The Sentinel Series

The Sorcerers Apprentice

Story by M. “Deep Cyko” Kynast
1997

Disclaimer

Ratet mal: Gargoyles gehört nicht mir, sondern Walt Disney und Buena Vista, alle Charaktere der Sentinels aber schon. Die Sentinel Series basiert lose auf ‚The Gargoyles Saga‘, auch die Charaktere der Kreativen dort gehören nicht mir. Ich verstoße hier nicht gegen geltendes Copyright, da hiermit kein Profit erzielt wird.


Zum letzten Stand der Dinge: Bei The Gargoyles Saga hat die dritte Staffel: The Goliath Chronicles nicht stattgefunden, so auch bei mir, diese Story ist Zeitlich etwa gegen die Episode The Sorcerers Apprentice von The Gargoyles Saga einzuordnen (ziemlich einfallslos, hmm).





Der kleine Studienraum, eine weitere jetzt umfunktionierte Bibliothek des Gargoyles-Wohnraumes von Cean-Tech-Industries wurde durch mehrere Kerzen in diffuses Licht getaucht. Verschiedene brodelnde Flüssigkeiten in den unterschiedlichsten Farben leuchteten in ihren Glaskolben wie in einem komplizierten Chemieexperiment und gaben dem gedämpften Licht zusätzlich noch eine mystische Aura. Allein, und anders wollte er es auch nicht haben, stand der tiefblaue Gargoyle an einem Lesetisch vor seinem Buch, in das er sich nun seit mehreren Wochen vertieft hatte. Gekleidet in einen weiten dunkelen Mantel sah der Gargoyle schon fast aus wie ein Magier aus den Legenden und was er so zauberte bestätigte die Vermutung, daß der Ritter der Nacht mit den Mächten der Zauberei vertraut war, nicht völlig perfekt, aber auch nicht wie ein Anfänger. William, von einigen der Kinder spöttisch William the Sorcerer genannt, versuchte nun seit über einem Monat seine Magischen Fähigkeiten zu verfeinern, wobei ihm das Buch, welches er seit eben dieser Zeit besaß helfen sollte. Die mehreren hundert Seiten des Zauberbuchs waren von Magie durchdrungen. Es waren viele Zaubersprüche auf dessen Seiten verfaßt, zusammengetragen von Magiern auf der ganzen Welt über hunderte von Jahren, William wollte sich nun in die Reihen derer einfügen, welche das Buch vor ihm besaßen und ein echter voll ausgebildeter Zauberer oder Magus werden. Seitdem sein ehemaliger Ausbilder in Sachen Magie vor Jahren gestorben war ist sein Talent, das er im Verlauf seiner Ausbildung erhielt nicht mehr gefördert, so glaubte er es mit Hilfe des Buches auf eigene Faust zu verfeinern. Die Texte der Zauberformeln allerdings waren nicht für Gargoyles geschrieben. Zwar war es William möglich das Latein zu übersetzen und den Sinn der Formeln zu begreifen, aber die Anwendung der Zaubersprüche war ihm ohne einige Tricks nicht möglich. Wie eine der Hexen aus Shakespeares MacBeth war er nun Nacht für Nacht dabei mehr und mehr Zauberformeln mit den richtigen Rezepturen einer Zauberbrühe anzuwenden. Durch eine der Passagen in seinem Buch ist er darauf gekommen, daß Wesen deren magisches Talent nicht natürlichen Ursprungs war Medien brauchen um zu zaubern, so war es dem alten Magus der das Grimorum Arcanorum verfaßte allein der Magie in den Seiten des Buches möglich gewesen zu zaubern. Anders verhielt es sich auch nicht mit dem Buch, welches er jetzt besaß, allerdings mußte zum Ausüben der Zauberei ein entsprechendes Rezept für eine Zauberbrühe her welches das Medium für die Zaubersprüche darstellte.

“Arrggh!” fluchte der Gargoyle wütend und warf einen weiteren Glaskolben mit einer seiner Zauberbrühen an eine der Wände seines Laboratoriums, “Schon wieder nichts!”

William griff sich wieder das Buch, laß eine weitere Passage und knallte es dann wiederum wütend auf den Lesetisch. Der dunkelblaue Gargoyle berührte seine pochenden Schläfen und glaubte eine aufkeimende Migräne zu fühlen, wandte sich dann von seinem Arbeitsbereich ab und ging nochmals seine Vorräte an Zauberutensilien durch.

“Machst du Fortschritte?” William drehte sich zum Eingang um, ein bedrücktes Gesicht ersetzte seine anfängliche Konzentration. Er erblickte seinen Anführer Cean an einem Türpfosten lehnend und wandte sich gleich wieder zu seinem Lesetisch um, als wolle er ihn ignorieren.

“Was willst du?” entgegnete William statt dessen schroff, “Ich sagte doch, ich wollte nicht gestört werden, bis ich die Geheimnisse dieses Buches entschlüsselt habe,” Er schlug eine markierte Seite in dem Buch auf und begann wieder zu lesen. Cean trat in der Zwischenzeit einige Schritte auf seinen Freund zu.

“Was ist los mit dir? Du entfernst dich vom Clan, läßt nichts von dir hören. Einige der Kinder wissen nicht mal mehr wie du aussiehst,” fing der Anführer an, William, der sich alles nur auf einem Ohr anhörte ließ sich trotz eines leisen Knurren nicht beirren und las weiter im Buch.

“Laß mich einfach nur in Ruhe das Buch lesen, das ist mir wichtig, verstehst du?”

So einfach ließ sich Cean jedoch nicht abfertigen, er blieb stur hinter dem Zauber-Gargoyle stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf eine Reaktion. Nach einigen Sekunden bemerkte William, daß der Anführer immer noch hinter ihm stand und drehte sich wieder zu ihm um.

“Was ist los mit dir? Kannst du nicht akzeptieren das ich auch n bißchen Privatsphäre haben möchte?” fuhr er Cean an. Der Anführer wich überrascht zurück.

“Hey!” brachte er hervor, “Immer mit der Ruhe. Du fragst was mit mir los ist, du hast dich verändert mein Freund. Anscheinend hat dir dieses Buch den Verstand verdreht, aber wenn du heute doch noch am Clanleben teilnehmen möchtest, wir sind in der Halle. Außerdem würde ich sagen brauchst du etwas frische Luft zum abkühlen.” Cean drehte sich wieder um und verließ den Raum einen verdutzten William mit seiner Standpauke stehen lassend.


Kodiak und die anderen älteren Gargoyles warteten bereits in der großen Halle auf ihren Anführer und den eigentümlichen Magier um mit den Kindern loszuziehen und ihre Feldausbildung zu beginnen.

“He, wo ist Will?” fragte der Bären-Gargoyle im Flanellhemd im vorübergehen.

“Kein Wort davon!” schnaubte Cean.

Kodiak zuckte kurz verwundert die Schultern, aber schloß sich dann seinem Freund an und folgte ihm in die Halle.

“Kann’s losgehen?” zog der Anführer die Aufmerksamkeit der anderen auf sich.

“Wo ist William?” fragte Toledo statt dessen zurück und erntete einmal mehr einen verärgerten Blick Ceans.

“Wir sind fertig!” bestätigte Calypse, um den Ärger ihres Partners nicht noch zu steigern.

Die gemischte Gargoyle-Crew bestehend aus den Bruthöhlen-Kindern und erwachsenen Kriegern bahnte sich ihren Weg auf das Dach, wo sie in zwei Gruppen die jungen auf zukünftige Missionen vorzubereiten.


William stand immer noch allein in seinem Arbeitsraum und starrte unbewußt noch immer auf den Fleck wo Minuten zuvor noch sein Anführer und langjähriger Freund stand. Der latente Magier versuchte seine Konzentration wieder auf seine Arbeit zu lenken, konnte aber keinen klaren Gedanken fassen. William beschloß seine Forschungen für eine weile aufzugeben und dem Vorschlag Ceans nachzukommen und etwas frische Luft schnappen zu gehen. William bestieg nach einer Tour durch die vertrauten Räumlichkeiten des Cean-Tech Gebäudes ebenfalls das Dach und hob in der bestätigten Hoffnung, daß die anderen schon weg waren Richtung einer der Nachbarstädte Motumbas ab. William erreichte ohne gesehen zu werden die Industrieeinrichtungen einer Firma, deren neueste Filiale in Motumba aufgemacht werden sollte. Der dunkelblaue Gargoyle hatte davon gehört, das die Kleinstadt expandieren wollte und daß einige neue Firmen angelockt werden sollten, das die Stadtplanung aber so weit fortgeschritten war, daß bereits ein Dutzend neuer Unternehmen darunter eine Export Firma von Xanatos Enterprises und Maddox Technologies und eine Filiale von Nightstone aus den USA vorhanden waren war ihm irgendwie entgangen. Will machte sich Gedanken darüber wie lange er sich wohl schon in seinem Labor eingeschlossen hatte und startete einen Landeanflug auf ein Gebäude in dem eine Firma mit dem schönen Namen Hartfield präsent sein sollte. William sah sich vorsichtig überall um ob ihn auch niemand bemerkt hatte, setzte sich und begann eine seiner Meditationen um seine Konzentration für einen weiteren Anlauf zu sammeln. Der latente Magier wurde aber wenige Sekunden nach eintraten in die Trance-Phase durch lauten Krach in der Halle des Hartfield-Komplexes gestört und aus der Konzentration gebracht. ´Verdammte Menschen´ fluchte der blaue Gargoyle leise und begab sich zu einem Dachfenster um in das innere der Halle zu sehen von woher der Krach kam. Er konnte drei Gestalten ausmachen, eine in eine Wachmannuniform gekleidet die beiden anderen völlig in schwarz gehüllt, die Gesichter durch Sturmhauben verdeckt. Will schaltete schnell und erspähte ihr Ziel: einen Ausgang am anderen Ende der Halle, auf den die beiden vermeintlichen Räuber wie wild zuhechteten. Der Wachmann allerdings war auch nicht schlecht in Form und hing ihnen dicht auf den Fersen, so mußten die Diebe einige Haken schlagen, was Will die zeit gab zum Ausgang zu gelangen und die beiden dort zu erwarten. Einige Sekunden, nachdem der dunkelblaue Gargoyle den Ausgang erreicht hatte kam wie auf Kommando ein Fluchtfahrzeug angefahren und hielt genau vor der Halle. Die Räuber versuchten es zu erreichen, wurden aber kurz vor der rettenden Tür durch einen Schwung von Wills Schwanz aus der Balance gebracht und fielen hart zu Boden. Der Wachmann sah vom inneren der Halle nurnoch einige Schatten, die um ihr Leben zu kämpfen schienen, als sie von einer Art wilden Tier angegriffen wurden, bevor das Wesen in Sicht kam, doch was er sah war kein Tier, sondern ein Berserker, der die beiden zu zerfleischen drohte. Von Angst erfüllt rannte der Mann wieder in die schützende Halle zurück.

