieren, die Polizei will um 9 Uhr loslegen, wir sollten eine halbe Stunde früher vor Ort sein, die Ganoven beschäftigen bis die Gesetzeshüter eintreffen,” der Anführer führte die 9 Gargoyle-Krieger auf die als Startrampe fungierende Plattform und gab letzte Anweisungen, “Wir starten in drei Gruppen und treffen uns bei dem Lagerhaus 24 am neuen Pier. Das soll ihr Versteck sein in dem sie die Waffen lagern. Wenn alle da sind schlagen wir leise zu und ziehen sie einzeln aus dem Verkehr, den Rest soll die Polizei machen.”
Die Gargoyles schwangen sich einer nach dem anderen in die Luft, erwischten einen Aufwind und glitten in Richtung Hafen davon.
Westchester Highway, 20 Uhr 30
Mark Allison und sein Kollege Rodis waren in seinem als Einsatzfahrzeug fungierendem Privatwagen unterwegs zum Hafen, um den Motumba-Unterwelt-Boss DeLa Cruse hochzunehmen. Das SWAT und die, speziell für diesen Einsatz angeforderten Detectives Michaels und Dorigan waren bereits vor Ort und planten schon im einzelnen den Ablauf des Einsatzes. Der 69er Stingray kam direkt in der Einsatzlinie zum halten, Allison und Rodis stiegen aus und gesellten sich schnell zu der Einsatzgruppe.
“Bericht?” forderte der Lieutenant den ersten Detective der sich ihm zeigte, Michaels, erinnerte sich Mark.
“Wir haben das Gebäude bereits umstellt und sind Einsatzbereit. Wir warten nur noch auf ihren Befehl und es kann losgehen,” entgegnete Michaels.
“Wir müssen noch warten, dem Tip zufolge soll heute um 9 eine neue Lieferung Hehlerware kommen,” erklärte Mark, “der Konterpart ist ein Gauner, dem nicht mal DeLa Cruse traut, wenn wir ihn also mit den Waffen inflagranti erwischen, wandert der bis in alle Ewigkeit in den Bau.”
Die verbleibenden SWAT Leute bezogen, ob dieser Erklärung Stellung und die Detectives, inklusive ihres Einsatzleiters errichteten hinter zwei getarnten Einsatzfahrzeugen einen Befehlsstand, alle Sinne auf höchste Wachsamkeit gestellt und die eigenen Waffen in Bereitschaft.
Nach den ersten fünf Minuten Stille bemerkte Mark plötzlich mehrere Schatten über ihre Köpfe gleiten und richtete sich auf um die Quelle dieser Schatten ausfindig zu machen, konnte aber nur noch einen weiteren Schatten ausmachen, der gerade auf dem Dach verschwand, eine Sinnestäuschung, wie er vermutete.
Cean und seine Gruppe landeten, unbemerkt von möglichen Passanten auf der Südseite des Daches. Zeitgleich nahmen die anderen Gruppen ihre Positionen auf anderen Seiten des Gebäudes ein. Sie suchten einen möglichst leisen Zugang und konnten sich nur für das nahe Oberlicht entscheiden, von denen es auf dem Dach insgesamt sechs gab, sie öffneten die ihnen am nächsten gelegene und schlüpften leise durch den Spalt, die anderen taten es ihnen auf ihren Seiten des Daches gleich. Innerhalb von Sekunden zeugte nichts mehr von der Ankunft der Gargoyles auf dem Dach des Lagerhauses.
Im Lager wies der grüne Anführer seine Krieger mit Handzeichen an auszuschwärmen, die Ganoven ohne störende Geräusche zu verursachen aus dem Verkehr zu ziehen und zu verschnüren. Das funktionierte in den ersten paar Minuten auch ganz gut. Cean und drei seiner Krieger schalteten ebenso viele Gangster aus, aber der, den sich Kodiak vornehmen wollte, wollte par tout nicht stillstehen und der etwas unbewegliche Bären-Gargoyle schaffte es nur, ihn mit einem dumpfen Faustschlag auf den Kopf davon zu überzeugen, daß es auf dem Boden viel bequemer war, allerdings nicht ohne vorher den braunen, fellüberdeckten Gargoyle zu bemerken und seinen Boss zu rufen und ihn zu informieren, daß ‚Sie da sind‘.
Sofort wurde die, eigentlich nur spärlich beleuchtete Halle in Flutlicht aus zusätzlich installierten Halogenscheinwerfern getaucht und die Gargoyles von eigens dafür positionierten Scharfschützen ins Visier von grobschlächtigen Partikelwaffen genommen. Ohne zu zögern stob der Clan auseinander und versuchte Deckung zu bekommen, sah sich aber der Tatsache ausgeliefert, daß keine Deckung sie vor den metalldurchdringenden Partikelstrahlen retten konnte. Einige wurden verletzt und die anderen suchten sich nach jedem Schuß eine neue Deckung, als sie bemerkten, daß ihre alte bereits durch eine der Waffen durchlöchert wurde. Cean hatte sich gerade einen relativ sicheren Schutz gesucht, da ihn hinter der Kiste, die ihm jetzt Deckung bot keiner der Scharfschützen ausmachen konnte, er konnte dafür sehen, daß sich etwa zehn Leute der Gang DeLa Cruses auf den Metallbalkonen unter dem Dach verschanzt hatten und die Gargoyles aufs Korn nahmen. Cean bemerkte, daß die Anordnung, in der sie standen auf eine Falle hindeuteten. Sie standen alle in die Mitte der Halle gerichtet, keiner deckte die Flanken ab. Wußten sie vielleicht von der Ankunft der Gargoyles? War der Tip an die Polizei nur ein Ablenkungsmanöver? Cean hatte keine Zeit sich selbst Antworten auf diese Fragen zurechtzulegen, er sah vielmehr, wie sich Kyrashi, vor einer erneuten Salve rettend, hinter eine der Kisten genau in Schußbahn von drei Schützen warf, die prompt aus allen Rohren schossen. Der grüne Gargoyle hechtete nach vorne machte eine Rolle und zog im Schwung dieses Manövers Kyrashi aus der Schußbahn hinter eine der stabileren Kisten, hinter der schon Toledo Schutz suchte.
“Sie decken ihre Flanken nicht, sie beschießen uns, als wäre dies hier geplant,” informierte der Anführer sie über seine letzten Beobachtungen.
“Was hast du vor?” fragte ihn der Clanälteste.
“Na diesen Vorteil ausnutzen!” entgegnete Cean, “Paßt auf, Du und Kyrashi, ihr übernehmt die Typen in den Ecken dort,” er deutete auf die entfernten Ecken der Halle und auf die Männer die in ihnen standen, “bleibt außerhalb ihres Sichtfeldes und überrascht sie, ich nehme mir die zwei hier vor, die aussehen wie nach einem Verkehrsunfall. Dann können die anderen aus den Schußlinien verschwinden und wir drehen den Spieß um!” die anderen Gargoyles nickten auf diese Erklärung hin und legten dann los, den Plan in die Tat umzusetzen. Toledo und Kyrashi bewegten sich, außerhalb der Sichtlinie der Schützen, je auf einen der Aufstiegspylonen zu, die in jeder der vier Ecken der Halle standen. Cean nahm sich ebenfalls eine Ecke in seiner Nähe vor und kletterte sie so leise wie möglich hoch. Er erreichte die Plattform, auf welcher der muskulöse Marines-Verschnitt stand, ohne von ihm bemerkt zu werden und legte ihn mit einem Hieb auf den Hinterkopf lahm, jedoch bemerkte dies seine kleine Freundin, die mit der Irokesenfrisur und begann das Feuer auf den Balkon, auf dem Cean nun stand zu eröffnen. Der grüne Gargoyle bewegte sich schnell, um den Partikelstrahlen auszuweichen, zog sein Schwert, daß er praktischerweise immer auf dem Rücken trug und versuchte Miss Universum mit einem weiten Sprung in ihre Richtung und seinem Gargoyle-Kampfschrei erstmal Angst einzujagen. Als das nicht fruchtete und die Gaunerin immer noch aus allen Rohren feuerte, führte Cean ein paar wohl plazierte Hiebe mit seinem Bushido-Schwert aus, die die Waffe seines Angreifers vor ihren Augen in ein Puzzle verwandelten, als sie jetzt endlich die Flucht ergreifen wollte, stellte sie der Clan-Führer mit einem Akkupressur-Griff, den er sich von Kyrashi abgeschaut hatte ruhig. Jene Aktion trug allerdings nicht dazu bei, daß sich die Lage beruhigte, denn jetzt hatte der Anführer den Ärger aller anwesenden Gangster am Hals. Sie ließen von den Gargoyles in ihrer Arena ab und beschlossen das Feuer auf den grünen mit der Schwertfuchtel zu eröffnen. Spätestens jetzt wurde Cean klar, daß die paar Leute auf den Balkons nicht alles war, was DeLa Cruse aufzubieten hatte, denn auf einmal erschienen noch etwa zwei Dutzend weitere Gangster, alle schwer bewaffnet auf der Bildfläche und eröffneten ebenfalls das Feuer. Der grüne Gargoyle konnte sich nur knapp in Sicherheit bringen, während Toledo und Kyrashi bereits auf dem weg waren ihrem Anführer zur Hand zu gehen. Der alte spanische Gargoyle zog sein antikes Langschwert und ging gleich auf zwei der Schützen los, machte ihre Waffen unbrauchbar und wickelte sie in das Metallgeländer des Balkons ein. Kyrashi hatte weniger Glück. Als er den Ersten mit einigen gut plazierten Tai-chi-Griffen außer Gefecht gesetzt hatte, war da noch einer, den er nicht bemerkt hatte und jener schaffte es den japanischen Gargoyle unglücklich an der Schulter zu verletzen, bevor Toledo die Chance erhielt auch diesen Angreifer zu bändigen.
Ohne etwas von den Kämpfen im Inneren mitzubekommen, beobachteten die Polizisten ein Boot, auf den Pier zurasend, in einem schnellen Manöver andocken und sahen ein halbes Dutzend dunkel gekleidete Gestalten aussteigen. Die Typen in Schwarz schleppten einige Kisten von Bord und stapelten sie vor der Halle. Ein Schwarzhaariger in Designerkleidung, der ihr Boss zu sein schien, wies einen großen Dunkelhäutigen mit einer dicken Brille an, zu der Eingangstür zu gehen und ihre Ankunft anzukündigen. Der dunkelhäutige tat wie ihm geheißen und ging zur Tür, klopfte in einem bestimmten Code an und wartete auf eine Antwort, als keine kam lehnte er sich mit einem Ohr an die Tür, um zu horchen, drehte sich anschließend zu seinem Boss um und zuckte nur mit den Schultern.
“Oh, Mann, ist ja nicht zu fassen!” murmelte der Boss nur und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, “Na gut, komm zurück Brille, wir geben diesen Idioten noch fünf Minuten, dann ziehen wir Leine!”
Brille tat wie ihm geheißen und kam zurück , allerdings nicht sehr weit. Nach ein paar Schritten wurde die Tür durch einen durch sie fliegenden Körper gesprengt. Der massive Körper landete nur einige Meter von dem dunkelhäutigen Handlanger des Schwarzhaarigen Ganoven und dieser gab nun, aufgrund der Erscheinung eines riesigen Bären mit Fledermausflügeln Fersengeld. Der Boss schnipste mit den Fingern, ein Zeichen zu einem anderen seiner Handlanger.