Draußen hatte Will die beiden Ganoven bereits verschnürt als er sich den Fahrer vornehmen wollte, der aus lauter Panik den Motor abwürgend wieder versuchte die Maschine zum laufen zu bringen. Der blaue Gargoyle wollte ihn sich durch die Windschutzscheibe greifen, jedoch bevor er zupacken konnte wurde er hinterrücks von einem Energiestrahl getroffen, der ihn ohne Umwege zu Boden streckte. Als sich Will nach einigen Sekunden wieder berappelt hatte versuchte er aufzustehen und erblickte die Ursache für den Energiestrahl, einen weiteren Mann, ebenfalls schwarz gekleidet wie die anderen drei, aber ohne Maske. William konnte genau das Gesicht des Mannes sehen, spitzes Kinn und Nase, ein breites Grinsen darüber, tiefblaue Augen, gesäumt von wildem roten Haar, bevor den Gargoyle die Wut überkam und er auf den Angreifer losstürmte die Augen heiß weiß leuchtend. Auf den ersten Blick sah die Gestalt ganz harmlos aus, unbewaffnet, kein Laser oder andere Energiewaffen, dennoch verriet ihn das immer noch breite Grinsen als ausgeschlafenen Gegner, nicht zu unrecht, wie Will bemerken mußte, als ihn eine zweite Entladung traf, die aus seiner bloßen Hand zu kommen schien.

“So nicht,” bemerkte Wills Gegner mit überheblicher Tonlage, “Ihr da, in den Wagen und haut ab, vergeßt die Beute nicht!” befahl der Rotschopf an seine Männer gerichtet.

Will hatte sich in der Zwischenzeit wieder aufgerichtet und versuchte nun mit einer Konzentrationstechnik magische Energie zu sammeln, welche es ihm ermöglichen soll einen Energieblitz abzuschießen.

“Oh, noch ein Versuch?” fragte der rothaarige spitz und sein Grinsen wuchs noch mehr in die breite.

Will schaffte es tatsächlich seine Energie so zu bündeln und schoß einen Blitz gleißender grüner Energie ab, die der Gegner aber ohne Schwierigkeiten mit einer Art Energieschutzschild wegsteckte, an dessen Stelle nun seine Hände mit dieser Energie glühten und Wills Strahl in einigen Zentimetern Entfernung zwischen ihnen schwebte.

“Wirklich niedlich,” kommentierte der Fremde und bewegte die grüne Energie zwischen den Händen hin und her, “Aber jetzt zeig ich dir wie sowas gemacht wird!” Mit einer Handbewegung schoß der Blitz wieder auf den Erzeuger zurück und schleuderte William mit einem vielfachen der Kraft die er für den Blitz eingeplant hatte an die nächstgelegene Wand. Der Rotschopf näherte sich dem beinahe Bewußtlosen Gargoyle und beugte sich über ihn.

“Haltet still ihr beiden, damit ich euch alle machen kann,” lallte der dunkelblaue Gargoyle.

“Nicht das es mir Spaß macht,” gab der Fremde zurück, “Aber ich kann nicht erlauben, daß du meinen Plänen im Wege stehst.” Er setzte wieder sein breites Grinsen auf, “Glaube mir ich hab nichts gegen dich, im Gegenteil, das hat mal wieder richtig gut getan, ein Gegner der nicht so leicht zu besiegen ist, du kannst gerne mal ne Revanche haben. Aber üb vorher noch ein bißchen.” Der Fremde machte einige Bewegungen mit der Hand und löste sich dann in Luft auf, was Will danach sah konnte er neben den Sternen die er sah nicht mehr so genau einordnen, als er aus seiner Ohnmacht wieder aufwachte war jedenfalls niemand mehr außer ihm da. Der latente Magier entschied sich für heute keine Konfrontationen mehr heraufzubeschwören sondern den Heimflug anzutreten. Allerdings dieser Ganove ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, er mußte auch ein Magier gewesen sein, ein viel mächtiger Magier als Will und vielleicht ein noch viel besserer Lehrer als sein ehemaliger Zaubermeister. Mit diesen Gedanken hob er in die Nacht ab und trat seinen Heimflug an.


“Und so ist selbst ein unscheinbarer Stab eine formidable Waffe,” erklärte Declan seinen letzten Vortrag bestehend aus einer komplizierten BO-Übung mit seinem ausfahrbaren Kampfstab. Der irische Gargoyle mit der Lederjacke vollführte noch einige Schwinger mit seiner Waffe um seine Ausführungen zu verdeutlichen. Die Gruppe junger angehender Krieger die er heute Abend betreute sah dem expertierten Gargoyle fasziniert zu als jener seine Fuchteleien mit dem Stab vollführte.

“Wie wäre es wenn ihr das jetzt auch mal probieren würdet?” schlug Declan vor und wies die vier jungen an sich jeweils eine Stabwaffe zu organisieren und machte ihnen einige Grundbewegungen vor, wobei Simmoril Spencer aus versehen auf den Fuß trat, der kleine rote Gargoyle nahm dies der Tochter seines Lehrers ein wenig übel und konterte mit einem wohlgezielten Schlag auf den Kopf des Mädchens, das Resultat war eine prompte Rangelei die in eine geringe Keilerei überging und letztendlich in einer Schlägerei gipfelte, bevor Declan den Tumult bemerkte und versuchte einzugreifen. Aber anstatt, daß er die Streithähne auseinanderbrachte ließ er sich in deren Geplänkel verwickeln und kassierte von beiden jeweils einen mehr oder weniger beabsichtigten Aufwärtshaken. Die beiden jungen Gargoyles bemerkten, daß sie soeben ihren Ausbilder zu Boden gestreckt hatten und beendeten auf der Stelle ihren kleinen Kampf um nach Sims Vater zu sehen.

“Nicht schlecht, der Haken, du solltest diese Beschützernummer vergessen und Preisboxer werden,” kommentierte Sims Schwester Joranna ihre Aktion, als sich die jungen wieder in einer Reihe aufstellten und eine weitere Ansprache über das Verhalten gegenüber seinen Geschwistern erwarteten wie schon etliche male zuvor an diesem Abend.

“Ich hasse es mich jedesmal zu wiederholen,” begann Declan gemäßigt, “aber euer Betragen ist unverantwortlich gegenüber der Gemeinschaft des Clans,” er begann damit ausschweifend mit den Armen fuchtelnd eine Litanei über das Gemeinwesen der Gargoyles herunterzubeten die die Kinder nur zu gut kannten, also ließ es sich Spencer nicht nehmen mit ähnlich ausführenden fuchteleien den erwachsenen Gargoyle zu imitieren.

“In einer Gemeinschaft zu leben heißt gegenseitige Rücksichtnahme, und ihr seid alle Brüder und Schwestern, ihr solltet euch nicht gegenseitig bekämpfen sondern miteinander, es liegt im Wesen der Gar-...” er brach abrupt ab als er sich umdrehte und hinter seinem Rücken den kleinen roten Gargoyle bemerkte wie er wild mit den Armen fuchtelnd den Iren imitierte und wie sich die anderen extrem bemühten sich zu beherrschen und nicht abrupt loszulachen.

“Na gut,” kapitulierte Declan, “Wir versuchen etwas anderes, kommt mit!” mit einem Wink bedeutete er die Kinder ihm zu folgen, suchte den nächsten Baum und glitt voraus zu einer anderen Stelle, welche sich für die nächste Übung besser eignete, die Kinder blieben allerdings noch eine Weile am Boden, bevor sie ihrem Lehrer folgten und lachten sich kringelig.


“In einem Gefecht ist es ein unersetzbarer Vorteil von seinem Gegner nicht erfaßt zu werden,” erläuterte Kyrashi seiner Gruppe einige Kampftaktiken, “Daher werde ich euch jetzt beibringen wie ein Schatten ungesehen von eurem Gegner diesen mit möglichst wenigen und effektiven Schlägen Kampfunfähig zu machen. Irgendwelche Freiwillige?” der ehemalige Ishimura-Gargoyle sah in die Runde der etwas älteren Kinder, die sich gerne den anderen als Young Guns vorstellten und bereits einige kleinere Einsätze mit den Kriegern des Clans geflogen sind, jedoch ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen hatten. Kyrashi war dafür zuständig ihnen diese fehlende Ausbildung und Feinheiten der Gefechtsführung und Strategie zukommenzulassen, und zwar auf seine eigene unvergleichliche Art und Weise, welche der Gruppe aus jungen Kriegern arg zusetzte und bereits einige Verletzte kostete. Der Gargoyle im Kimono forderte jede neue Demonstration einen Freiwilligen, der danach einige Verletzungen zu beklagen hatten.

“Nun, keiner?” erkundigte sich Kyrashi nochmals.

Der älteste, Jethro gab dem Japaner ein Zeichen noch einen Augenblick zu warten und die jungen Gargoyles steckten kurz die Köpfe in engem Kreis zusammen.

“Also, jeder hat jetzt schon eins draufgekriegt,” stellte ihr jüngstes Mitglied Jason fest und sah nach oben, wo er Kyrashi demonstrativ wartend ein paar Schritte entfernt stehen sah, “Er hat ne Menge drauf, und einer allein zieht jetzt garantiert den Kürzeren.”

“Jason hat recht!” stimmte Jethro ihm zu. “Versuchen wir etwas anderes. Wie wäre es wenn wir ihn diesmal alle zusammen angreifen, wir brauchen nur eine Taktik mit der wir ihn auf Anhieb umhauen.”

Zwei andere des Teams sahen wieder in die Richtung von Kyrashi, der immer noch wartete, diesmal sichtlich gelangweilt.

“Wir kreisen ihn ein,” schlug einer der beiden, North, einer der einheimischen jungen vor, “dann greifen wir ihn von hinten an während er von vorne mit einem zweiten Team beschäftigt ist.”

Diesmal sah Jethro auf um nach dem Japaner zu sehen und sah nichts, der Gargoyle war verschwunden. Die Gruppe aus jungen Kriegern löste sich auf und sah sich um. Außer Schatten der umgebenden Mauern war nichts und niemand mehr in ihrer nähe.

“Er muß unsere Strategie gehört haben und versucht es mit einem Präventivschlag,” sagte Jason.

“Verteilt euch, er ist hier irgendwo,” orderte Jethro und die kleine Gruppe verstreute sich auf das Trainingsgelände.