“Joey,” orderte er und der Handlanger warf ihm eine der Waffen aus einer der Kisten zu, kein Auge von dem riesigen Bären abwendend, der sich gerade zu voller Größe von über zwei Metern aufrichtete und an dem einigen Stellen immer noch das Fell schmurgelte.
Die Polizisten sahen dem Treiben erschrocken zu, konnten nicht begreifen, was sie dort sahen. Ein riesiger Grizzly wurde gerade durch eine Lagerhaustür geschleudert. Mark Allison vergaß für einen Moment, daß sie hier waren ein paar Hehler festzunehmen und starrte nur noch auf die Kreatur mit Flügeln.
“Verdammt! Gargoyles, hier?” gab der Schwarzhaarige von sich.
Mark bekam diesen Kommentar flüchtig mit und besann sich wieder auf seine Aufgabe.
“Einsatz,” befahl er dem Kommando, welches sich um die Halle verteilt hatte. Sofort wurden Suchscheinwerfer überall um das Lagerhaus eingeschaltet und die Gruppe Ganoven vor ihr geblendet, die Polizisten setzten auch eine Spot auf die Kreatur, welche sofort den Rückzug antrat und auf allen Vieren in die Halle zurücklief.
“Hinterher!” befahl der Lieutenant der SWAT, als mehrere Polizeiwaffen und Pump-Guns die Gauner vor der Halle davon überzeugten besser sofort aufzugeben. Der Detective der den Boss offensichtlich erkannte ging auf ihn zu, um ihm seiner Rechte zu belehren.
“Toni Dracon! Sie sind im Namen des Gesetztes verhaftet...”
Die anderen SWAT und Detectives folgten ihrem Lieutenant in die Halle, wo sich ihnen ein Bild des Krieges bot. Mehrere Männer mit Partikelwaffen nahmen eine Gruppe von Kreaturen mit Flügeln unter Beschuß und jetzt, da die Ganoven die Polizei bemerkten, auch Mark und seine Mannschaft.
“DeLa Cruse sie haben keine Chance. Wir haben die Halle umstellt, geben sie auf!” befahl Allison, nahm eine strategische Position hinter einer der Kisten ein und wies seine Leute an, es ihm gleich zu tun. Die SWAT und die anderen Detectives verteilten sich hinter Deckungen im Eingangsbereich der Halle, immer wieder Partikelstrahlen ausweichend. Die Gangster wurden von dem überraschenden Eintreffen der Polizisten derart überwältigt, daß sie kurzzeitig ihre Absicherung vergaßen, eine Chance, die die Gargoyles ausnutzen und die Bösewichte von verschiedenen Seiten angriffen, Kyrashi, Toledo und Declan schlugen erfolgreich zu und setzten die Frontdeckung von DeLa Cruses Männern außer Gefecht. Die anderen hatten Mühe ihr Partikelfeuer auf die verbleibenden Gargoyles zu verteilen und sie zu beschäftigen, ein Tatbestand der ihre Niederlage bedeutete, denn Cean, der den zweiten Angriff führte sprang in einer gewaltigen Bewegung, Schwert gezogen, in die Mitte der Rücken an Rücken stehenden Ganoven und zersprengte ihren Zusammenhalt, die anderen Rosia, Kodiak, Barrin und William folgten auf dem Fuße und taten das ihrige, um den Gangstern den Rest zu geben.
“Bleiben sie stehen, sie alle...” rief Mark Allison den Gargoyles entgegen, als diese gerade verschwinden wollten, sich aber nicht auf diese Forderung einließen.
“Heute nicht!” entgegnete Kodiak, der als letzter mit dem verletzten Jethro beladen das Dach erreichte und den, wild mit seiner Waffe herumfuchtelnden Polizei-Lieutenant unter sich zurückließ.
Die Gargoyles hoben ab, sich ihrer heutigen beinahe Verluste bewußt und der Tatsache sicher, daß sie ohne das Eingreifen der Polizei wohl heute alle gestorben wären, und machten sich auf den Weg Richtung Heimat.
Allison überwachte derweil den Abtransport seiner Gefangenen: mindestens die Hälfte von DeLa Cruses Bande und das komplette Ensemble der Gang von Toni Dracon aus Manhattan.
“Habt ihr die Monster nicht gesehen? Sie sind überall, sie werden uns töten,” winselte einer der Männer DeLa Cruses, als er an Mark vorbeigeführt wurde. Einige andere gaben ähnlich verwirrende Sätze von sich, aber keiner der Beamten schien dem Bedeutung beizumessen.
“Erst Manhattan, jetzt Kanada, ist man den nirgends vor diesen Viechern sicher,” schnaubte Dracon verächtlich, als einer der Detectives ihm vorlas, gegen welche Bewährungsauflagen er bereits verstoßen hatte, und daß man ihn wieder nach New York zurückschicken werde, wo man ihn dann für eine ganze Weile nicht mehr aus dem Gefängnis lassen werde.
Mark wußte genau, worüber die Leute sprachen, wußte aber auch, daß er es niemandem sagen konnte, da es sich selbst für ihn zu unglaublich anhörte. Gargoyles, fliegende Monster. Sie haben sie jedenfalls gerettet, gegen die Waffen der Bande hätte selbst die bestens ausgerüstete SWAT nichts ausrichten können. Letztendlich haben sie sich gegenseitig geholfen.
“Sollen wir diese... Kreaturen in unseren Bericht mit aufnehmen?” fragte Rodis, der sich unbemerkt Mark Allison genähert hat und nun, sichtlich verwirrt, nicht mehr wußte was er glauben sollte und was nicht.
“Welche Kreaturen?” entgegnete Mark ohne seinen Kollegen anzusehen, “Was uns betrifft, so haben wir heute Lucius DeLa Cruse mit einer vollständigen Ladung Hehlerware und einen Toni Dracon bei einem Verstoß gegen seine Bewährungsauflagen auf frischer Tat ertappt und festgenommen. Die Aussagen werden aufgenommen, aber das war’s auch schon. Und ansonsten gibt es diese Kreaturen, was auch immer sie sind, nicht und das wird auch so der Öffentlichkeit preisgegeben!” der Beschluß des Lieutenant war endgültig, auch wenn er gerne an das Unglaubliche glaubt und jene Tatbestände gerne aufdeckt, wußte er nicht, wie die Allgemeinheit mit der Tatsache klarkommen würde, daß es fliegende Monster unter ihnen gibt. Er beschloß das geheim zu halten und bevor er irgendwann einmal die ganze Sache aufdecken würde, mehr Informationen darüber zu sammeln.
Der Horizont färbte sich bereits rot, als die Sonne ihren Aufgang begann, nur noch wenige Minuten trennten die Gargoyles, von ihrer Tageszeit und einer Rotation Tageslichtschlaf in Stein, der ihre Wunden heilen würde, die sie im Kampf erhalten hatten. Darin Cean saß wieder auf dem Rohbau seines neuen Firmengebäudes, welches ihr Heim werden sollte, deprimiert, denn seine Visionen einer gemeinsamen einheitlichen Zukunft mit den Menschen waren von einem Moment zum nächsten zerplatzt. `Vielleicht sind wir doch einfach nur zu verschieden,` dachte sich der grüne Gargoyle, als er allein durch die Stahlgerüste des kürzlich hochgezogenen dritten Stockwerkes schlenderte. Er wurde sich darüber klar, daß seine Unachtsamkeit diese Beinahe Niederlage nur begünstigt hatte, er wollte, daß sich die Menschen an den Umgang mit den Gargoyles gewöhnen, auf dem Gebiet, welches die Gargoyles am besten beherrschten: zu Beschützen, sie hatten jedoch kläglich versagt und wären beinahe getötet worden und die menschlichen Polizisten auch. Zu allem Überfluß warf die schlecht organisierte Aktion auch noch ein ganz schlechtes Licht auf die Gargoyles, welche von den Menschen immer noch als Monster betrachtet wurden. Keiner der anwesenden Menschen konnte sich ein Bild davon machen, was die Gargoyles für die Menschheit bedeuten würden, sie sahen nur, wie eine Gruppe Gauner und Ganoven gegen eine Macht von übermenschlich starken Bestien kämpfte, ‚Vielleicht war es keine so gute Idee sich den Menschen zu offenbaren, vielleicht sind sie einfach noch nicht bereit dafür,‘ dachte Cean wieder zu sich selbst. Er bemerkte kaum, wie ein paar Schatten in Flügelform ihren Anflug machten, bis sein Schwertmeister und Mentor Toledo vor ihm auf dem Boden landete.
“Du hast doch nicht vor wirklich aufzugeben, Amigo?” fragte der spanische Gargoyle, als er sich seinem Anführer näherte, und Cean bemerkte, daß er die ganze Zeit eher leise gesprochen als laut gedacht hatte.
“Du hast doch nicht gelauscht, alter Freund?” fragte er mit einem Lächeln zurück, wandte sich in Richtung Gebäuderand ab und lehnte seine Ellenbogen auf das Sicherheitsgeländer, das sich in Bauchhöhe vor ihm erstreckte. Der alte Gargoyle gesellte sich dazu und lehnte sich ebenfalls, die Aussicht bewundernd auf das Geländer.
“Na Du warst ja kaum zu überhören, bis in die Burg drang Dein Gemurmel, da mußte ich doch mal nachsehen wie es Dir so geht,” gab der alte Krieger nach einer Weile des Schweigens von sich.
“Ich hab nur über unseren heutigen Einsatz nachgedacht,” fing der Anführer an, “es ist nicht so ganz gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Eigentlich war es sogar ein Desaster. Ich wollte nur die Akzeptanz der Menschen erreichen und das Resultat war das genaue Gegenteil. Früher haben uns die Menschen, die wir retteten nur gefürchtet, jetzt hassen uns einige so, daß sie Fallen für uns vorbereiten, um uns darin zu töten.”
Cean seufzte und blickte noch weiter in das Land zu aufgehenden Sonne. Toledo würde bald zu Stein erstarren, und Cean müßte sich außer Sichtweite der Arbeiter begeben, bevor diese nach Sonnenaufgang wieder an ihre Arbeit gingen.
“Aber dennoch. Wirst Du aufgeben?” beharrte der spanische Gargoyle.
Cean überlegte eine Weile und präsentierte eine Antwort, so sicher und in der Form wie sie Toledo von ihm erwartet hatte.
“Nein!”
Die Entschlossenheit, die Cean bisher immer geholfen hatte die schwierigsten Situationen, den Tod von Mikai, von Calypse, den Verlust seines Heimatclans in Schottland zu überstehen und einfach weiter zu machen, kehrte in das Gesicht des Anführers zurück.
“Wann habe ich jemals aufgegeben, wir müssen einfach in Zukunft vorsichtiger sein und ich werde nicht versuchen die Akzeptanz der Menschen zu erzwingen, sondern einfach alles geschehen lassen und das Schicksal seinen Lauf nehmen lassen. Natürlich brauchen wir Verbündete, Freunde, ich werde mir da einfach etwas einfallen lassen, vielleicht werde ich Goliath und seinen Clan zu Rate ziehen. Dieser Polizist von vorhin scheint ein interessant zu sein, den sollten wir im Auge behalten.”
“Sehr gut, das wollte ich hören,” brachte Toledo noch über die Lippen, bevor er in grelles Sonnenlicht getaucht versteinerte und seine Mine mit einem fröhlichen Lächeln einfror.