“Sucht die Schatten und Nischen ab er versteckt sich gerne dort bevor er zuschlägt,” befahl der Falkonier den anderen jungen Gargoyles. Die Young Guns verteilten sich in der Gasse und suchten vorsichtig in den Schatten der Mauern nach ihrem Lehrer. Ein unvorsichtiges Mitglied der Gruppe übersah jedoch eine Stelle auf seiner Seite und wurde prompt von oben erwischt und äußerst leise aus dem Kampfgebiet befördert. Zwei andere erwischte der Ishimura-Gargoyle als jene bemerkten, daß einer fehlte und nach ihm sehen wollten. Jason erspähte Kyrashi wie er gerade die beiden anderen an einen Balkon fesselte und entschied sofort einzugreifen, hatte aber keine Chance, außer Jethro zu sagen wo der Japaner war, bevor er ihn ebenfalls an den Balkon anband. Jethro war dann auf einmal der einzig noch verbliebene junge Gargoyle und wurde ebenfalls nach nur sehr kurzer Zeit von Kyrashi überwältigt.

“Eine gute Strategie, aber die Umsetzung war noch sehr unkoordiniert,” bewertete der Ishimura-Gargoyle die Aktion der jungen, als er sie wieder befreite. “So wie ihr mich in den Schatten nicht bemerkt habt solltet ihr von euren Feinden nicht bemerkt werden. Also von neuem, und diesmal werdet ihr aus den Schatten kämpfen während ich euch von außen suche und angreife.” Kyrashi schien sich bereits auf die nächste Runde zu freuen, da er entgegen der Stimmung der anderen mit einem erheiternden Lächeln an die folgende Übung ging, während die jungen mit ihren Beulen, Abschürfungen und mehr oder minder blauen Augen nicht sehr motiviert aussahen.


William landete leise und ohne von irgend jemandem bemerkt zu werden wieder auf dem Dach des Clan-Hauptquartiers und bahnte sich ebenso geräuschlos den Weg ins innere und in sein Labor. Unterwegs belauschte er im Vorübergehen die anderen Clanmitglieder auf ein Anzeichen ob sie ihn in irgendeiner Art und Weise vermißt hatten, aber keiner schien bemerkt zu haben, daß er fast die ganze Nacht nicht daheim gewesen ist. Langsam beschlich ihn das Gefühl, daß es wirklich keinen unterschied machen würde ob er nun für den Clan da wäre oder einfach verschwinden würde. Dieser Magier den er diese Nacht getroffen hatte aber war äußerst interessant für ihn, er würde der Sache nachgehen, irgendwann, diesen Zauberer zur Rede stellen ihn vielleicht bitten ihn zu unterrichten sein magisches Talent zu fördern und dann allen zeigen welche wertvolle Ergänzung er für den Clan sein würde.

“Das war ein Streß!” Calypse ließ sich in den Fernsehsessel im Multimedial-Raum fallen, ihre Gruppe der etwas jüngeren Nachwuchskrieger in den Feierabend geschickt und endlich einmal relaxen.

Cean und Kyrashi stießen zu den bereits anwesenden erwachsenen Gargoyles Calypse und Declan, die ebenfalls jeweils ein Team unterrichteten und Toledo, Kodiak und Rosia, die mit Cean statt der Ausbildungsförderung der Kinder auf Patrouille waren. Cean ging gleich auf seine Partnerin zu um ihr eine Runde Mitleid zu opfern, Rosia hatte ihren Declan bereits in die Arme geschlossen, als dieser ihr sein Herz über die gemeinen Kinder ausgeschüttet hatte.

“Kinder sind ja sooo brutal!” klagte der russische Gargoyle. Cean nahm sie in den Arm und sie fing an mit übertrieben wimmriger Stimme die Erlebnisse der Nacht zusammenzufassen, “Sie haben mich geärgert, die ganze Zeit. Dann, als ich die Kinder endlich so weit hatte, daß sie mir zuhörten und anfingen etwas konstruktives beizutragen, legten sie damit los mich mit ihrer Psychomasche zu traktieren.”

“Ich hatte heute eine gute Nacht,” entgegnete Kyrashi mit einem Grinsen.

“Das kann man sehen, mir scheint wenigstens einer hatte seinen Spaß.” Cean sah nochmals um die Ecke einer der Trennwände die die Fernsehecke vom Computerraum trennte und erspähte dort die lädierten Young Guns bei ihren Versuchen sich etwas zu entspannen.

“Der eigentliche Sinn war doch jener, das wir ihnen die Feinheiten und Tricks unserer Aufgabe beizubringen und nicht sie umzubringen!” stellte Toledo fest.

Nicht ein Wort über William, die anderen schienen zu diesem Zeitpunkt wirklich mehr eigene Probleme zu haben. Der latente Magier zog sich wiederum leise zurück in sein Labor und begann wieder seine Studien aufzunehmen, konnte jedoch keinen klaren Gedanken fassen. Als hätte die Tour an der frischen Luft keinen Erfolg gehabt warf Will einen weiteren Glaskolben an die Wand. Bald folgten diesem Kolben weitere und schließlich verwüstete er die gesamte Einrichtung der ehemaligen Bibliothek. Eigentlich hätte der Krach zumindest irgendeinen des Clans auf den Plan rufen müssen, nur um mal nach dem rechten zu sehen, aber keiner kam zu ihm, keiner interessierte sich für ihn. William kramte seine Bücher wieder aus den Trümmern, auch sein neues Studienbuch in das er sich in letzter Zeit so vertieft hatte und begann erneut zu lesen, und zwar das fortgeschrittene Kapitel über die so interessanten Vertreter einer Spezies längst vergessener Zauberwesen, Angehörige der dritten Rasse, eben jene von denen er glaubte das sie das Volk des Fremden von heute Nacht darstellten. Der dunkelblaue Gargoyle las über die Zeit hinaus und merkte gar nicht, das bereits der Morgen graute und so versteinerte er diesmal in seinem Labor über seinen Studien. Ein Lächeln im Gesicht, sollte die Statue bis zum Sonnenuntergang verweilen, denn er hatte endlich herausgefunden wie er den fremden Magier finden würde.


Cean war an dem heutigen Tage nicht versteinert wie der Rest seines Clans und setzte sich gleich nach Sonnenaufgang in sein privates Büro um Arbeiten der letzten zwei Tage nachzuholen und die Firmenplanungen für den nächsten Tag Steinschlaf vorzubereiten. Gina Jordan unterstützte ihn auch diesen Morgen wieder bei seinen täglichen Verpflichtungen als Firmenchef, allerdings etwas später als gewöhnlich.

“Hast Du heute noch was vor?” fragte er sie gleich als sie zwar noch pünktlich aber fast eine halbe Stunde als gewöhnlich das Büro betrat und spielte damit offensichtlich auf ihr neues overdressed Outfit an, “Eine Verabredung?” stocherte er weiter.

“Vor Dir kann man nichts verheimlichen, wie?” entgegnete sie, nahm an einem der freien Sessel um den Konferenztisch Platz und machte ihren Terminplaner einsatzbereit. “Und ja, ich habe ein Date,”

Einem viel zu langen Moment des Schweigens folgte ein Austausch von vielsagenden Blicken, wie zwischen Leuten die sich viel zu gut kennen um mit Worten zu umschreiben was sie mit ihren Augen sagen konnten.

“Was ist es diesmal? Blind-Date, eine Online-Annonce oder der Brieffreund, der endlich mal persönlich mit Dir Essen gehen will.” fragte Cean trotzdem.

“Online, ich habe jemanden im Chat kennengelernt, wir haben ein paar E-Mails ausgetauscht, den Rest kennt man aus Kinofilmen,” antwortete Ginger und als sie endlich die richtige Seite im Terminplaner gefunden hatte hörte sie auf nervös an ihrem Kostümrock zu zupfen und strahlte sofort wieder die bekannte und gewohnte Professionalität einer persönlichen Assistentin des CEO aus.

“Heute morgen sind einige Konferenzen festgelegt, die können zum größten Teil telefonisch abgewickelt werden und die anderen lassen wir diesmal am besten von einem aus der Forschung erledigen, das letzte mal, als einer aus der Marketingabteilung eine Konferenz leiten sollte hat er die anderen Firmenvertreter mit langweiligen Gequatsche über Tabellen und Vermarktungsstrategien genervt und keiner ist nachher mit mehr Wissen über das eigentliche Produkt rausgekommen.” Sie machte mit einem Lächeln einen Vermerk auf der Seite und schlug noch einige Anhangsseiten in dem Planer auf, “Heute Nachmittag ist noch diese Verhandlung über eine Übernahme in Europa dran, die die wir von vor zwei Wochen vertagt hatten.” Sie schob dem Gargoyle die Unterlagen über die zu übernehmende Firma zu.

“Das ist eine Zweigstelle von Nightstone, die haben fast 45% da drin,” fing er an aus dem Bios zu zitieren, “Wir werden sie mit fast drei Prozent überbieten und erhalten unsere Souveränität mit dem üblichen Satz Zweigstellen, das die von Destines Mannschaft keine Chance haben den Braten zu riechen.”

Cean gab die Unterlagen zum bearbeiten zurück und lehnte sich in seinem Sessel zurück.

“Hast Du in letzter Zeit mal was von Will gehört?” fragte er schließlich und veranlaßte die persönliche Assistentin von ihren Unterlagen aufzusehen und ihre Konzentration zu brechen.

“Jetzt wo Du fragst habe ich in letzter Zeit eher wenig bis nichts mehr von ihm gehört,” antwortete sie nach einigem Überlegen, “Er wollte sich doch einem Studium seiner magischen Bücher widmen,” sie sah wieder auf ihren Planer, “Bevor ich’s vergesse, da war noch eine Anfrage von Maddox Tech über dauerhafte Geschäftsbeziehungen, ich habe ihm gesagt, daß wir nicht interessiert wären und wenn Du es Dir anders überlegen würdest, würdest Du Dich melden,”

“Er verhält sich ziemlich merkwürdig, findest Du nicht?” setzte Cean seinen Small-Talk fort.

“Ja,” entgegnete Ginger mit einem Schulterzucken, “Er ist etwas verschroben, ein deutscher Geschäftsmann mit äußerst viel Macht und Einfluß,”

“Nicht Maddox, ich rede von Will,” unterbrach er seine Assistentin, “Ich denke die ganze Zeit über ihn nach, über das was er mir gesagt hat was er tut und wie er sich verändert hat.”

“Vielleicht nur eine Phase,” sie zuckte schon wieder mit den Schultern, stand dann auf und drehte sich in Richtung Tür um, “Ich sehe dann mal zu, daß die Termine klargehen.” Sie verließ den Raum und ließ ihren Chef wieder einmal allein mit seinen Gedanken zurück, als jener sich aufs neue zur aufgehenden Sonne zuwandte um den Tag zu begrüßen.

“Kann es sein das ich jeden zweiten Tag das selbe mache?” fragte er sich selbst, “Vielleicht sollte ich meine Gewohnheiten ändern.”

Der grüne Gargoyle wandte sich von dem Panoramafenster ab und verließ das Gebäude durch einen der geheimen Ausgänge, nachdem er eine Notiz auf seinem Terminal hinterlassen hatte.


“Dieser dunkelblaue Gargoyle hat großes Potential, er hat es fast geschafft mich zu blockieren,” berichtete der rothaarige einer Gestalt im dunkeln.

“Ja, aber er hatte keine Chance. Jetzt ist er gewarnt, Du hättest ihn töten sollen,” antwortete die dunkle Gestalt.

“Keine Sorge, wenn er uns nochmals in die Quere kommt wird er sterben,” der rothaarige setzte wieder sein breites Grinsen auf, “aber vielleicht können wir ihn ja für unsere Sache gewinnen.”

“Regel das!” befahl der Mann im dunkel dem Rotschopf, welcher sich tief verbeugend aus dem Raum entfernte.


Die Sonne war gerade dabei sich ihren Weg hinter den Horizont zu bahnen, als Darin Cean in das Firmengebäude zurückkehrte gerade rechtzeitig um das Erwachen seiner Clan-Brüder und Schwestern mitzuerleben. Der Anführer der Sentinels hatte einen Erlebnisreichen Tag hinter sich, den er so seit er Firmenchef der Cean-Tech war nicht wieder verbracht hatte. Mit dem erklärten Ziel heute etwas Spaß zu haben und Zerstreuung zu erfahren flog er kurz nach dem Frühstück in die Stadt, sah sich sein Revier einmal bei Tageslicht an, ohne stets damit zu rechnen einen Einsatz als Verbrechensverhüter zu haben. Danach erforschte er die Stadtteile die er bisher noch nicht kannte, zum einen war er überrascht zu sehen, daß Motumba einen erfreulich großen Vergnügungspark hatte, zum anderen war er äußerst glücklich dort die Kundgebung einer PIT-Niederlassung mitzuerleben, die, wie angekündigt, wöchentlich über das Zusammenleben mit Gargoyles referierten, deren Existenz in Motumba Bay seit einigen Monaten vermutet wird.

Einem erfreulich positiven Tag würde hoffentlich eine gute Nacht folgen. Cean begab sich in die Schlafkammer des Clans, wo bereits knisternde Geräusche das Erwachen der Gargoyles ankündigte. Risse und Spalten formten sich auf den beinahe hundert Gargoyles in der Kammer und mit einem mehrfach Stereotonen Brüllen erwachten die Mitglieder des Kanadischen Clans zum Leben. Calypse sprang von ihrer Plattform und begrüßte ihren Partner, nicht ohne Hintergedanken, auch Kyrashi und Declan waren übertrieben freundlich, da sie wußten: der Anführer und drei andere würden heute die weitere Ausbildung der Kinder übernehmen und ihnen Zeit zur Entspannung geben, aber letztenendes läge die Entscheidung in den Händen Ceans und wenn er wollte könnte er jederzeit die drei gestrigen Ausbilder auch heute wieder in die Hände der jungen schicken.

“Fertig für die Patrouille?” fragte Cean sofort, “Nach einem kleinen Imbiß werden Kodiak, Rosia, Barrin und ich die Ausbildung der Kinder fortsetzen und Du suchst Dir ein kleines Patrouillenteam zusammen,”

Die Gargoyles der Führungsebene trafen sich mit dem Rest des Clans in der Versammlungshalle, begrüßten sich flüchtig und dann teilten sich die meisten der Mitglieder auf ihre Aufgabenbereiche auf, nur der Kern der Clan-Krieger und die Kinder blieben noch etwas in der Halle um sich Pläne über die weitere Vorgehensweise der Ausbildung zu machen.

Als die eingeteilten Ausbilder zusammen mit den Kindern nach einer Stunde abflogen begann Calypse damit ihr Team zusammenzustellen, drei Krieger: Toledo, Declan und Sarrah, die den Wachhund Beast mitnahm.

“Hat jemand William gesehen?” fragte sie verwundert als sie kurz vor ihrem Abflug nochmals den Blick über die Halle schweifen ließ. Als Antwort erhielt sie nur ratloses Schulterzucken, tatsächlich hatte seit dem Schlafengehen letztes Morgengrauen keiner den latenten Magier gesehen.

“Wird bestimmt wieder im Labor geschlafen haben,” spekulierte Rosia, “aber diesmal soll er seine Haut selber wegräumen, ich habe es satt hinter ihm herzuputzen,”

Calypse drehte sich um und bahnte sich einen Weg zu dem Labor von Will, einige der ganz jungen Kinder, die im Weg standen sanft zur Seite schiebend. Sie erreichte das Labor und es offenbarte sich ihr ein Anblick des Chaos: Tische umgeworfen, teilweise zerstört, Glasgefäße in Scherben, die Reste von Bienenwachskerzen auf dem Boden, dabei einige der Bücher, die umherlagen leicht angekokel und keine Spur von William. Seine Steinhaut lag dort wo er eine Nacht zuvor eingeschlafen war, aber außer der Verwüstung kein Anzeichen von dem Magier.

“Ich glaube ich sollte mal mit ihm reden,” sagte die russische Gargoyle-Frau leise, das es die anderen kaum hörten, “oder vielleicht beauftrage ich damit besser einen Psychiater,” fügte sie noch leiser hinzu, als sie sich wiederum umdrehte und die anderen bedeutete ihr auf die Patrouille zu folgen.


Der dunkelblaue Gargoyle flog einsam durch die junge Nacht, sein Buch fest in beiden Händen haltend. Will war eigentlich Ziellos losgeflogen, hatte aber gehofft das Buch würde ihn irgendwie leiten, immerhin war es ein magisches Medium und somit fähig magische Strömungen aufzuspüren, das tat es jetzt auch und würde ihn zu seinem Ziel, dem rothaarigen Magier führen.

William flog direkt auf das Stadtzentrum von Motumba Bay zu, einen der Industriebereiche des Großraumes Motumba, vielleicht hatte der Rotschopf wieder vor eine Firma zu bestehlen. Das Buch führte ihn zu einer weiteren Niederlassung von Hartfield, wieder stand ein Fahrzeug mit laufendem Motor in seiner Nähe und wieder waren zwei Maskierte damit beschäftigt jenes Fahrzeug zu erreichen bevor es die Sicherheitsleute des Bürogebäudes es taten. William landete auf dem Dach eines Gebäudes nebenan und sah dem treiben eine weile zu, bevor er sich entschied einzugreifen. Er legte das Buch vorsichtig in eine Spalte auf dem Dach, wo es bestimmt keiner finden würde und machte sich fertig auf die Ganoven loszujagen, allerdings hielt ihn ein kreischendes “Halt!” davon ab sofort loszuspurten, tatsächlich konnte er sich für einen Moment nicht mehr bewegen und fiel dann anschließend auf die Nase. Will drehte sich mit kochend weiß glühenden Augen um, in die Richtung von woher die Stimme herkam und sah den rothaarigen Fremden breit grinsend vor ihm stehend. Der latente Magier versuchte panisch, auf dieses Zusammentreffen völlig unvorbereitet, nach dem Buch zu greifen, konnte es aber nicht erwischen.

“Suchst Du das hier?” fragte ihn der Rotschopf, hielt seine offene Hand in die Luft und in einer Wolke aus orangen gleißen erschien das Buch einige Zentimeter über der Hand schwebend.

Will sah in die Spalte in die er das Buch gesteckt hatte und bemerkte das es tatsächlich verschwunden war.

“Wie hast Du das gemacht?” fragte er überrascht.

Das Grinsen des Fremden wuchs noch weiter in die Breite, das Will dachte sein Schädel klappt jeden Moment nach hinten um.

“Einfachste Übung, willst Du wissen wie es geht?” fragte er zurück. Er machte eine weitere Handbewegung über dem Buch und es verschwand wieder aus seiner Hand und materialisierte direkt neben William.

“Wer bist Du?” stocherte der dunkelblaue Gargoyle weiter.

“So viele Fragen und doch keine Antworten,” entgegnete der Rotschopf, “aber um Dich zufriedenzustellen kannst Du mich Jakob nennen,”

“Oh, schlicht, aber einfallsreich,”kommentierte Will den Namen von Filmen über Amish wiedererkennend.

Das Grinsen Jakobs wurde schlagartig schmaler, “Reiz mich nicht, ich könnte Dich mit einem Nicken vernichten, aber heute habe ich meinen Spendablen,” er ging auf den Gargoyle zu, sein Grinsen wieder breiter und Will konnte erstmals Details der Erscheinung des Fremden ausmachen, er war wieder schwarz gekleidet, diesmal jedoch völlig in Leder, seine spitze Nase und das Kinn wirkten fast unmenschlich oder plastisch, würde die rote Mähne nicht dauernd die meisten Teile seines Gesichts verdecken hätte William geschworen er hätte sogar spitze Ohren, wie Spock.

“Du willst richtig Zaubern lernen, die Kunst der Magie für Dich erforschen, ich will, das Du über diese kleine Aktion hier hinwegsiehst und meine Männer in Ruhe läßt, vielleicht können wir uns irgendwo in der Mitte treffen, was meinst Du?” fuhr Jakob fort und ging dabei eine kleine Runde um den immer noch Sitzenden Gargoyle herum.

“Du würdest es mir beibringen?”

“Ja, wenn Du über das hier stillschweigen bewahrst und versprichst Dich nicht in unsere Angelegenheiten einzumischen.” Der rothaarige kam mit dem Rücken zu Will zum stehen, wußte aber genau was er jetzt tat, in einem Interessenkonflikt seine Prioritäten überdenken und mit seinem Gewissen vereinbaren was ihm jetzt wichtiger war.

“OK, einverstanden!” antwortete er schließlich und Jakobs Grinsen wuchs wieder in die breite, immer noch ungesehen von dem Gargoyle. Der Rotschopf drehte sich um und ging einen Schritt auf Will zu.

“Dann halt dich fest, wir reisen jetzt Stilecht dorthin wo ich Dir einige Magiekniffe beibringen kann,” er schnippte mit den Fingern und lösten sich in einem Schleier aus blauer Energie in Luft auf.