“Danke, alter Freund,” gab Cean, der aufgrund der Magie in seinem Schwert, welches jetzt auf seinem Rücken, in der dafür vorgesehenen Halterung leicht zu glühen anfing, dem versteinerten Schwertmeister noch mit auf den Weg, bevor er die Statue griff und mit ihm außerhalb des Sichtfeldes der ankommenden Arbeiter davonglitt. Richtung Burg, wo er jetzt Posten in seiner Zentrale beziehen würde, um die Geschäfte für den folgenden Tag abzuwickeln.
Fortsetzung folgt...
The Sentinel Series
The Beginning
Story by M. “Deep Cyko” Kynast
1997
Disclaimer
Ratet mal: Gargoyles gehört nicht mir, sondern Walt Disney und Buena Vista, alles was sich auf die Fantasy-Trickserie Gargoyles bezieht wurde ohne Erlaubnis verwendet. Die Rechte liegen bei den jeweiligen Lizenzeignern. Es ist nicht beabsichtigt hier geltendes Copyright zu verletzen.
Na dann, das ist mein erstes. Zeitlich gesehen muß die Story so zwischen zweiter und dritter Staffel einzuordnen sein. Hab' während einer der Episoden über Goliaths Weltreise angefangen. Viel spaß,...
Am Anfang stand das Wort...
The Beginning
Außerhalb Großraum Motumba Bay, Kanada, November 1996
Einsam und verlassen saß der grüne Gargoyle auf einer Mauer der Ruine, die mal sein Heim werden soll. Weit hat er es in der Welt gebracht, hat Plätze in solch großer Zahl gesehen, welche die Möglichkeiten jedes Normalsterblichen weit überschreiten würden. Jedes Normalsterblichen,
‚Nur das ich nicht sterblich bin‘, dachte er und entschloß sich dazu, seine Position zu verlassen und einen Rundgang durch die Rohbauruinen zu machen.
‚Der Platz war Goldrichtig gewählt‘, er schlenderte durch die offene Konstruktion an einem der schönsten Panoramen Kanadas vorbei. Und wirklich, besser hätte es nicht laufen können, den neuen Firmenzweig der Cean-Tech Industries in Motumba Bay nahe eines Naturschutzgebietes zu bauen und dadurch bei nächtlichen Einsätzen so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen. Darin Cean hatte schon viele Probleme gemeistert, auch wenn es immer schwieriger wurde, seine Identität geheim zu halten, aber der Clou sich ein neues Firmenimperium quasi aus dem Boden zu stampfen und das völlig ohne Unterstützung und vor allem ohne sich jemals irgendwo sehen zu lassen, war die Genialität schlechthin. Darin hatte nie viel von Eigenlob gehalten, diese Überheblichkeit hatte er bereits vor 1100 Jahren aufgegeben, aber jetzt hatte er etwas geschaffen, über das er, ohne rot zu werden, stolz sein kann. Mittlerweile war der Gargoyle wieder an seinem Ausgangspunkt angekommen und bemerkte, wie viel Dreck und Müll die Arbeiter über den Tag dagelassen hatten, nicht weiter verwunderlich, immerhin haben die Arbeiten ja gerade erst angefangen und es wurden auch erst zwei Stockwerke von insgesamt 13 hochgezogen. Cean hüpfte wieder auf die Mauer des Rohbaues, wo er die ganze Zeit unbemerkt dem Treiben in seinem und dem zukünftigen Heim noch vieler weiterer Gargoyles zugesehen hatte und entschloß sich das Ganze noch mal von oben zu betrachten, bevor er aufbrechen würde, um seine Freunde in der bisherigen Clanresidenz, einer alten verfallenen Burgruine wiederzusehen und die Pläne der Patrouillen der noch jungen Nacht durchzugehen.
‚Wirklich, nicht schlecht die Wahl‘, lobte er sich nochmals, als er die ausgezeichnete natürliche Tarnung des Gebäudes bemerkte und mit den letzten, zufriedenstellenden Eindrücken der Baustelle Richtung Burg aufbrach.
Cean landete auf der einzig noch verbliebenen, intakten Burgmauer, welche im Allgemeinen als Start und Landepunkt für alle Gargoyles des Clans dienten. Der Erste, der ihn bemerkte, war die für diese Zeiten obligatorische Tür und Bruthöhlen Wache. Diese Nacht wurde sein bester Freund Kodiak eingeteilt, ein 2 Meter großer Hüne mit bärengleichem Äußeren, mal abgesehen von den Schwingen und der Kleidung, ansonsten hätte er als einheimischer Grizzly durchgehen können. Kodiak war seit Jahren sein bester Freund und beide hatten schwere wie leichte Zeiten geteilt, niemals auf einen guten Kampf verzichtend, wurde er über die Jahre zu einem zuverlässigen und starken Krieger.
“Hallo Cean, läßt sich unser großer Führer auch mal wieder sehen?” Kodiak und Cean reichten einander die Klauen zu einem Unterarmschlag. Kodiak gab den Eingang frei und beide traten in die Vorkammer der Ruine ein, doch während Kodiak am Eingang zurückblieb, um seinem Dienst als Wächter weiter nachzugehen, drang Darin weiter in die Burg ein und erreichte schließlich die frühere Ratshalle, welche für die Gargoyles des Clans mehrzwecklich als Besprechungs- und Gesellschaftsraum fungierte. Dort traf er auf weitere Mitglieder des ansonsten großen Clans, das Paar Declan und Rosia, die beiden irischen Weltumwanderer mit ihren Kindern Simmoril und Joranna, seinen alten Schwertmeister und Mentor Toledo, benannt nach dem Schwert, das er trug, die jungen Nachwuchskrieger, unter der derzeitigen Führung des besten Kandidaten auf den ‚Second in Command‘-Posten: Jethro, einen vogelähnlichen Gargoyle, der sich trotz des kälteren Klimas in Kanada immer noch ganz Surfer gibt und die jüngeren Clanmitglieder, die sich noch nicht für eine Karriere in einem Gebiet als Kämpfer oder Gelehrter entschieden haben. Cean bemerkte, wie so oft in der letzten Zeit, daß der Weg der Gargoyles in der heutigen Zeit nicht mehr ganz so stur verfolgt wurde, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war. Trotz daß die Menschen Angst vor den Gargoyles haben, und sie sich ihr ganzes Leben nun schon verstecken, nehmen sie immer mehr Verhaltensformen der Menschen an. Als Cean so darüber nachdachte, daß Simmoril und Joranna immer als Kinder von Declan und Rosia und nicht als Kinder des Clans gesehen wurden, und daß es bis vor kurzem eigentlich nicht üblich war, Gargoyles mit Namen zu versehen und diese Vorgehensweise nur gewählt wurde, um besser mit den Menschen zu interagieren, wurde ihm plötzlich klar, wie schnell die Zeit vergeht, daß ‚vor kurzem‘, welches er erwähnte, war eigentlich schon vor hunderten von Jahren Vergangenheit, in seinen 300 Jahren in Japan war es durchaus Gang und Gebe Gargoyles zu benennen. Diese Art wurde auch auf ihn selbst angewandt, und er erhielt so Mitte des 14 Jahrhunderts seinen eigenen Namen. Nun hat jeder Gargoyle einen Namen, wie jeder Mensch. Dennoch unterschieden sie sich noch zu sehr um akzeptiert zu werden. Cean stolperte plötzlich über eines der Spielzeuge, die die Jungen auf dem Boden verteilt hatten, um sich bei einem gemeinsamen Spiel zu erfreuen und dann den Abend mit einigen Lehrstunden in der belustigenden, fesselnden und äußerst faszinierenden Erzählweise von Toledo zu verbringen. Cean begab sich auf die Höhe von dem jungen, tief roten Netzflügler, den alle Spencer nannten, um ihm das Spielzeug wieder in die Hand zu geben aus der es ihm gerade entglitten war. Der Weg der Gargoyles hatte nie viel übrig für den Besitzgedanken und auch nicht für Erwerb und Anhäufung von Reichtümern, schoß es ihm durch den Kopf, dennoch besaßen diese Kinder ihr eigenes Spielzeug, das sie zwar mit den anderen teilten, aber es gehörte ihnen. Sogar er selbst besaß einige Reichtümer, er baute sich gerade in diesem Moment ein neues Firmengebäude auf. Die Gargoyles waren im Begriff sich anzupassen, sie kleideten sich sogar wie die Menschen, einige trugen Hosen, Shorts, Kleider und Hemden, nur wenige trugen noch die traditionell übliche Gargoyle Kleidung von Lendenschurz oder Tunika, selbst Cean trug zu seinem Schurz ein T-Shirt und eine Weste. Würden die Flügel nicht den Gargoyle verraten, würde sich der Clan sogar fast völlig unbemerkt unter Menschen bewegen können. Dennoch wurden sie nicht akzeptiert, ja sogar gefürchtet. Das Aussehen kann es im Grunde nicht sein, da sie sich ja kaum von den Menschen unterscheiden würden, sähe man von der ein oder anderen Kleinigkeit ab. Die Menschen fürchten anscheinend nur das Unbekannte,”Und das muß sich ändern”, mehr laut gedacht als leise gesprochen zog Cean plötzlich die Aufmerksamkeit auf sich, Toledo beendete seinen Vortrag und die jungen und wenigen Alten, die anwesend waren drehten sich zu ihrem Anführer um.
“Beabsichtigst Du mich zu Ende erzählen zu lassen, oder hast Du vor uns jetzt sofort mit Deinen Anekdoten zu langweilen.” gab der alte Schwertmeister von sich.
“Das hat keineswegs Zeit!” erwiderte der grüne Gargoyle, “Ich habe in letzter Zeit bemerkt, wie sich alles verändert hat. Wir dachten immer die Menschen würden uns nicht akzeptieren, weil wir so verschieden voneinander sind, aber seht uns doch an, wir tragen menschliche Kleidung, haben Namen wie die Menschen, unsere Kinder spielen sogar mit menschlichem Spielzeug. Es muß an etwas anderem liegen, wahrscheinlich daran, daß sie uns nicht kennen, daß wir ihnen unbekannt sind und sie das Unbekannte fürchten und deshalb eher hassen. Das ist jetzt nicht so ein Standardspruch, aber wir sollten etwas Öffentlichkeitsarbeit leisten, damit die Menschen uns besser kennenlernen.”
“Du glaubst doch nicht ernsthaft, daß die Menschen uns akzeptieren werden, wenn wir uns vor sie stellen und sagen: ‚Hey wir sind da, liebt uns oder lasst es.‘” Warf Toledo ein und entlockte den jungen einige verspielte Kicherer.
“Natürlich nicht. Aber wir sollten auf die Menschen eingehen, wir retten doch jede Nacht unzählige vor Raubüberfällen und Angriffen und einige von ihnen sehen uns, wir könnten die Gunst der Stunde, den Zufallsmoment ausnutzen und auf sie Eingehen, sie überzeugen keine Angst vor uns zu haben.”
“Du bist zwar unser Anführer, aber manchmal hast du schon ein paar merkwürdige Ideen, manchmal frage ich mich ob Dir Dein Erfolg als Geschäftsmann zu Kopf gestiegen ist. Sei es drum, was Du da vorschlägst wird uns sicher helfen die Torwache abzuschaffen, Kodiak zieht es nämlich vor während seiner Schicht zu schlafen, als seiner Aufgabe nachzugehen.” den letzten Teil der Ansprache lauter ausgesprochen, kam im Handumdrehen ein großer Bär mit Flügeln hereingepoltert und zur Belustigung der sich kaum noch auf den Sitzen halten könnenden Kinder, jagte er mit übertrieben gespielten Ärger auf den alten Fechter los.
Cean zog eine Augenbraue hoch und verließ den Saal in Richtung Frische Luft. Der Anführer lehnte sich an die letzte intakte Brüstung der Start und Landebahn und beobachtete eine Weile das Panorama der nahen Stadt, die im fahlen Mondlicht nur durch die vielen Lichter auszumachen war. Nach einer Weile leistete ihm sein Mentor Gesellschaft.
“Schöne Aussicht bei Vollmond!” begann er, “Du weißt ja, daß ich das da drinnen nur zur Stimmungslockerung eines trockenen Vortrags gemacht habe, aber hast Du Dir das wirklich gut überlegt, daß wir uns den Menschen offenbaren müssen?”
“Ist das denn so absurd?” fragte Cean zurück, den Blick immer noch auf die Vielzahl von Lichtern aus der Stadt Motumba Bay gerichtet.
“Du weist ich stehe immer hinter Dir, die anderen auch, sonst wärst Du nicht unser Anführer. Du kannst also immer auf uns zählen, egal welche Aktion Du auch planst.”
Cean verzog für eine Weile nachdenklich das Gesicht, offerierte dann seine Hand zu einem freundschaftlichem Händeschütteln. “Danke, alter Freund,” Toledo erwiderte den Gruß, “hatten wir heute Nacht nicht noch eine Patrouille?” beide gaben noch ein herzliches Lachen von sich und gingen dann wieder in den Saal, um einen Patrouillenplan für die Nacht auszuarbeiten.
Es war eine ruhige und ereignislose Nacht für das Motumba Bay Police Departement, der Chef der Ermittlungsabteilung Lt Mark Allison saß gelangweilt an seinem Schreibtisch und nutzte die ruhige Zeit endlich mal wieder Ordnung in die Schublade mit den ungelösten Fällen zu bringen. Die Anzahl der Monstersichtungen schienen sich in letzter Zeit in Hochkonjunktur zu befinden. Auch wenn die meisten Fälle von den Beamten vor Ort, als faule Ausreden abgetan wurden, ließ sich Mark in letzter Zeit immer mehr dazu hinreißen, den Fällen mit Monstersichtungen mehr Beachtung zu schenken, besonders bei denen, wo die Beschreibungen der Ungeheuer immer wieder ähnlich ausfielen. Seit seiner Dienstzeit, die er vor einigen Jahren in New York abgeleistet hatte, verwunderten ihn Nachrichten über geflügelte Racheengel aus der Hölle immer weniger, aber die Fälle waren auch dementsprechend interessant, um seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, sie nicht als einfache X-Akte abzutun, sondern die jeweiligen Akten zur näheren Untersuchung in sein Departement zu überstellen.
‚Was habe ich mir da für einen Käse aufgehalst?‘ dachte er sich, als er die ersten 50 Akten durchhatte, ‚Mindestens die Hälfte dieser Idioten haben anscheinend etwas zu viele Cartoons gesehen.‘ Mark öffnete eine weitere Akte, überflog kurz die wichtigsten Angaben zum Fall, eine einfache Raubüberfallgeschichte. Der Räuber versuchte sich rauszureden, indem er eine Geschichte über fliegende Echsen mit irren Kräften babbelte, die ihm eine übergebraten hatten, um ihm den Überfall anzuhängen. Der Lieutenant schloß die Akte sofort wieder mit einem schmalen Grinsen im Mundwinkel und ließ sie in die Aktenbox mit der Handschriftlichen Notiz: Unwahrscheinlich verschwinden. Der Ordner mit dieser Aufschrift war der größte auf seinem Schreibtisch, denn obwohl er der einzige Polizist in diesem Department war, der unwahrscheinlichen Ideen offener gegenüberstand, war er kein leichtgläubiger Irrer, der unter allen Umständen versuchen wollte etwas zu beweisen, was er nicht beweisen konnte. Wieder erinnerte er sich an seine Zeit in New York.
‚Meine besten 3 Jahre,‘dachte er. New York war schon ein ganz anderes Kaliber, als die tiefe Provinz seines Geburtsortes, viele Fälle dieser Art hatten ihn damals auf unglaubwürdige und ungewöhnliche Tatbestände aufmerksam gemacht. Das interessanteste Thema der Polizei, wie er fand. Nur schade, daß der Posten bereits an einen vergeben war, der sich etwas schneller um ihn bemüht hatte. Dieser Ex-FBI-Agent, mit einer Vorliebe für UFOs und Geheimbünde, hatte leider den besseren Riecher und ließ sich zielstrebig auf diesem Posten einsetzen, die einzige Chance den Mark da noch hatte war die Beförderung und Versetzung an den Schreibtisch in Motumba. Aber er hatte endlich seinen Willen an den X-Fällen arbeiten zu dürfen, und als Chef der Ermittlungsabteilung hatte er das unumschränkte Recht sich an Einsätzen seiner Wahl aktiv zu beteiligen.
“Hier ist noch einer!” Allison blickte aus seiner halbschlafenen Konzentration auf und sah seinen Stellvertreter Detective Rodis, mit einer weiteren Akte in der Hand vor ihm stehen.
“Und was ist es diesmal?” fragte er gelangweilt und fuhr sich mit einem Gähnen mit beiden Händen durchs dunkle Haar.
Eigentlich erwartete er wieder eine Standardantwort, einige belustigte Bemerkungen und die übliche Langeweile in der Stimme seines ersten Mannes, die ihm wieder einmal vor Augen führen sollte, wie sehr der heutige Tag ihn doch langweilen würde.
“Jetzt mal was interessantes, ein Fall von vor 6 Wochen. Ein paar Gauner wollten ein Ehepaar auf Urlaubsreise erleichtern, überlegten es sich jedoch anders, als, auch auf Aussage unserer Turteltauben, ein paar geflügelte Monster auftauchten und die kleinen Fische zur Strecke brachten. Der Knackpunkt ist jener, die Beschreibung paßt haargenau auf eine andere von vor 2 Wochen und das Paar behauptete auch noch, daß sie solche Vorfälle schon die ganze Zeit verfolgen würden.” Rodis feuerte den Ordner in Richtung seines Chefs und ließ sich in den Stuhl vor seinem Schreibtisch fallen. “Unheimlich, was? Ich frag‘ mich ehrlich, wo diese Typen die ganzen Horrorstories ausgraben, und wieso Du sie so interessant findest?” Er fing an, an der Schreibtischdekoration zu spielen, während Mark die Akte sorgfältiger, als die meisten anderen studierte und sie schließlich in einen Karton für angenommene Fälle fallen ließ.
“Weiß ich eigentlich auch nicht Sie sind nur anders, und das ist so interessant. Und wenn Du Dich langweilst, in dieser Schicht passiert bestimmt nichts mehr. Es ist bereits dunkel, also warum fährst Du nicht nach Hause, ich mache auch gleich Schluß.” Allison schloß die Kartons und Akten und nahm seine Lederjacke auf, Rodis stand ebenfalls auf und griff gleichfalls zu seiner Jacke, die neben ihm über dem Stuhl seines eigenen Schreibtisches hing. Beide waren schon bereit zu gehen und wollten sich nur noch vom Wachhabenden Officer verabschieden, als sich dieser auch gleich an den Chef der Einsatzgruppe wendete.
“Wir haben da was für euch Monsterverrückte. Ein paar Spinner riefen gerade an und behaupteten eine Jugendgang würde sich `ne Schlacht mit riesigen Bestien liefern. Ein Streifenwagen ist schon unterwegs, aber ein paar Sachverständige können die immer brauchen,” der Sarkasmus in der Stimme des Polizisten war unüberhörbar, jeder schien von dem heimlichen Tick ihres Lieutenants zu wissen und dies als Anlaß für kleine Witze und Sticheleien zu nehmen.
Mit einem Schulterzucken signalisierte Mark Rodis ‚was kann‘s schaden da mal vorbeizufahren‘ und war mit seinem Detektive schon unterwegs zu der Adresse in der Innenstadt, die ihnen der Wachhabende genannt hat, um sich die Aktion mal anzusehen.
Die 69er Stingray, die Mark als Einsatzfahrzeug zu benutzen pflegte, kam mit quietschenden Reifen zum stehen. Allison und Rodis stiegen aus und gingen direkt auf den Leitenden Beamten zu, der sie sofort erkannte und ihnen auf halben Wege entgegen kam.
“Scheint so, als hätten eure Monster mal wieder zugeschlagen,” der Beamte deutete auf eine Gruppe jugendlicher Gangmitglieder, die gerade in Handschellen abgeführt wurden, dahinter erspähte der Lieutenant eine weitere Gruppe, die soeben von anderen Beamten befragt wurden.
“Augenzeugen?” erkundigte sich Mark knapp und ging auf die Gruppe zu.
“Ja, diese fünf wurden anscheinend von dieser Gang angegriffen und dann angeblich von einer Gruppe Bestien gerettet, die gleich nachdem sie die Bande ausgeschaltet hatten schon wieder verschwanden. Sind einfach davongeflogen,” der Polizist lachte bei den letzten Worten und wendete sich wieder der Abführung der festgenommenen Gang zu, als die beiden Einsatzoffiziere die Gruppe Augenzeugen erreicht hatten und allen Anscheines nach eine eigene Befragung durchführen wollten.
“...und dann sind sie einfach davongeflogen, auf riesigen Flügeln, sie sind da die Wand hochgeklettert...” schilderte gerade einer, der sogenannten Augenzeugen, einem der Polizisten den Tatverlauf.
“Es waren drei, mindestens zwei Meter groß,” fügte ein weiterer hinzu.
“Wie sahen sie genau aus?” fragte Allison dazwischen.
Ratlose Gesichter und eine Gruppe Polizisten, deren heimliches Gelächter auf einmal verstummte blickten den Lieutenant fragend an.
“Oh, Lieutenant Allison, wollten sie diese Befragung durchführen?” fing einer der befragenden Beamten an.
“Nun sie waren groß, zwei Meter – mindestens – und alle unterschiedlich gefärbt – einer war grün – und sie hatten Flügel...” die gemischten Aussagen der verschiedenen Zeugen waren bestenfalls vage, auf jeden Fall reichten sie, um bei den Beamten wieder Gekicher auszulösen, und nachdem die Zeugen entlassen wurden, schlug jenes Gekicher schnell in Gelächter um.
Cean hockte still schweigend und ganz ruhig auf einem nahen Dach seines letzten Einsatzgebietes. Er lauschte der Unterhaltung der Polizisten, die die Gauner, welche er zusammen mit Kodiak und Declan zuvor fertiggemacht hatte, verhafteten. Die meisten Polizisten schienen die Aussagen der Leute, die sie gerettet hatten als Humbug abzutun, nicht jedoch dieser ohne Uniform, ganz leger in Lederjacke gekleidet, dieser eine Polizist erregte irgendwie seine Aufmerksamkeit. Gewiß würde er sich näher mit diesem Menschen und seinem Interesse beschäftigen, vielleicht würde er ihn sogar als einen Verbündeten gewinnen können, denn eines war klar, ohne Unterstützung würden die Gargoyles niemals Teil der menschlichen Gesellschaft werden können. Leise wie zuvor gab er seine Statuentarnung auf und begab sich auf die andere Seite des Daches, um seine Schwingen ohne Aufmerksamkeit zu erregen auszubreiten und abzuheben.
Einige der abfahrenden Personen bemerkten kurz einen Schatten, der über ihren Köpfen vorüberglitt, kümmerten sich aber nicht um die Ursache und keiner bekam mit das soeben eines der ‚Monster‘, welches alle beschrieben den Schauplatz verlassen hatte.