Die Ganoven hatten mittlerweile die Wachmänner überwältigt und erreichten ihr Fluchtfahrzeug, einer der Sicherheitsmänner griff zu seinem Schlagstock der im Grunde einzigen Waffe die sie bei sich trugen, stand mit letzter Kraft auf um den Stock nach den flüchtenden Gangstern zu werfen. Einer wurde beim einsteigen an der Schulter getroffen, zog seine Waffe und richtete sie auf den noch stehenden Wachmann. Der entkräftete Mann ging durch das Geschoß sofort zu Boden und blieb leblos liegen, als die schwarz gekleideten Ganoven flüchteten, Der Wagen fuhr mit quietschenden Reifen davon und die restlichen Wachmänner eilten zu ihrem verletzten Kameraden, der nach wie vor leblos am Boden lag.


Cean gab seiner Gruppe, den jüngsten auszubildenden Kriegern noch eine letzte Chance eine gestellte Gefahrensituation durch Teamwork zu lösen, ohne das die Gruppe in Spielerei aufging und sich am ende gegenseitig bekriegte. In der Situation ging es um einen Raubfall mit fliehenden Gangstern, die Kinder Simmoril, Joranna, Spencer, David und Lynnis sollten gemeinsam einen mächtigeren Gegner festhalten und Kampfunfähig machen, eine einfache Übung für einen der Erwachsenen Krieger, aber anscheinend eine schier unlösbare Aufgabe für die Kinder, denn sie schafften es selbst beim neunten Mal nicht den Bösen festzuhalten und statt dessen sich selbst gegenseitig ein Bein zu stellen und einen nach dem anderen auszuschalten.

Auch diesmal schien nichts zu gelingen, Simmoril stolperte über ihre Füße, erhielt prompt eine Kopfnuss von ihrer Schwester, Spencer, der seinen großen Vorbildern aus dem Fernsehen nacheifernd Cean in Polizeimanier festhalten wollte erhielt plötzlich wieder einmal keine Unterstützung als auch noch David und Lynnis sich gegenseitig die Schuld en einer unkoordinierten Vorgehensweise, was dann auch in einem Handfesten Streit ausartete.

“Vielleicht braucht ihr mal eine Pause und ich Urlaub,” stellte der Anführer der Sentinel fest, als er sich den balgenden Haufen ansah und dann noch versuchte den kleinen roten Gargoyle von seinem Bein abzuschütteln, “Wen kann ich für einen Snack in der Stadt ereifern?” fügte er hinzu und prompt standen die kleinen wieder wie die Engel ordentlich in Reih und Glied vor ihrem Ausbilder.

“Wie wär’s mit Hot Dogs für alle?” die Begeisterung der Kinder stieg weiter an.

Cean führte seine Gruppe zur nächsten erhöhten Stellung und hob dann gemeinsam mit ihnen in Richtung der Motumba Geschäftsstraßen ab.

Der Sentinel-Anführer gab nach mehreren Minuten dem quengelten Spencer nach seinen Lieblings-Fast-Food Laden zu besuchen und nach einem kleinen inszenierten Ablenkungsmanöver für den Verkäufer war jeder mit einem Hot Dog versorgt und glücklich.

Joranna machte es sich an einem abgelegenen Teil des großen Stadtparks gemütlich der den Kindern erfahrungsgemäß bekannt um diese Zeit nie besucht wird. An dieser Stelle befand sich ein Brunnen auf dessen Kante nun das grüne Gargoyle-Mädchen Platz nahm. Die anderen Gargoyle-Kinder folgten ihrem Beispiel und verteilten sich ebenfalls auf die Ecke des Parks, Cean begleitete sie.

Nach einigen Minuten bemerkte der Erwachsene Gargoyle plötzlich, daß sie wohl doch nicht so allein waren wie sie ursprünglich gedacht hatten. Der Anführer wollte soeben nachsehen, als auch schon drei menschliche Kinder alle um die zehn oder zwölf aus dem Gebüsch, welches die Parkecke säumte gerannt kamen und den Gargoyles einen heftigen Schrecken einjagten, welcher Lynnis und Spencer zur sofortigen Flucht veranlaßten und Joranna das Gleichgewicht verlieren ließ, daß sie kopfüber in den Brunnen fiel. Die menschlichen Kinder stellten ihr Spiel sofort ein als sie die Gargoyles in ihrer näheren Umgebung bemerkten, aber anstatt Angst zu bekommen sahen sie die fremdartigen Wesen nur interessiert an und die Gargoyles sahen verwundert zurück. Das Eis wurde von Simmoril gebrochen die anfing sich über ihre Schwester kaputtzulachen als Joranna aus dem Brunnen wieder auftauchte und ihre völlig durchnäßte Erscheinung einen Anblick der Lächerlichkeit darbot. Die anderen anwesenden und auch die Menschen fingen an ins Gelächter einzusteigen. Der durchnäßte Gargoyle stieg aus dem Brunnen, ein kleiner Fisch suchte sich einen weg in die Freiheit aus ihrer Kleidung, als sie bemerkte das die anderen um sie herumstanden und sich halb totlachten.

“Hey, die haben mich erschreckt, jetzt sagt nicht, das wäre euch noch nie passiert,” protestierte sie gegen die Ignoranz ihrer Kameraden, “Cean,” wandte sie sich an ihren Anführer, der verzweifelt versuchte sich zu beherrschen, sie sah nochmals in die Runde, ballte die Fäuste und stapfte mit glühenden Augen und einem Knurren davon.

“He, Joranna,” versuchte David seine Schwester zurückzuhalten.

“Vergiß es,” entgegnete Simmoril, “Die wird sich jetzt vor ihren Computer setzen und ihn die nächsten Wochen nicht mehr verlassen.”

“Hey, ihr seit doch Gargoyles?” fragte eines der Menschenkinder. Cean bemerkte wieder, daß es jetzt wesentlich schwerwiegendere Probleme gab als sich um das angekratzte Ego einer seiner Auszubildenden zu kümmern.

“Hmm,” nickte Lynnis auf die Frage des Menschen.

“Toll!” entgegnete ein anderes Kind und machte mit dem angefangenen Spiel weiter, welches sie durch den Zwischenfall abbrechen mußten, “Wollt ihr mitspielen?” fragte der Mensch als er sich seinen Freunden wieder anschloß und die Gargoyles machten mit, was auch immer sie da spielten.

Cean wollte sie erst abhalten mit den Menschen mitzugehen, als die ihr Spiel auf den ganzen Park ausdehnten, konnte aber nicht mehr alle Mitglieder seiner Gruppe ausmachen.

“Na toll!” gab der Anführer von sich und ging dem nächstbesten Kind nach das er sehen konnte und stieß auf eine Gruppe Menschen, die die Eltern der Kinder darstellten, welche aber die Gargoyles anscheinend noch nicht bemerkt hatten. Einen der Menschen erkannte Cean als einen Vertreter der PIT Versammlung von heute Mittag wieder die anderen schienen auch vertraut, der grüne Gargoyle konnte sie aber nicht so gut einordnen.

Eines der menschlichen Kinder rannte gefolgt von Lynnis auf die Erwachsenen zu, der Gargoyle verlor nach einem Haken des Menschen den Halt unter den Füßen und schlitterte auf dem Bach mitten in die Gruppe Menschen.

“Oh-Oh!” wenn die Menschen sie noch nicht bemerkt hatten dann jetzt mit Sicherheit, wenn ein Gargoyle direkt vor ihrer Nase läge. Cean rannte sofort zu seinem Schützling zu und brachte sie in sichere Entfernung.

“Wer bist denn Du?” fragte einer der Menschen, Cean nahm Abwehrhaltung ein und schob Lynnis schützend hinter seinen Körper. Die anderen Gargoyle-Kinder tauchten auch wieder auf und bemerkten, daß sie offensichtlich entdeckt wurden. Die Menschen sahen die Gargoyles ebenfalls.

“Huh, Gargoyles!” bemerkte ein anderer treffend überflüssig.

Der erste sah die Intelligenzbestie abschätzig an und ging ein paar Schritte auf den älteren Gargoyle, der das jüngere Mädchen mit seinem Körper schützte zu.

“Keine Angst,” versicherte er, “wir sind auf eurer Seite, wir sind PIT, ich bin Ben Rouse, das sind Nora Fray und aus New York Don Livingston und Andrea Calhoun,” er deutete der Reihe nach auf die drei anderen Menschen in seiner direkten Umgebung.

Cean sah die vier Menschen und ihre drei Kinder die sich nun zu ihnen gesellten, “Das sind unsere neuen Freunde,” sagte eines der Kinder. Die jungen Gargoyles gesellten sich nun ebenfalls zu ihrem Anführer.

Ben Rouse erwiderte den ungläubigen Blick von Cean mit einem hilflosen seinerseits. “Es freut mich endlich einmal echte Gargoyles kennenzulernen,” er streckte freundlichst seine Hand aus.

“Ihre Organisation ist mir bestens bekannt und es freut uns das es Menschen gibt die sich so sehr für die Gleichberechtigung einsetzen, aber sie sollten wissen, daß wir unser Vertrauen nicht Blindlings an jeden mit scheinbar noblen Absichten verschenken,” entgegnete Cean.

Ben zog seine Hand wieder zurück, “Das ist ein Standpunkt,” stellte er fest.

“Dennoch,” fing der grüne Gargoyle wieder an, “Sollten wir dem Beispiel unserer Kinder folgen und Vorurteilslos an die Sache rangehen. Ihre Freundschaftlichkeit ehrt sie und wir akzeptieren sie mit Freuden,” diesmal streckte Cean die Hand aus und Ben entgegnete diese Freundschaftsgeeste. David und Spencer klatschten daraufhin mit einem leisen “Yeah!” ab.

“Ich werde D.C. genannt,” sagte Cean während ihres Händeschüttelns, bevor er seine Hand wieder zurückzog und in einer Handbewegung die Gargoylekinder vorstellte, “Das sind David, Spencer, Lynnis und Simmoril, Kinder des Clans,” Cean schlang seine Flügel wie ein Cape über die Schultern und bedeutete die Menschen in sichere Entfernung zu gehen um ein kleines Gespräch zu beginnen, “Sie sollen wissen, daß die meisten unserer Art von den Menschen in der Vergangenheit übel enttäuscht und verraten wurden und wir somit Vorsichtig gegenüber –Außenstehenden- sind, dennoch beschützen wir diese Stadt und versuchen das Vertrauen der Bewohner zu erlangen und wir sind froh, das auch jemand von der anderen Seite bereit ist einen Anfang zu machen.” die Gruppe erreichte einen Platz am Rand des Parks außerhalb des Sichtfeldes möglicher anderer Passanten.