Die Sonne ging auf, und über den Überresten der Greystone Festung ragten nunmehr nicht der innere Kern des Sentinel Clans, um ihr Heim zu schützen, sondern sieben Gargoyle Statuen, die, obwohl sie letzte Nacht so wie viele Nächte zuvor nicht dort standen, so aussahen, als ob es sie immer gegeben hatte und sie schon ewig dort ruhen würden. Die Festung wurde allmählich vollständig in Sonnenlicht getaucht die Statuen außen zeigten sich in ihren eindrucksvollsten Posen, ein Bär mit Flügeln, bedrohlich alleine schon seine Größe von über zwei Metern, eine kleinere, aber nicht minder bemuskelte Figur bedrohlich durch die Pose Fernöstlicher Kampfkunst und mit einem Schwert bewaffnet, sowie ein Paar, männlich und weiblich anmutender Geschöpfe seitlich zueinander stehend, sich gegenseitig durch Abwehrhaltung die Flanken deckend und dabei scharfe Klauen und Fangzähne zeigend, die anderen drei, nicht minder gefährlich aussehende Gestalten in unterschiedlichen Haltungen. Jede von ihnen ebenfalls scharfe Klauen präsentierend, dabei sehr böse aus Pupillenlosen Augen dreinblickend. Jede der Figuren sah anders aus, einige wie Echsen, andere mehr wie gefährliche Säugetiere, dennoch schien es so, als wären alle dem Geist des selben Künstlers entsprungen.
Unweit der Festung, innerhalb der Stadt Motumba Bay spielte sich, fernab dieser Idylle, ein ganz anderes Szenario ab. Mehrere Männer und Frauen, die allesamt so richtig brutal aussahen, rotteten sich in einem Lagerhaus zusammen, um eine Art Versammlung auf höchst geheimer Ebene abzuhalten. Ihr Anführer schien nicht sehr freundlich gelaunt zu sein.
Er rief die versammelten zur Ruhe und nahm eine höhere Position ein, um besser zu ihnen sprechen zu können.
“Gestern Abend ging nicht nur eine unsere Straßeninterventionen, sondern auch ein bis ins kleinste Detail geplanter großer Deal vor die Hunde,” ein Raunen ging durch die Menge bevor er fortfuhr, “ was die wenigsten von euch wissen, und laßt mich euch nun aufklären, als unsere engagierte Jugendgang gerade damit beschäftigt war, einige Touristen zu erleichtern und wir die ersten Parts unseres Geschäfts mit den japanischen Kollegen abzogen, tauchten da diese angeblichen fliegenden Nervensägen auf und vermasselten unserem Nachwuchs die Show. Dafür tauchten die Bullen auf und als unsere ausländischen Geschäftspartner den Braten rochen, haben die, noch bevor sie alles ausgepackt hatten, auch schon wieder alles im Sack und kratzten die Kurve!” Der Redner pflegte einen übertrieben sarkastischen Tonfall, den die meisten sowieso nicht lustig fanden, die anderen lachten nicht, um die ohnehin schlechte Laune ihres Bosses nicht noch mehr zu vermiesen. Diejenigen, die es dennoch taten, wurden sofort von den älteren Gaunern zurechtgewiesen.
“Das ist inakzeptabel!” polterte der Anführer daraufhin los, “In den letzten drei Jahren schwindet unsere Vorreiterstellung in diesem Gebiet, und das nur, weil jedesmal, wenn wir einen großen Fischzug anpacken, diese merkwürdigen Monster auftauchen, die noch keiner gesehen hatte. Damit noch nicht genug, jetzt fangen diese selbsternannten Verfechter der Armen und Schwachen an, unsere kleinen Nebengeschäfte zu sabotieren!” der Boss war jetzt nicht mehr nur schlecht gelaunt, sondern wirklich böse.
“Wie dem auch sei. Ich habe vor einigen Monaten versucht, Kontakt zu unserem früheren Geschäftspartner Charles Canmore aufzunehmen, ohne Erfolg. Anscheinend ist er ´89 in Paris gestorben. Jedenfalls, die Waffen die wir ihm geliefert haben, schienen für eine größere Jagd ausgelegt zu sein und ich habe da mal nachgeforscht und bin auf seine Kinder und einen Industriellen aus New York gestoßen. Über Umwege habe ich herausgefunden, daß es diese Monster tatsächlich geben soll. Ob es nun irgendwelche Märchengestalten sind, oder zweite Batmans in Kostüm und Umhang soll mir egal sein. Ich will diese Viecher tot auf einem Silbertablett!” er schlug heftigst mit der Faust auf einen nahen Tisch, der nachfolgende Donner war so laut, daß er Tote hätte aufwecken können, ganz zu schweigen von den paar Ganoven, die während seines Vortrages kurz einnickten und nun mit schuldbewußtester Mine dreinblickten.
“Soweit ich das verstanden habe, kommen die Nachts aus ihren Löchern, sind Tagsüber am schlafen und nur schwer an ihrem Ruheort aufzuspüren. Wir werden also Nachts eine Falle vorbereiten und auf diese Viecher warten, und dann machen wir sie kalt!” unter lautem Gejohle griff der Chef und seine zwei, nie von seiner Seite weichenden Bodyguards, ein Mann und eine Frau im Militär-Look, mit Patronengürteln über den muskelbepackten Oberkörpern, nach einigen bereitstehenden Waffen und forderten die anderen auf, sich ebenfalls zu bedienen.
“Dann greift mal zu Leute! Extra für diese Gelegenheit habe ich einen Deal mit unserem Freund Dracon abgewickelt. Diese Strahlenwaffen stammen frisch aus den Werkshallen unseres guten Freundes Xanatos,” er zielte kurz auf einen Stapel herumliegenden Schrotts und drückte den Auslöser. Anstelle einer Kugel kam ein gebündelter Energiestrahl aus der Mündung und zerlegte den Stapel in seine Einzelteile. Der Boss fing an hämisch zu lachen und nach einer Schrecksekunde fingen auch die anderen an, in das Gelächter einzustimmen.
“Wenn unsere Falle steht, kommt Dracon mit einer weiteren Ladung rüber, und dann wird’s richtig heiß!”
Schlag sieben Uhr war die gewöhnliche Zeit für den Schichtwechsel im Polizeirevier. Allison, der von diesem Treiben eigentlich nie etwas mitbekam, war heute Morgen etwas früher aufgestanden, um ein Team aus der Tagschicht zusammenzustellen, das ihm dabei helfen soll einem Tip, den er letzte Nacht bekam, nachzugehen. Er beobachtete, wie jeweils fünf Streifenpolizisten und drei Detectives gegen die gleiche Anzahl von Tagschichtschiebern ausgetauscht wurden. Anscheinend die übliche Anzahl von Beamten für ein mittelgroßes Revier, wie das der Innenstadt von Motumba. Mark erinnerte sich wieder an seine Zeit in New York, an die Nachtschicht, seine Lieblingsschicht, da er in ihr den besten Partner fand den er je hatte: Peter Maza, ein Veteran auf seinem Gebiet. Auch wenn er ihn immer als das Greenhorn betrachtete, war er ein exzellenter Lehrer für ihn gewesen, und er konnte sagen er hatte viel von ihm gelernt, was der Lieutenant jetzt natürlich auch einsetzen wollte. Sein Team sollte aus unauffällig agierenden Detectives bestehen, welche Erfahrung in dieser Art von Ermittlung hatten. Das einzige Problem war jenes, daß er zu lange nicht mehr aktiv dabei war und die neuen Detectives nicht mehr so gut einschätzen konnte, wie ein Einsatzgruppenleiter, also mußte er sich auf einen alten Freund verlassen, der jetzt jenen Posten inne hatte.
“Hey, Jack,” begrüßte er den Chef der Einsatzgruppe in seinem Büro. Sein Freund war ein mittlerweile etwas rundlicher geratener, schnurbarttragender Polizeiveteran, durch Jahre am Schreibtisch gezeichnet, “Schlecht siehst Du aus. Du solltest mal öfter hier rauskommen. Der Papierkrieg macht Dich fertig, Captain,” er trat auf Jack zu der jetzt seinen Kopf hob und obwohl der sarkastischen Bemerkung lächelte und seinen alten Freund begrüßte.
“Hallo Mark, lange nicht gesehen. Was verschafft mir die Ehre?” der alte Polizist kam gerne gleich zur Sache.
“Ich brauche ein paar Deiner Männer für ´ne Insider-Aktion!” entgegnete der Lieutenant genauso schlagfertig.
“Kein Problem, wir sind die letzte Zeit eh nicht besonders ausgelastet gewesen, wen willst Du?”
“Das ist schon ein Problem!” er setzte sich, “Ich habe keine Ahnung. Die Neuen kenn‘ ich nicht und kann sie nicht einschätzen. Wen kannst du mir empfehlen? Ich brauche Leute, die sich etwas mit dieser Arbeit auskennen,” Mark kramte seine Notizen über die laufenden Ermittlungen heraus und schob sie dem Captain über den Schreibtisch. Der überflog sie kurz und sah dann den Lieutenant prüfend an.
“Woher hast Du das denn? Die in New York suchen fast ein Jahr nach diesen Dingern, von den Jungs der Regierung ganz zu schweigen,”
“Ich hab `nen Tip gekriegt, gestern Abend,” entgegnete Mark trocken.
“Die suchen die halbe Welt nach Top Secret Laser Waffen ab und du bekommst mitten in der Nacht `nen Tip, daß die Dinger in Motumba in einem Lager liegen, zusammen mit einem Stadtbekannten Mafiosi und Hehler,” Jack legte die Akten zurück, “kannst Michaels und Dorigan haben, zwei meiner besten, auf so eine Aktion haben die beiden schon lange gewartet.”
Mark verzog den Mund zu einem breiten Grinsen, “ich dachte schon du würdest ablehnen,” er stand auf und reichte seinem Vorgesetzten und Freund die Hand zur Verabschiedung.
“Konnte ich dir je einen Wunsch ausschlagen?” er nahm den Handschlag entgegen, “Bring mir die Jungs nur heil zurück,”
Mark verließ das Büro und machte sich auf den Weg in sein Departement zwei Stockwerke höher im Gebäude, ‚So, das war der einfache Teil!‘ dachte er auf dem Weg zum Fahrstuhl und legte sich in Gedanken schon mal einen Einsatzplan zurecht. Im richtigen Stockwerk angekommen betrat er den Raum, in dem unter anderem sein Schreibtisch stand, Rodis wartete bereits dort und hatte schon den Hörer des internen Apparats in der Hand, um die Detectives für den Einsatz zu rufen.
“Und wie ist‘s gelaufen?” fragte er sofort, als sich sein Kollege an seinen Schreibtisch gesetzt hatte.
“Sie heißen Michaels und Dorigan, er hat mir versichert sie wären seine besten Männer,” Rodis begann zu wählen und die Männer in die Planung zu rufen.
“Sie müssen gut sein wenn er uns für so eine heiße Sache nur zwei Männer abstellt,” weiter äußerte er sich nicht, da bereits jemand an dem anderen Ende der Leitung antwortete. Rodis forderte die Männer an, während Mark nervös in der passenden Akte fingerte.
“Warum so nervös, die Aktion ist gut geplant. Wir werden diesen Kerl überraschen und festnehmen, der Kerl hat keine Ahnung, daß wir schon von ihm wissen, bevor er zum Zug kommt, haben wir ihn schon und einen der größten Fälle von illegalem Waffenhandel des Jahrzehnts gelöst. So was gibt Pluspunkte beim Chef,”
“Ja ich weiß auch nicht, warum ich so nervös bin. Vielleicht bin ich einfach nur zu lange aus der Einsatzleitung raus, vielleicht verliere ich nur meinen Schneid,” Mark stand wieder auf und machte sich zusammen mit seinem Kollegen auf den Weg, sich mit den Detectives zu treffen und die Strategie zu planen.
Langsam zerstreuten sich die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Horizont. Vormals massiver Stein begann Rißlinien zu bilden und auseinanderzubröckeln. Mit lautem Gebrüll schüttelten sieben Gargoyles auf der größten, intakten Burgplattform Steinreste von ihrer Haut und Kleidung. Im Innern des alten Bauwerks spielte sich ein ähnliches Szenario ab, lediglich die Anzahl der Gargoyles variierte. Die Mehrheit des Clans war niemals über Tag auf der Burg vertreten, dies war den besten Kriegern vorbehalten, die die Burg beschützen sollten. Zig verschiedene Gargoyles unterschiedlicher Geschlechter und Altersgruppen erwachten nun und machten sich daran ihre allnächtlichen Verpflichtungen zu erfüllen. Darin Cean ihr Anführer und einziger Gargoyle im Clan mit einem separaten Vornamen, sprang von seiner erhöhten Position auf der Burgplattform und führte seine Wachmannschaft ins innere der Burg, um die heutigen Patrouillepläne zu besprechen, Kodiak sein erster Kämpfer, Toledo der Clanälteste und die besten Krieger des Clans, Rosia, Declan, Kyrashi und Barrin folgten ihm durch den Burgeingang mit dem freundlichen ´Gefahr`-Schild an der Tür.
“Gestern Nacht haben wir viel riskiert, uns in so großer Zahl der Öffentlichkeit zu zeigen,” bemerkte der älteste und zeigte dabei seine besorgteste Mine.
“Wenn wir in Zukunft akzeptiert werden wollen, müssen wir Risiken eingehen. Die Menschen müssen sehen von wie großem Nutzen wir sein können. Sie dürfen keine Gelegenheit bekommen vor uns Angst zu haben, und das erreichen wir am besten wenn wir Verbrechen verhindern, die Menschen schützen und sie dabei auch gleich sehen wie sehr sie uns brauchen können.” Ceans Worten zum Schluß hatte er schon längst den Entschluß gefaßt, sich den Menschen dieser Stadt zu offenbaren, und als guter Krieger des Clans lag es nicht in Toledos Aufgabenbereich seinem Anführer zu widersprechen.
Klar wußte Cean, daß Toledo den Menschen nicht traute, sie hatten vor fast hundert Jahren seinen ganzen Clan vernichtet, während er das Kommando hatte, und damals hatte er den Menschen getraut, einer war sogar sein Schwertmeister und er hatte diese Ausbildung sicher nie bereut. Die Meinung der anderen mußte er erst hören, da sie zu schwer einzuschätzen waren, jeder hatte schon einmal ein tragisches Erlebnis mit den Menschen. Kodiak und der ursprüngliche kanadische Clan waren einst die Beschützer des Waldes, die sich um die Sicherheit der in ihm lebenden Tiere und Bäume kümmerten und sie vor Wilderern und illegalen Fällern schützten, dabei wurden oft Krieger verletzt oder gar getötet. Rosia und Declan sind mit ihren Kindern vor langer Zeit aus Irland geflohen, als ihr Clan von Jägern gejagt wurde. Kyrashi hatte einige Erlebnisse mit Menschen, die zuerst Verbündete zu sein schienen und sich dann gegen ihn stellten, so wurde er in einen menschlichen Clan namens Yakuza aufgenommen, von ihnen jedoch verraten und letztendlich gejagt. Jeder hatte so seine Erlebnisse, auch Cean hatte über sein 1500 Jahre währendes Leben viele schlechte Erfahrungen mit den Menschen gemacht, dennoch hatte er sich entschlossen ihnen noch eine Chance zu geben und er wußte, daß sein Clan hinter ihm und seiner Entscheidung stehen würde.
“Keine Sorge es wird schon klappen, wir haben über die Jahrhunderte immer die Freundschaft der Menschen erringen können, indem wir unsere Kampfeskunst in ihre Dienste stellten,” versicherte der grüne Anführer seinen Kriegern auf dem Weg zur großen Ratshalle, in der schon die anderen Kämpfer warteten. Die Kinder des Clans fehlten heute, sie wurden bereits von einem der Älteren in den Wald zum Training geführt.
“Ja, aber wir sind nicht in Japan und die Zeit der Samurai ist auch vorüber, diese Menschen halten nicht viel von Ehre und auf ihr Wort kann man sich auch selten verlassen,” entgegnete Toledo und erntete daraufhin einen bösen Blick, der sagen wollte ‚stellst du meine Autorität in Frage?‘. “Versteh mich nicht falsch, ich stehe voll und ganz hinter Dir, nur kann zu viel Optimismus schädlich sein. Denk nur an den Clan aus Manhattan, Goliath gab den Menschen immer wieder eine weitere Chance und jetzt wird er von den Pack, diesem widerlichen Dracon, Xanatos und einem halben Dutzend anderer gejagt!”
Der Blick wich einem Stirnrunzeln, natürlich wußte er von Goliaths Problemen sich in der Gesellschaft New Yorks zu etablieren, das hatte ihn ja vor einem Jahr, als er in Manhattan auf den Wyvern Clan stieß, auf die Idee gebracht sich mit den Menschen auf einem Level zu treffen und eine Einigung zu erzielen. Auch wenn er über die Jahre nicht gerade zum besten Freund von Goliath wurde, so verfolgten sie doch gemeinsame Ziele. Gerade die Aussicht auch nur einen Verbündeten zu finden war der Mühe wert. Er setzte wieder ein optimistisches Gesicht auf und wechselte das Thema.
“Ich frage gleich mal im Hauptquartier nach, ob für heute ein Insider-Tip vorliegt, danach fangen wir mit der Planung der heutigen Patrouille an,” beschloß der Anführer und machte Anstalten die Halle in Richtung seiner derzeitigen Kommandozentrale von wo aus er jeden zweiten Tag die Geschäfte seiner Firma regelte.
“Laß dir Zeit!” rief ihm Kodiak hinterher, “Keine Patrouille, ohne nicht vorher gefrühstückt zu haben!”
Der kleine Raum des zentralen Hauptbüros war kaum der Standard an Komfort, den Cean aus seinem Büro in Europa gewohnt war, jedoch erfüllte es bisher seinen Anforderungen, da er sowieso nur jeden zweiten Tag ohne Steinschlaf überdauern konnte, eine Eigenheit seines auf irgendeine Weise magischen Schwertes, das anscheinend nur einen Tag zum wiederaufladen brauchte. Dennoch war er froh, überhaupt eine Zeit ohne zu versteinern überdauern zu können. Es war ein Glücksfall, daß er jenes magische Schwert 1583 in Ishimura fand und erwarb, fast wie die Einigkeit zwischen König Arthus und seinem Excalibur. Es gehörte einfach zu ihm wie ein Körperteil.
Cean fing an die Computerausdrucke seiner Geräte, die mit der Hauptzentrale in Europa verbunden waren, zu prüfen und die neuesten Veränderungen zu begutachten, dann sah er sich die letzten Ausgabenlisten an und wandte sich schließlich dem Informationsnetzwerk zu, das er zwischen seinem Computer und den meisten Sicherheitssystemen der Stadt und Umgebung errichtet hatte. Sofort fiel ihm eine neue Gegebenheit im Polizeicomputer auf. Verschiedene Polizisten wurden von laufenden Einsätzen abgezogen und einer Sondereingreiftruppe unterstellt. Zusätzlich wurde auch noch ein vollständiges SWAT angefordert. Cean spukte eine Nachricht durch den Kopf, die er vor kurzem hörte, als er noch in New York war. Ein kleiner Mafiosi hatte eine Serie Projektilloser Waffen von Xanatos gestohlen und etwa 50 davon verkaufen können, bevor er gestellt wurde. Der Fall hatte richtig Schlagzeilen gemacht. Angeblich wurde im Zuge der Ermittlungen die Freundin von Goliaths Clan dabei angeschossen. Cean hatte schon lange den Verdacht, daß die Waffen, bevor sie der Schwarzmarkt verhökerte, ins nahe Ausland geschafft wurden, und nun hatte ein Lieutenant Allison einen Tip bekommen, daß jene Waffen jetzt in Motumba aufgetaucht seinen. Der grüne Gargoyle erinnerte sich noch daran, daß es für die Manhattaner Polizei äußerst schwierig war die Waffen aufzutreiben und die Verantwortlichen zu verhaften. Ein Detective Matt Bluestone und der Captain des 23sten Reviers sollen den Fall abgeschlossen haben, aber er war sich sicher, daß die Polizisten von Motumba keine Ahnung haben worauf sie sich da einlassen. Der Entschluß war gefaßt, bevor er überhaupt zu Ende gedacht hatte, die Polizei braucht Unterstützung, und es war die günstigste Gelegenheit den Menschen zu zeigen, was die Gargoyles leisten konnten, vielleicht war sogar die Zeit gekommen sich den Menschen zu offenbaren.
Kodiak war gerade dabei eine seiner Spezialitäten in der Burgeigenen Küche, die verglichen mit der anderen Einrichtung erstaunlich modern war, zuzubereiten. Toledo saß, wie die meiste Zeit, in seinem Lieblingssessel und weil, da heute alle jungen Gargoyles zum Feldtraining waren, er auch niemanden hatte, dem er heute seine Geschichten von der guten alten Zeit am Hof des Spanischen Königs erzählen konnte, nervte er Kodiak und jeden anderen, der zufällig mal vorbeischaute, mit kleinen Anekdoten und Vorschlägen, die den Bärengleichen Gargoyle in keinster Weise interessierten. Cean wählte den richtigen Zeitpunkt, als Toledo gerade Kyrashi erklären wollte was er damals in der Yakuza-Familie falsch machte, um den Raum zu betreten und Kyrashi anzuweisen die anderen Krieger zusammenzurufen und fing dann an die Lage zu erläutern, und daß er vorhatte den Polizisten zu helfen die Verbrecher zu fassen.
“Es ist äußerst ernst, ich glaube nicht, daß die Polizisten wissen worauf sie sich mit dieser Aktion einlassen, als ich in New York Dealer mit diesen Waffen gegen Polizisten kämpfen sah hatten die kaum eine Chance, sie waren darauf nicht vorbereitet, die Gauner aber auch nicht auf die Gargoyles. Das Überraschungselement hat Goliath und seinem Clan immer geholfen auch gegen übermächtige Waffen zu bestehen, den selben Vorteil haben wir auch, die Polizisten nicht,”
“Du brauchst uns nicht noch extra zu überzeugen,” versicherte der Clanälteste, “wir stehen hinter Dir, ein Befehl und es kann losgehen!”
Cean rang sich ob dieses Vertrauensbeweises ein lächeln ab und er machte sich schon auf den Weg die Aktion zu beginnen.
“Nun gut, laßt uns keine Zeit verlieren, die Polizei will um 9 Uhr loslegen, wir sollten eine halbe Stunde früher vor Ort sein, die Ganoven beschäftigen bis die Gesetzeshüter eintreffen,” der Anführer führte die 9 Gargoyle-Krieger auf die als Startrampe fungierende Plattform und gab letzte Anweisungen, “Wir starten in drei Gruppen und treffen uns bei dem Lagerhaus 24 am neuen Pier. Das soll ihr Versteck sein in dem sie die Waffen lagern. Wenn alle da sind schlagen wir leise zu und ziehen sie einzeln aus dem Verkehr, den Rest soll die Polizei machen.”