“Ihr lebt also hier,” fing Andrea an.

“Ja, wir wohnen hier in der Nähe, fragen sie nicht wo genau, ich könnte ihnen ein solches Geheimnis meinem Clan zur liebe nicht anvertrauen,” antwortete der Gargoyle, der jetzt mittlerweile allein mit den Menschen am Parkrand stand, da die Kinder schon wieder losgezogen waren ein neues Spiel zu spielen, “aber ich darf ihnen mitteilen, das wir Vertreter eines großen Clans sind, der sich in der letzten Zeit dank ihrer Unterstützung wieder etwas sicherer fühlt.”

“Herzlichen Dank,” entgegnete Ben für alle sprechend, “wir glauben einfach, daß dieser unbegründete Haß nicht nur jedem Gargoyle schädlich ist, gegen die er sich richtet sondern, daß auch alle anderen darunter leiden müssen, wir sind der Meinung, daß zum Wohle aller diese Feindseligkeiten endlich aufhören müssen, und dazu sind wir gerne bereit den ersten Schritt zu machen.”

“Das ehrt sie,” stimmte Cean dem PIT-Führer zu.

“Aber so etwas geschieht nicht von heute auf morgen,” fügte Ben hinzu, “Worauf ich hinaus will ist folgendes, in New York gab es den Versuch durch die Öffentlichkeitsarbeit eines Gargoyles den Menschen die Angst zu nehmen und den Prozeß etwas zu beschleunigen,”

“Sie wollen das wir im Fernsehen auftreten?” fragte der grüne Gargoyle empört, “Ich glaube nicht, daß das die richtige Art und Weise ist den Menschen etwas von unserer Kultur näher zu bringen, damit sie sie verstehen, mit Broadway mag das ja funktioniert haben, aber auch nur für kurze Zeit, das Fernsehen ist eine zu mächtige Waffe, die man nicht unterschätzen darf.”

“Ich meine ja auch keine Auftritte in irgendwelchen Talk-Shows, sondern Interviews, zum Beispiel über unsere PIT-Wurfzettel, ein Gargoyle müßte nur öffentlich deren Authentizität bestätigen.” wehrte Ben ab.

Cean stützte sein Kinn auf eine Hand und machte eine nachdenkliche Mine, “Das wäre in jedem Fall eine Überlegung wert.” Er sah wieder die Menschen an, erspähte aber hinter ihnen bereits das die Sonne den Himmel rot färbte. Er hielt die vorbeilaufende Simmoril an und wies sie an die anderen Kinder zum Abflug zusammen zu rufen. “Ich werde diesen Vorschlag mit meinem Clan erörtern, jetzt müssen wir uns allerdings in unser Heim zum schlafen begeben. Wir werden versuchen den Kontakt zu ihnen aufrecht zu halten und ich melde mich dann bei ihnen,”

“Das ist eine gute Idee,” antwortete Ben.

Simmoril zupfte an Ceans Flügeln um ihm zu signalisieren, das sie alle inklusive Joranna gefunden hatte. Die Gargoyles stiegen auf die nächste Höhe und glitten in Richtung Heimat. Cean machte den ganzen Flug lang ein nachdenkliches wenn auch besorgtes Gesicht, welches er beibehalten würde, bis er seinem Clan die Kunde neuer Verbündeter gebracht haben würde.


In einer Höhle unbekannten Standortes materialisierten aus einer Wolke staubig glitzernder Energie zwei Gestalten, eine eindeutig Gargoyle, welche ihre Flügel sofort capete, angesichts der Beschränktheit der Höhlenausmaße, die andere auf den ersten Blick Menschlich mit feuerrotem Haar und schwarzer Kleidung. William und Jakob bahnten sich ihren Weg durch die Niederungen der engen Höhlen in eine größere Kammer, die durch unzählige Kerzen gefüllt war.

“Wollen wir anfangen?” fragte Jakob den Gargoyle, der immernoch fasziniert von der Räumlichkeit starr am Eingang der großen Kammer stand und nicht bemerkt hatte, daß der Rotschopf bereits das Buch von Will auf einem kleinen Steinaltar ausgebreitet und einige der Kerzen darum angeordnet hatte.

“Womit?” fragte Will zurück und betrat ebenfalls die Kammer. Er stellte sich neben Jakob und sah ihm interessiert zu als dieser zielstrebig in dem großen Zauberbuch herumsuchte.

“Du wolltest doch zaubern lernen, ich will das Du über meine Aktionen mit den Jungs hinwegsiehst, ich halte meine Versprechungen immer ein und werde Dir nun das Zaubern beibringen,” er fing wieder an zu grinsen als er die richtige Stelle im Buch gefunden hatte, “lies das!” befahl er dem Gargoyle.

Will sah auf der aufgeschlagenen Seite einen simpelen lateinischen Text, der einen Blitz herbeirufen sollte, die einfachste Übung für einen routinierten Zauberer und einer der ersten Schritte den Zauberlehrlinge lernen.

“Hah, das ist einfach, hab ich schon mal gemacht, ich brauche nur ein einfaches Medium,...”

Der rothaarige schüttelte den Kopf und wedelte dabei mit dem ausgestreckten langen Zeigefinger vor Wills Gesicht herum, “Nein, nein, wir machen das ohne Medium, nur das Buch, der Zauberspruch und Du,” er grinste wieder und bedeutete Will jetzt die umliegenden Kerzen mit Hilfe der Formel zu entzünden.

Fulmenos venite! Sagte er, die Augen geschlossen, sein Maß an Konzentration voll ausgeschöpft, jedoch nichts passierte. Noch einmal sagte er die Formel, die Augen noch mehr zusammen gekniffen die Konzentration noch weiter angestiegen. Aber auch beim zweiten Versuch klappte es nicht.

“Na das war aber schwach!” kommentierte Jakob die Versuche seines Lehrlings.

“Ich sagte doch ich brauche ein Medium,” erwiderte Will.

“Du brauchst kein Medium, was ist denn das schon, irgendein Talisman, von dem Du glaubst, daß er deine Magie fokussiert, das kann er gar nicht, Du machst das von alleine, es klappt nur mit dem Talisman, weil Du glaubst, daß er es kann,” erklärte der Rotschopf dem Gargoyle und wies ihn an es noch einmal zu versuchen.

Wieder sagte Will die Zauberformel auf und konzentrierte sich jetzt primär darauf es zu schaffen, aus eigener Kraft und es passierte wieder nichts.

“Verschwende Deine Kraft nicht auf die Konzentration, wir sind hier in einer Höhle weit ab von jeder Ablenkung, das mit der Konzentration kommt von alleine. Sei locker, Du mußt es wollen, dann klappts auch.”

Will machte einige Bewegungen zur Lockerung wie es ihm sein ehemaliger Lehrer bei brachte, schloß dann sachte die Augen und stellte sich vor wie es funktionierte. Fulmenos venite. Aus seinen Händen schoß ein kleiner kaum merklicher Blitz auf eine der Kerzen zu und entzündete sie.

“Wow, richtig toll, warte ich hole nur schnell eine Lupe dann können wir einen Erfolg feiern,” jubelte Jakob, “So und das selbe machen wir jetzt mit jeder Kerze hier im Raum und zwar bevor die erste abgebrannt ist, bis Du diesen einfachen Zauber im Schlaf beherrscht,” er machte eine Handbewegung, die den Rest der Kammer mit etwas diffusem Fackellicht ausleuchtete und boten dem Gargoyle die freie Sicht auf etwa eintausend weitere Kerzen. Die Freude über den kürzlichen Erfolg war restlos verflogen, dafür ersetzte eine weit herunter klappende Kinnlade das fröhliche Lächeln.

“Keine Sorge, es ist einfacher als es aussieht, jeder hat mal so angefangen. Es ist sowas wie ein ungeschriebenes Gesetz das jeder Zauberer mit Kerzen anzünden anfängt,” erklärte Jakob und zog sich etwas in den Schatten zurück um dem jungen Gargoyle genug Platz zum anzünden zu lassen.


“Ich verschenke mein Vertrauen nicht an jeden x-beliebigen,” fuhr Cean Toledo an, “Diese Leute haben sich durch ihre Taten etwas von unserem Vertrauen verdient,”

“Ich glaube ja nur, daß wir nicht zu schnell urteilen sollten und Vorsicht bei der Auswahl unserer Verbündeten walten lassen sollten.” Entgegnete der ältere Gargoyle.

Cean stapfte ärgerlich in seinem Büro auf und ab. Im Grunde nutzte er es nie außerhalb seiner täglichen Arbeitsverpflichtungen, aber diesmal hatte er Toledo zu einer privaten Unterredung dorthin mitgenommen, damit keiner der anderen mitbekam, das sich die beiden jetzt einen Handfesten Streit liefern würden.

“Ich habe gesagt ich würde die Entscheidung dem Clan überlassen, hätte ich Eigenmächtig gehandelt würden wir jetzt nicht hier stehen und diese Unterhaltung führen,” fing der grüne Gargoyle wieder an zu brüllen, “Ich meine ich bin ja nicht völlig verrückt geworden, die wissen ja nichtmal, das wir in ihrer Nähe wohnen, ich würde mir ja nicht mein eigenes Grab schaufeln,”

“Ich sage ja nur, daß ich den Menschen nie vertraut habe und daß mich das all die Jahre hat überleben lassen, eine solche Entscheidung, sich den Menschen zu offenbaren ist ein großer Schritt, aller Erfahrung nach lassen sie einen selbst mit den besten Vorsätzen dennoch im Stich um ihre eigene Haut zu retten,” entgegnete Toledo, dessen Stimmung mittlerweile auch auf einen Niedrigpunkt gesunken war.

Natürlich kannte Cean Toledos Abneigung gegenüber den Menschen, er war einer der wenigen Gargoyles die gewisse Vorurteile gegen die Menschen hegten und auch nicht so schnell von dieser Meinung abließen, immerhin hatte er diese Haßgefühle bereits fast hundert Jahre.

“Hör zu,” fing der Anführer nochmals an, “Ich respektiere Deine Meinung und ich verschenke mein Vertrauen ebenso wenig wie Du, aber ich muß zum Wohl des Clans entscheiden und wenn der Clan entscheidet, diese Menschen als Verbündete zu akzeptieren, dann tun wir das auch.”

“Mir scheint Du hast deine Entscheidung bereits getroffen,” entgegnete der Ältere knapp, kreuzte die Arme über der Brust und verließ ohne weitere Worte zu verlieren das Büro.

Calypse kam herein kurz nachdem der Mentor des Clans gegangen war und warf ihm einen fragenden Blick hinterher bevor sie sich zu Ceans Schreibtisch begab, wo er anfing einige liegengebliebene Akten zu sortieren, die sich über den Tag angesammelt hatten.

“Was ist denn mit dem los?” fragte sie ihren Geliebten. Der schaute auf und die Russin kam zum Thema, “ Wir hatten heute wieder einen Überfall auf eine Lagerhalle, aber diesmal gab es eine Schießerei und ein Todesopfer, die Situation ist untragbar.”

“Ein Todesopfer, verdammt,” Cean schlug mit der Faust auf den Tisch, “Ich hätte es wissen müssen,” er drehte sich um sah zum Fenster raus und holte zu einem weiteren Schlag diesmal gegen den Rahmen des Panoramafensters.

“Keiner konnte das wissen, es gibt viele neue Firmen, niemand wußte, daß sie nur bei Filialen der selben Firma zuschlagen,”

“Ich hätte mehr Gargoyles zur Patrouille einteilen sollen,” erwiderte er den versuchten Schlag auf das unschuldige Metall vergessen, sich jetzt gegen den Rahmen lehnend, “Ein Mensch ist tot nur weil ich nicht genug Gargoyles zum Schutz eingeteilt habe, dabei war es so offensichtlich, vielleicht stehen mir solche Entscheidungen nicht zu, vielleicht...” murmelte der grüne Gargoyle kaum hörbar, richtete sich dann wieder auf, um sich seiner Gefährtin zuzuwenden. “Die Ausbildung der Kinder läuft gut,” sagte er wieder etwas lauter, “Wir könnten morgen Abend eine kleinere Gruppe zum Feldtraining schicken und dafür mit den Young Guns und einer großen Gruppe Krieger auf Patrouille gehen,”

“Hört sich gut an,” stimmte ihm Calypse zu.

“Und dann entscheiden wir über unsere Beziehungen zu diesen PIT-Leuten,” bestimmte Cean weiter und sah wie sich bereits die ersten Sonnenstrahlen den Weg über den Horizont erkämpften, “Aber zuerst sollten wir uns einen Tag Schlaf gönnen,” die beiden gingen aus dem Raum in das großzügig gestaltete Atrium aufs ihre Schlafplätze wo sich bereits der Rest des Clans versammelte. Der Anführer warf noch einen letzten Blick zurück und ließ ihn dann über die versammelten Clammitglieder schweifen. “Wo ist William?” fragte er erstaunt bevor die Sonne seine Züge versteinerte und ihn mit einem überraschten Gesichtsausdruck schlafen schickte.


“Na dann wünsche ich Dir eine gute Nacht,” sagte Jakob zu der Steinstatue, die inmitten von Tausenden brennenden Kerzen stand und dabei zufrieden grinste. Jakob grinste ebenfalls über das ganze Gesicht, er bemerkte irgend etwas in den Schatten hinter ihm, eine Präsenz, “Keine Sorge alles läuft genau nach Plan, er wird unseren Plänen in keinster Weise im Wege stehen,” sagte er ohne sich umzudrehen, ein Hauch eines bestätigenden Nickens wehte zu ihm rüber und er fühlte wie die Präsenz wieder Verschwand.

“Nur keine Sorge,” wiederholte der Rotschopf nochmals, sah dabei zu den versteinerten Zügen seines Lehrlings und ließ sich ein kleines Lachen vernehmen, kehrte dann zu seinem breiten Grinsen zurück und verschwand mit einer Handbewegung in gleißendem Licht.

Als William mit dem Sonnenuntergang wieder einmal aus seiner Steinhaut ausbrach bemerkte er, daß ihn Dunkelheit umgab, eigentlich kein Problem bei dem exzellenten Nachtsichtvermögen der Gargoyles, aber der latente Magier wollte seine neuen Fähigkeiten abermals ausprobieren. Er sah, daß alle Kerzen, die er letzte Nacht entzündet hatte völlig ausgebrannt waren, aber die Fackeln waren noch da. Er versicherte sich, daß der Raum immer noch die Stille bereitstellte, die er zur Konzentration benötigte und sprach die Zauberformel. Ein Blitz schoß aus seinem Finger in die Richtung wo er hinzeigte, und entzündete die Fackel, zusätzlich aber machte der Blitz noch einige ungewollte Bewegungen als er an den Felswänden abprallte und hätte beinahe dem dunkelblauen Gargoyle die Haut versengt, wenn ihn nicht auf den letzten Meter die magische Energie verließ.

“Bravo!” hörte Will plötzlich aus einer Ecke. Dort stand der rothaarige Jakob und Applaudierte ihm leise, “Jetzt kannst Du zaubern, fehlt nurnoch die Kontrolle über Deine neuen Kräfte,” erklärte der Magier wieder mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

“Das Ding hätte mich fast erwischt,” sagte William und deutete in die Richtung aus der der Blitz auf ihn zuschoß, “Das ist fast so gut wie eine Waffe,”

“Es ist eine Waffe,” entgegnete Jakob, “Richtig fokussiert und gezielt kann es auch als Waffe eingesetzt werden.” Erklärte der Rotschopf weiter.

Will sah nochmals auf die Stellen wo der Blitz die Wände traf und stellte fest das es immer noch qualmende Einschlagstellen gab, welche von geschmolzenem Gestein gesäumt waren. Will sah Jakob ob dieses Erfolgs fordernd an ihm zu zeigen seine Fähigkeiten besser zu kontrollieren.

“Und jetzt folgt Lektion Nummer zwei,” erwiderte der Rotschopf auf die unausgesprochene Frage.


“Jetzt ist er zu weit gegangen, verwüstet sein Labor, schläft außerhalb des Atriums und jetzt bleibt er auch noch eine volle Nacht weg ohne uns mitzuteilen wo er ist,” rief Cean verärgert, als er zusammen mit den anderen Gargoyles wieder erwachte, dann etwas gesetzter zu seinen Kriegern, die sich bereits zur Sonderpatrouille versammelten, “Kodiak, Du wirst Dir eine Patrouille aus Young Guns zusammenstellen und mit Toledo und Kyrashi das Industriegebiet abfliegen, Namueko kann heute die Ausbildung der Kinder fortführen, Declan und Rosia unterstützen sie, ich und Calypse werden uns auf die Suche nach William begeben und mal ein ernstes Wort mit ihm reden.” Beschloß der Anführer und setzte sich in Bewegung.

“Patrouille? Was für ne Patrouille?” fragte Jethro, der gerade mit North und Jason zu den anderen kam und Cean beim rausgehen abfing, “Wir wollten heute Abend eigentlich ins Kino gehen,”

“Hey, ihr wolltet doch mehr Action,” erwiderte Cean scharf und bedeutete ihnen mit einem Nicken Kodiak zu folgen, was sich die drei nicht zweimal sagen ließen und schon mal ohne den Bären auf das Dach gingen. Die anderen gingen in die Gruppen in die sie eingeteilt wurden und begannen langsam mit der üblichen allabendlichen Routine.

“Hey und was ist mit Frühstück?” rief Kodiak dem Patrouillenteam hinterher, bevor er von Cean einen fordernden Blick zugeworfen bekam und sich umgehend seiner Gruppe anschloß, “Er ist heute nicht in bester Stimmung wie?” fragte er seinen Mentor Toledo.

“Das kannst Du laut sagen, Amigo,” antwortete der Ältere und die Gruppe startete ihren Rundflug.


Einige Stunden später

“Das da unten könnte was sein,” sagte Jethro zu seinem Flügelpartner und Patrouillenführer Kodiak. Der Bären-Gargoyle sah in die Richtung, in die der Falkonier zeigte und erblickte da selbe was sein junger Freund gesehen haben muß, eine Gruppe aus sechs schwarz gekleideten Menschen, die versuchten ein großes Schloß an einem Forschungslabor zu knacken.

“Könnte sein, aber das ist kein Hartfield, es müßte eine neue Gang sein,” erwiderte Kodiak, “dennoch, sie versuchen da einzubrechen und wir sind Gargoyles,” er drehte seinen Kopf in Richtung Toledo, der schräg hinter ihm flog, “Wir landen da vorne und checken die Lage ab,” orderte er und die Patrouille setzte zur Landung an.

Jethro sah sogleich interessiert über die Brüstung und machte nicht mehr als die bereits erspähten sechs Männer aus, was er auch seinem Patrouillenführer berichtete.

“Dann vielleicht unsere beiden Freunde aus dem Bodybuilding Center, schlagen wir los?” fragte er hektisch.

“Nein, wir melden das an Cean und erwarten weitere Anweisungen,” entschied der Spanier, und holte ein kleines Komunikationsgerät aus seinem Gürtel. “Toledo an Cean, wir haben hier eine Gruppe die der Beschreibung von den letzten zwei Nächten entsprechen, aber nicht bei Hartfield, sollen wir zuschlagen?”

Jethro und die anderen warteten nervös auf eine Antwort, auch Kodiak wurde langsam ungeduldig, der alte Gargoyle hatte sich bisher nie an Formalitäten wie Meldungen gehalten, das er jetzt damit anfing machte die Gargoyles nur noch nervöser.

“Wartet nicht auf uns, wir suchen weiter nach Will und stoßen dann zu euch wenn wir ihn gefunden haben.” Tönte die Antwort aus dem Minifunkgerät.

“Wir schlagen los!” sagte Jethro und wollte sich schon auf die Ganoven stürzen.

“Halt!” befahl Toledo und trat an die Seite des jungen Gargoyle, “Wir brauchen zuerst eine Strategie!”

“Hey, ich hab so was schon gemacht,” entgegnete der Falkonier, “Außerdem sind wir mehr als die Menschen,”

“Das kann täuschen und das letzte mal hattest Du nur einen einfachen Einbrecher geschnappt, brüste Dich also nicht zu sehr damit, hier brauchst Du einen klaren Kopf, denn die hier sind bewaffnet,” Toledo sah nach unten, wo die Gauner, deren Zahl immer noch die selbe war wie vorhin, ihren Coup fast beendet hatten.

“OK, wir brauchen eine Ablenkung, die fliegen Jason und Reeco, ihr andern nehmt sie von hinten in die Zange, Kodiak und ich kommen von Vorne, wenn noch andere in der Halle sind, dann kümmern wir uns gemeinsam um sie.” Die Gargoyles teilten sich auf wie Befohlen und griffen an.