Die Gargoyles schwangen sich einer nach dem anderen in die Luft, erwischten einen Aufwind und glitten in Richtung Hafen davon.
Westchester Highway, 20 Uhr 30
Mark Allison und sein Kollege Rodis waren in seinem als Einsatzfahrzeug fungierendem Privatwagen unterwegs zum Hafen, um den Motumba-Unterwelt-Boss DeLa Cruse hochzunehmen. Das SWAT und die, speziell für diesen Einsatz angeforderten Detectives Michaels und Dorigan waren bereits vor Ort und planten schon im einzelnen den Ablauf des Einsatzes. Der 69er Stingray kam direkt in der Einsatzlinie zum halten, Allison und Rodis stiegen aus und gesellten sich schnell zu der Einsatzgruppe.
“Bericht?” forderte der Lieutenant den ersten Detective der sich ihm zeigte, Michaels, erinnerte sich Mark.
“Wir haben das Gebäude bereits umstellt und sind Einsatzbereit. Wir warten nur noch auf ihren Befehl und es kann losgehen,” entgegnete Michaels.
“Wir müssen noch warten, dem Tip zufolge soll heute um 9 eine neue Lieferung Hehlerware kommen,” erklärte Mark, “der Konterpart ist ein Gauner, dem nicht mal DeLa Cruse traut, wenn wir ihn also mit den Waffen inflagranti erwischen, wandert der bis in alle Ewigkeit in den Bau.”
Die verbleibenden SWAT Leute bezogen, ob dieser Erklärung Stellung und die Detectives, inklusive ihres Einsatzleiters errichteten hinter zwei getarnten Einsatzfahrzeugen einen Befehlsstand, alle Sinne auf höchste Wachsamkeit gestellt und die eigenen Waffen in Bereitschaft.
Nach den ersten fünf Minuten Stille bemerkte Mark plötzlich mehrere Schatten über ihre Köpfe gleiten und richtete sich auf um die Quelle dieser Schatten ausfindig zu machen, konnte aber nur noch einen weiteren Schatten ausmachen, der gerade auf dem Dach verschwand, eine Sinnestäuschung, wie er vermutete.
Cean und seine Gruppe landeten, unbemerkt von möglichen Passanten auf der Südseite des Daches. Zeitgleich nahmen die anderen Gruppen ihre Positionen auf anderen Seiten des Gebäudes ein. Sie suchten einen möglichst leisen Zugang und konnten sich nur für das nahe Oberlicht entscheiden, von denen es auf dem Dach insgesamt sechs gab, sie öffneten die ihnen am nächsten gelegene und schlüpften leise durch den Spalt, die anderen taten es ihnen auf ihren Seiten des Daches gleich. Innerhalb von Sekunden zeugte nichts mehr von der Ankunft der Gargoyles auf dem Dach des Lagerhauses.
Im Lager wies der grüne Anführer seine Krieger mit Handzeichen an auszuschwärmen, die Ganoven ohne störende Geräusche zu verursachen aus dem Verkehr zu ziehen und zu verschnüren. Das funktionierte in den ersten paar Minuten auch ganz gut. Cean und drei seiner Krieger schalteten ebenso viele Gangster aus, aber der, den sich Kodiak vornehmen wollte, wollte par tout nicht stillstehen und der etwas unbewegliche Bären-Gargoyle schaffte es nur, ihn mit einem dumpfen Faustschlag auf den Kopf davon zu überzeugen, daß es auf dem Boden viel bequemer war, allerdings nicht ohne vorher den braunen, fellüberdeckten Gargoyle zu bemerken und seinen Boss zu rufen und ihn zu informieren, daß ‚Sie da sind‘.
Sofort wurde die, eigentlich nur spärlich beleuchtete Halle in Flutlicht aus zusätzlich installierten Halogenscheinwerfern getaucht und die Gargoyles von eigens dafür positionierten Scharfschützen ins Visier von grobschlächtigen Partikelwaffen genommen. Ohne zu zögern stob der Clan auseinander und versuchte Deckung zu bekommen, sah sich aber der Tatsache ausgeliefert, daß keine Deckung sie vor den metalldurchdringenden Partikelstrahlen retten konnte. Einige wurden verletzt und die anderen suchten sich nach jedem Schuß eine neue Deckung, als sie bemerkten, daß ihre alte bereits durch eine der Waffen durchlöchert wurde. Cean hatte sich gerade einen relativ sicheren Schutz gesucht, da ihn hinter der Kiste, die ihm jetzt Deckung bot keiner der Scharfschützen ausmachen konnte, er konnte dafür sehen, daß sich etwa zehn Leute der Gang DeLa Cruses auf den Metallbalkonen unter dem Dach verschanzt hatten und die Gargoyles aufs Korn nahmen. Cean bemerkte, daß die Anordnung, in der sie standen auf eine Falle hindeuteten. Sie standen alle in die Mitte der Halle gerichtet, keiner deckte die Flanken ab. Wußten sie vielleicht von der Ankunft der Gargoyles? War der Tip an die Polizei nur ein Ablenkungsmanöver? Cean hatte keine Zeit sich selbst Antworten auf diese Fragen zurechtzulegen, er sah vielmehr, wie sich Kyrashi, vor einer erneuten Salve rettend, hinter eine der Kisten genau in Schußbahn von drei Schützen warf, die prompt aus allen Rohren schossen. Der grüne Gargoyle hechtete nach vorne machte eine Rolle und zog im Schwung dieses Manövers Kyrashi aus der Schußbahn hinter eine der stabileren Kisten, hinter der schon Toledo Schutz suchte.
“Sie decken ihre Flanken nicht, sie beschießen uns, als wäre dies hier geplant,” informierte der Anführer sie über seine letzten Beobachtungen.
“Was hast du vor?” fragte ihn der Clanälteste.
“Na diesen Vorteil ausnutzen!” entgegnete Cean, “Paßt auf, Du und Kyrashi, ihr übernehmt die Typen in den Ecken dort,” er deutete auf die entfernten Ecken der Halle und auf die Männer die in ihnen standen, “bleibt außerhalb ihres Sichtfeldes und überrascht sie, ich nehme mir die zwei hier vor, die aussehen wie nach einem Verkehrsunfall. Dann können die anderen aus den Schußlinien verschwinden und wir drehen den Spieß um!” die anderen Gargoyles nickten auf diese Erklärung hin und legten dann los, den Plan in die Tat umzusetzen. Toledo und Kyrashi bewegten sich, außerhalb der Sichtlinie der Schützen, je auf einen der Aufstiegspylonen zu, die in jeder der vier Ecken der Halle standen. Cean nahm sich ebenfalls eine Ecke in seiner Nähe vor und kletterte sie so leise wie möglich hoch. Er erreichte die Plattform, auf welcher der muskulöse Marines-Verschnitt stand, ohne von ihm bemerkt zu werden und legte ihn mit einem Hieb auf den Hinterkopf lahm, jedoch bemerkte dies seine kleine Freundin, die mit der Irokesenfrisur und begann das Feuer auf den Balkon, auf dem Cean nun stand zu eröffnen. Der grüne Gargoyle bewegte sich schnell, um den Partikelstrahlen auszuweichen, zog sein Schwert, daß er praktischerweise immer auf dem Rücken trug und versuchte Miss Universum mit einem weiten Sprung in ihre Richtung und seinem Gargoyle-Kampfschrei erstmal Angst einzujagen. Als das nicht fruchtete und die Gaunerin immer noch aus allen Rohren feuerte, führte Cean ein paar wohl plazierte Hiebe mit seinem Bushido-Schwert aus, die die Waffe seines Angreifers vor ihren Augen in ein Puzzle verwandelten, als sie jetzt endlich die Flucht ergreifen wollte, stellte sie der Clan-Führer mit einem Akkupressur-Griff, den er sich von Kyrashi abgeschaut hatte ruhig. Jene Aktion trug allerdings nicht dazu bei, daß sich die Lage beruhigte, denn jetzt hatte der Anführer den Ärger aller anwesenden Gangster am Hals. Sie ließen von den Gargoyles in ihrer Arena ab und beschlossen das Feuer auf den grünen mit der Schwertfuchtel zu eröffnen. Spätestens jetzt wurde Cean klar, daß die paar Leute auf den Balkons nicht alles war, was DeLa Cruse aufzubieten hatte, denn auf einmal erschienen noch etwa zwei Dutzend weitere Gangster, alle schwer bewaffnet auf der Bildfläche und eröffneten ebenfalls das Feuer. Der grüne Gargoyle konnte sich nur knapp in Sicherheit bringen, während Toledo und Kyrashi bereits auf dem weg waren ihrem Anführer zur Hand zu gehen. Der alte spanische Gargoyle zog sein antikes Langschwert und ging gleich auf zwei der Schützen los, machte ihre Waffen unbrauchbar und wickelte sie in das Metallgeländer des Balkons ein. Kyrashi hatte weniger Glück. Als er den Ersten mit einigen gut plazierten Tai-chi-Griffen außer Gefecht gesetzt hatte, war da noch einer, den er nicht bemerkt hatte und jener schaffte es den japanischen Gargoyle unglücklich an der Schulter zu verletzen, bevor Toledo die Chance erhielt auch diesen Angreifer zu bändigen.
Ohne etwas von den Kämpfen im Inneren mitzubekommen, beobachteten die Polizisten ein Boot, auf den Pier zurasend, in einem schnellen Manöver andocken und sahen ein halbes Dutzend dunkel gekleidete Gestalten aussteigen. Die Typen in Schwarz schleppten einige Kisten von Bord und stapelten sie vor der Halle. Ein Schwarzhaariger in Designerkleidung, der ihr Boss zu sein schien, wies einen großen Dunkelhäutigen mit einer dicken Brille an, zu der Eingangstür zu gehen und ihre Ankunft anzukündigen. Der dunkelhäutige tat wie ihm geheißen und ging zur Tür, klopfte in einem bestimmten Code an und wartete auf eine Antwort, als keine kam lehnte er sich mit einem Ohr an die Tür, um zu horchen, drehte sich anschließend zu seinem Boss um und zuckte nur mit den Schultern.
“Oh, Mann, ist ja nicht zu fassen!” murmelte der Boss nur und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, “Na gut, komm zurück Brille, wir geben diesen Idioten noch fünf Minuten, dann ziehen wir Leine!”
Brille tat wie ihm geheißen und kam zurück , allerdings nicht sehr weit. Nach ein paar Schritten wurde die Tür durch einen durch sie fliegenden Körper gesprengt. Der massive Körper landete nur einige Meter von dem dunkelhäutigen Handlanger des Schwarzhaarigen Ganoven und dieser gab nun, aufgrund der Erscheinung eines riesigen Bären mit Fledermausflügeln Fersengeld. Der Boss schnipste mit den Fingern, ein Zeichen zu einem anderen seiner Handlanger.
“Joey,” orderte er und der Handlanger warf ihm eine der Waffen aus einer der Kisten zu, kein Auge von dem riesigen Bären abwendend, der sich gerade zu voller Größe von über zwei Metern aufrichtete und an dem einigen Stellen immer noch das Fell schmurgelte.
Die Polizisten sahen dem Treiben erschrocken zu, konnten nicht begreifen, was sie dort sahen. Ein riesiger Grizzly wurde gerade durch eine Lagerhaustür geschleudert. Mark Allison vergaß für einen Moment, daß sie hier waren ein paar Hehler festzunehmen und starrte nur noch auf die Kreatur mit Flügeln.
“Verdammt! Gargoyles, hier?” gab der Schwarzhaarige von sich.
Mark bekam diesen Kommentar flüchtig mit und besann sich wieder auf seine Aufgabe.
“Einsatz,” befahl er dem Kommando, welches sich um die Halle verteilt hatte. Sofort wurden Suchscheinwerfer überall um das Lagerhaus eingeschaltet und die Gruppe Ganoven vor ihr geblendet, die Polizisten setzten auch eine Spot auf die Kreatur, welche sofort den Rückzug antrat und auf allen Vieren in die Halle zurücklief.
“Hinterher!” befahl der Lieutenant der SWAT, als mehrere Polizeiwaffen und Pump-Guns die Gauner vor der Halle davon überzeugten besser sofort aufzugeben. Der Detective der den Boss offensichtlich erkannte ging auf ihn zu, um ihm seiner Rechte zu belehren.
“Toni Dracon! Sie sind im Namen des Gesetztes verhaftet...”
Die anderen SWAT und Detectives folgten ihrem Lieutenant in die Halle, wo sich ihnen ein Bild des Krieges bot. Mehrere Männer mit Partikelwaffen nahmen eine Gruppe von Kreaturen mit Flügeln unter Beschuß und jetzt, da die Ganoven die Polizei bemerkten, auch Mark und seine Mannschaft.
“DeLa Cruse sie haben keine Chance. Wir haben die Halle umstellt, geben sie auf!” befahl Allison, nahm eine strategische Position hinter einer der Kisten ein und wies seine Leute an, es ihm gleich zu tun. Die SWAT und die anderen Detectives verteilten sich hinter Deckungen im Eingangsbereich der Halle, immer wieder Partikelstrahlen ausweichend. Die Gangster wurden von dem überraschenden Eintreffen der Polizisten derart überwältigt, daß sie kurzzeitig ihre Absicherung vergaßen, eine Chance, die die Gargoyles ausnutzen und die Bösewichte von verschiedenen Seiten angriffen, Kyrashi, Toledo und Declan schlugen erfolgreich zu und setzten die Frontdeckung von DeLa Cruses Männern außer Gefecht. Die anderen hatten Mühe ihr Partikelfeuer auf die verbleibenden Gargoyles zu verteilen und sie zu beschäftigen, ein Tatbestand der ihre Niederlage bedeutete, denn Cean, der den zweiten Angriff führte sprang in einer gewaltigen Bewegung, Schwert gezogen, in die Mitte der Rücken an Rücken stehenden Ganoven und zersprengte ihren Zusammenhalt, die anderen Rosia, Kodiak, Barrin und William folgten auf dem Fuße und taten das ihrige, um den Gangstern den Rest zu geben.
“Bleiben sie stehen, sie alle...” rief Mark Allison den Gargoyles entgegen, als diese gerade verschwinden wollten, sich aber nicht auf diese Forderung einließen.
“Heute nicht!” entgegnete Kodiak, der als letzter mit dem verletzten Jethro beladen das Dach erreichte und den, wild mit seiner Waffe herumfuchtelnden Polizei-Lieutenant unter sich zurückließ.
Die Gargoyles hoben ab, sich ihrer heutigen beinahe Verluste bewußt und der Tatsache sicher, daß sie ohne das Eingreifen der Polizei wohl heute alle gestorben wären, und machten sich auf den Weg Richtung Heimat.
Allison überwachte derweil den Abtransport seiner Gefangenen: mindestens die Hälfte von DeLa Cruses Bande und das komplette Ensemble der Gang von Toni Dracon aus Manhattan.
“Habt ihr die Monster nicht gesehen? Sie sind überall, sie werden uns töten,” winselte einer der Männer DeLa Cruses, als er an Mark vorbeigeführt wurde. Einige andere gaben ähnlich verwirrende Sätze von sich, aber keiner der Beamten schien dem Bedeutung beizumessen.
“Erst Manhattan, jetzt Kanada, ist man den nirgends vor diesen Viechern sicher,” schnaubte Dracon verächtlich, als einer der Detectives ihm vorlas, gegen welche Bewährungsauflagen er bereits verstoßen hatte, und daß man ihn wieder nach New York zurückschicken werde, wo man ihn dann für eine ganze Weile nicht mehr aus dem Gefängnis lassen werde.
Mark wußte genau, worüber die Leute sprachen, wußte aber auch, daß er es niemandem sagen konnte, da es sich selbst für ihn zu unglaublich anhörte. Gargoyles, fliegende Monster. Sie haben sie jedenfalls gerettet, gegen die Waffen der Bande hätte selbst die bestens ausgerüstete SWAT nichts ausrichten können. Letztendlich haben sie sich gegenseitig geholfen.
“Sollen wir diese... Kreaturen in unseren Bericht mit aufnehmen?” fragte Rodis, der sich unbemerkt Mark Allison genähert hat und nun, sichtlich verwirrt, nicht mehr wußte was er glauben sollte und was nicht.
“Welche Kreaturen?” entgegnete Mark ohne seinen Kollegen anzusehen, “Was uns betrifft, so haben wir heute Lucius DeLa Cruse mit einer vollständigen Ladung Hehlerware und einen Toni Dracon bei einem Verstoß gegen seine Bewährungsauflagen auf frischer Tat ertappt und festgenommen. Die Aussagen werden aufgenommen, aber das war’s auch schon. Und ansonsten gibt es diese Kreaturen, was auch immer sie sind, nicht und das wird auch so der Öffentlichkeit preisgegeben!” der Beschluß des Lieutenant war endgültig, auch wenn er gerne an das Unglaubliche glaubt und jene Tatbestände gerne aufdeckt, wußte er nicht, wie die Allgemeinheit mit der Tatsache klarkommen würde, daß es fliegende Monster unter ihnen gibt. Er beschloß das geheim zu halten und bevor er irgendwann einmal die ganze Sache aufdecken würde, mehr Informationen darüber zu sammeln.
Der Horizont färbte sich bereits rot, als die Sonne ihren Aufgang begann, nur noch wenige Minuten trennten die Gargoyles, von ihrer Tageszeit und einer Rotation Tageslichtschlaf in Stein, der ihre Wunden heilen würde, die sie im Kampf erhalten hatten. Darin Cean saß wieder auf dem Rohbau seines neuen Firmengebäudes, welches ihr Heim werden sollte, deprimiert, denn seine Visionen einer gemeinsamen einheitlichen Zukunft mit den Menschen waren von einem Moment zum nächsten zerplatzt. `Vielleicht sind wir doch einfach nur zu verschieden,` dachte sich der grüne Gargoyle, als er allein durch die Stahlgerüste des kürzlich hochgezogenen dritten Stockwerkes schlenderte. Er wurde sich darüber klar, daß seine Unachtsamkeit diese Beinahe Niederlage nur begünstigt hatte, er wollte, daß sich die Menschen an den Umgang mit den Gargoyles gewöhnen, auf dem Gebiet, welches die Gargoyles am besten beherrschten: zu Beschützen, sie hatten jedoch kläglich versagt und wären beinahe getötet worden und die menschlichen Polizisten auch. Zu allem Überfluß warf die schlecht organisierte Aktion auch noch ein ganz schlechtes Licht auf die Gargoyles, welche von den Menschen immer noch als Monster betrachtet wurden. Keiner der anwesenden Menschen konnte sich ein Bild davon machen, was die Gargoyles für die Menschheit bedeuten würden, sie sahen nur, wie eine Gruppe Gauner und Ganoven gegen eine Macht von übermenschlich starken Bestien kämpfte, ‚Vielleicht war es keine so gute Idee sich den Menschen zu offenbaren, vielleicht sind sie einfach noch nicht bereit dafür,‘ dachte Cean wieder zu sich selbst. Er bemerkte kaum, wie ein paar Schatten in Flügelform ihren Anflug machten, bis sein Schwertmeister und Mentor Toledo vor ihm auf dem Boden landete.
“Du hast doch nicht vor wirklich aufzugeben, Amigo?” fragte der spanische Gargoyle, als er sich seinem Anführer näherte, und Cean bemerkte, daß er die ganze Zeit eher leise gesprochen als laut gedacht hatte.
“Du hast doch nicht gelauscht, alter Freund?” fragte er mit einem Lächeln zurück, wandte sich in Richtung Gebäuderand ab und lehnte seine Ellenbogen auf das Sicherheitsgeländer, das sich in Bauchhöhe vor ihm erstreckte. Der alte Gargoyle gesellte sich dazu und lehnte sich ebenfalls, die Aussicht bewundernd auf das Geländer.
“Na Du warst ja kaum zu überhören, bis in die Burg drang Dein Gemurmel, da mußte ich doch mal nachsehen wie es Dir so geht,” gab der alte Krieger nach einer Weile des Schweigens von sich.
“Ich hab nur über unseren heutigen Einsatz nachgedacht,” fing der Anführer an, “es ist nicht so ganz gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Eigentlich war es sogar ein Desaster. Ich wollte nur die Akzeptanz der Menschen erreichen und das Resultat war das genaue Gegenteil. Früher haben uns die Menschen, die wir retteten nur gefürchtet, jetzt hassen uns einige so, daß sie Fallen für uns vorbereiten, um uns darin zu töten.”
Cean seufzte und blickte noch weiter in das Land zu aufgehenden Sonne. Toledo würde bald zu Stein erstarren, und Cean müßte sich außer Sichtweite der Arbeiter begeben, bevor diese nach Sonnenaufgang wieder an ihre Arbeit gingen.
“Aber dennoch. Wirst Du aufgeben?” beharrte der spanische Gargoyle.
Cean überlegte eine Weile und präsentierte eine Antwort, so sicher und in der Form wie sie Toledo von ihm erwartet hatte.
“Nein!”
Die Entschlossenheit, die Cean bisher immer geholfen hatte die schwierigsten Situationen, den Tod von Mikai, von Calypse, den Verlust seines Heimatclans in Schottland zu überstehen und einfach weiter zu machen, kehrte in das Gesicht des Anführers zurück.
“Wann habe ich jemals aufgegeben, wir müssen einfach in Zukunft vorsichtiger sein und ich werde nicht versuchen die Akzeptanz der Menschen zu erzwingen, sondern einfach alles geschehen lassen und das Schicksal seinen Lauf nehmen lassen. Natürlich brauchen wir Verbündete, Freunde, ich werde mir da einfach etwas einfallen lassen, vielleicht werde ich Goliath und seinen Clan zu Rate ziehen. Dieser Polizist von vorhin scheint ein interessant zu sein, den sollten wir im Auge behalten.”
“Sehr gut, das wollte ich hören,” brachte Toledo noch über die Lippen, bevor er in grelles Sonnenlicht getaucht versteinerte und seine Mine mit einem fröhlichen Lächeln einfror.
“Danke, alter Freund,” gab Cean, der aufgrund der Magie in seinem Schwert, welches jetzt auf seinem Rücken, in der dafür vorgesehenen Halterung leicht zu glühen anfing, dem versteinerten Schwertmeister noch mit auf den Weg, bevor er die Statue griff und mit ihm außerhalb des Sichtfeldes der ankommenden Arbeiter davonglitt. Richtung Burg, wo er jetzt Posten in seiner Zentrale beziehen würde, um die Geschäfte für den folgenden Tag abzuwickeln.
Fortsetzung folgt...
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