Will beherrschte nun souverän diesen einfachen Zauber und konnte sogar schon seine Intensität bestimmen, Jakob war ebenfalls mit der Leistung des Gargoyles zufrieden und hatte ihn vor einiger Zeit verlassen um ihn mit dem Buch und dem Vorsatz, daß alle Zauber genauso einfach waren, wie der eben gelernte, allein zu lassen, damit er etwas üben konnte. William testete seine Fähigkeit den Blitz zu kontrollieren nochmals durch und machte sich dann daran, einige der anderen Zauberformeln auszuprobieren. Wie ihm der Rotschopf gesagt hatte waren alle einfachen unbelebten Zauber so einfach wie der Blitz und es dauerte nicht lange, bis Will sie alle auswendig konnte, fehlte nurnoch einer, der ihn schon immer fasziniert hatte, der Teleporter. In einem Kapitel für sich groß und breit beschrieben zeigte das Buch auf wie man sich durch den Raum bewegen konnte, bei der Benutzung solch simpler Worte wie Deflagrate muri Intervallia. Will testete es ohne die beschriebene Rezeptur, immerhin sollte das Buch ja als Talisman reichen, dennoch schaffte er es nicht sich über die Höhlen in denen er sich befand hinaus zu bewegen. Nach mehreren Stunden gab er auf. Jakob erschien wieder und fand den erschöpften Gargoyle vor.

“Was ist los? Probleme?” fragte er ihn.

“Ich kriege den Teleporter nicht hin,” entgegnete der dunkelblaue Gargoyle.

“Ganz einfach,” erwiderte der rothaarige und schnippt mit den Fingern. Beide fanden sich zu Wills Überraschung auf der Spitze des einzigen Berges um Motumba wieder.

“Ist doch ganz simpel,” sagte Jakob, öffnete seine Hand und blies dem Gargoyle eine Ladung glitzernden Staub von seiner Handfläche entgegen. “Jetzt Du!” ordnete er an, “Benutze ruhig die Formel, wenn Dir das einfacher erscheint,”

“Deflagrate muri Intervallia!” sagte Will auf und teleportierte die beiden an den Ort an den er zuletzt gedacht hatte, einen anderen Berg, mitten im Himalaja. Als der Gargoyle sah, das er es konnte, transportierte er sich und seinen Lehrer an einen tropischen Ort auf den Azoren. Will fing an zu lachen, zaubern schien einfacher nie gewesen zu sein, mit der Formel beamte er sich und Jakob innerhalb von einigen Minuten an ein Dutzend verschiedener Orte, die Möglichkeiten waren schier unendlich. Jakob allerdings sah seine Aufgabe für heute beendet und verließ den Gargoyle, als sie wieder in Motumba ankamen mit einem Teleport-Zauber, durch ein Fingerschnippen ausgelöst.

Will wollte nun seine Fähigkeiten auf eigene Faust auskosten und an einen anderen Ort beamen, wußte aber nicht welcher es sein würde, er hatte die meisten seiner Traumziele bereits in den letzten Minuten besucht, da fiel ihm ein das ihm Cean immer noch nicht so recht bei der Zauberei vertraute, jetzt würde er es ihm zeigen können. Der blaue Gargoyle wünschte sich mit der Zauberformel in der Nähe von Cean zu materialisieren und so geschah es. Will erschien direkt hinter seinem Anführer, mitten im Flug. Als der Zauber-Gargoyle Wind gefaßt hatte holte er zu Cean und Calypse, die ihn begleitete auf um ihnen endlich seine Zauberkunst zu beweisen.

“Hey, Cean!” rief er seinen Anführer und glitt neben ihn. Der grüne Gargoyle blickte ihn böse an als er neben ihm auftauchte.

“Hier bist Du,” fing er an, “Wir beiden müssen uns ernsthaft unterhalten, wenn wir wieder Zuhause ankommen, aber jetzt gibt es wichtigeres,”

“Aber ich,...” fing er an, unterbrach sich aber selbst, als Cean seinen Kopf demonstrativ abwandte.

Calypse reagierte darauf nur mit einem angedeuteten Schulterzucken.


Die drei Gargoyles erreichten ihr Ziel, die Lagerhalle, welche von den sechs Maskierten überfallen wurde und die anderen Gargoyles bereits wild am kämpfen waren. Wie vermutet waren es mehr Ganoven als sie zuerst annahmen, die Verstärkung ihrer Reihen kamen von überall her, so kämpften die Gargoyles nunmehr gegen ein Dutzend Gangster und hatten Schwierigkeiten alle von ihnen in Schach zu halten. Die meisten waren am Boden festgesetzt, nur Jason und Reeco waren in der Luft und konnten jenen Vorteil ausnutzen. Cean Calypse und Will tauchten hinab und mischten den Haufen erstmal wieder auf, damit die andern Zeit gewannen sich neu zu formieren. Will landete Abseits und blätterte in seinem Buch nach einem Zauberspruch, welchen er gegen seine Gegner einsetzen konnte, aber entschied, daß der Blitz das Richtige sein dürfte. Er sprach die Formel und legte damit zwei der Bösen, die auf dem Weg waren ihn zu attackieren, flach. Die Gargoyles sahen, was der Zauberer soeben getan a hatte, waren aber dabei so überrascht, das sie nicht aufpaßten, das sie einige der anderen Ganoven packen konnten. Will bemerkte, daß die Bösen sie als Schild gegen ihn verwenden wollten und suchte nach einem neuen Zauber.

“Was auch immer Du da gemacht hast, Amigo, mach es noch mal,” forderte ihn Toledo auf. Cean wählte diesen Moment um nachzusehen ob die Gargoyles am Boden alle in Ordnung waren, bemerkte aber sogleich, daß sie alle bis auf Will von den Gangstern festgehalten wurden. Er ließ seinen auf einem Dach zurück und tauchte wieder vor die Halle ab, wo sich ihm ein neues Schauspiel bot: Will verschwand vor seinen Augen, nur um zur selben Zeit hinter den Gangstern wieder aufzutauchen und sie mit einem Blitz aus seiner Hand nieder zu strecken.

Will wühlte erneut in seinem Buch, da die Bösen wieder dabei waren aufzustehen, wählte aber wiederum den Blitz, gerade als er ihn losschicken wollte, sah er an einer Ecke lehnend den rothaarigen, der den Kopf schüttelte, aber zu spät, er hatte den Blitz bereits freigesetzt, mit seinen Gedanken versuchte er ihn zu steuern, schaffte es aber nur in letzter Sekunde ihn abzufälschen und schickte ihn nach oben. Unglücklicherweise streifte der Blitz Cean um Haaresbreite, was ihn zum taumeln brachte und er unkontrolliert Notlanden mußte. Die anderen Gargoyles ließen von den Ganoven ab und schleppten ihre Verletzten inklusive Cean außer Reichweite und verschwanden danach über das nächste Dach. Die Gauner entkamen mit einem Großteil der Beute.

William sah geschockt zu seinem Anführer, unfähig auch nur an die Verfolgung der Gauner zu denken, jedoch sehr wohl fähig seinen Fehler einzusehen und ihn zu bereuen. Die anderen zogen ihren Anführer noch um die nächste Ecke, bevor auch William merkte, daß er für die Polizei auf dem Präsentierteller stand. Der dunkelblaue Gargoyle schwang sich seinen Umhang über den Kopf und rannte schnell den anderen hinterher.

“Das mit dem Blitz mußt Du wohl noch üben,” bemerkte Cean mit herablassenden Sarkasmus, als Will wieder zur Gruppe aufschloß, “Deine Fähigkeiten haben sich genau zum richtigen Zeitpunkt gemeldet,”

“Nicht ganz ohne Hilfe und fast auf Kosten eines Freundes,” entgegnete der Zauberer.

“Du hattest Hilfe?” fragte Calypse interessiert, “Von wem?”

“Cean,” erwiderte Will mit einem knappen Schulterzucken, “der Rat mit dem frische Luft schnappen hat mir den Kopf wieder etwas aufgeklart,” er dachte daran den anderen von dem wahren Helfer zu erzählen, aber dann hätte es Fragen zu dem Fehler von heute Nacht gegeben und er müßte erklären warum er den Fremden nicht bekämpft hatte, so schwieg er lieber, vorerst.

“Wo wir gerade dabei sind,” fing Calypse an, “Wir haben dich eigentlich gesucht um mit Dir über eine Kleinigkeit in deinem Labor zu reden,...”

Will zog die Stirn kraus und erinnerte sich an seine Auswüchse an Gewalt vor zwei Nächten. “Oh!” bemerkte er und sah noch einige Probleme auf sich zukommen.


Gina Jordan bahnte sich wie jeden zweiten Morgen ihren Weg durch Sicherheitskontrollen des Cean-Tech Gebäudes um das Büro ihres Chefs Darin Cean zu erreichen und ihm die Liste der heutigen Pflichten zu bringen. Die persönliche Assistentin des Firmenchefs betrat das riesige Büro durch den Haupteingang, die neugierigen Blicke der Sicherheitswächter auf ihr lastend, die den Raum geschweige denn ihren Boss je gesehen hatten. Gina nahm auf ihrer Seite des Schreibtischs Platz und blickte dem Gargoyle auf der anderen Seite erwartend entgegen.

“Der Sitzungsplan sieht heute eine Abschlußbesprechung der Hauptversammlungen vor, ich würde gerne Niles hinschicken,” fing die Assistentin an und schlug wie jeden Morgen ihren Terminplaner auf um die Daten besser abrufen zu können.

“Findest Du, das ich immer die richtigen Entscheidungen treffe?” fragte der grüne Gargoyle überraschend.

“Natürlich, bisher haben wir uns immer auf deine Weitsicht verlassen könne, so ist die Firma doch erst entstanden,” sie sah zu ihrem Boss hoch, “Oh Du meinst den Clan betreffend. Nun, ich meine Du warst ein guter Anführer, zu jeder Zeit, und wer kann schon eine 1500 jährige Berufserfahrung vorweisen,”

“Meine Urteilskraft wurde in der letzten Zeit immer härter auf die Probe gestellt, erst mit dem Ausbildungsprogramm der Kinder, dann die PIT und jetzt William,” er drehte sich zu seinem Panoramafenster um und sah dann wieder zu seiner Assistentin, “Ich könnte mich jedesmal anders entscheiden und die Wahl erschiene trotzdem verkehrt. Könnten wir auf wertvolle Verbündete verzichten hätte ich nicht für die PIT entschieden, hätte ich nicht für Dich entschieden oder Mark, würde William den Clan verlassen hätte ich nicht für seinen Willen entschieden, würde der Wachmann noch leben hätte ich dieses aufwendige Ausbildungsprogramm nicht entworfen.”

“Du hast immer auch kontroverse Entscheidungen getroffen und sie nachher nie bereut, weil sie nie falsch waren. Du entscheidest nach Gefühl und Herz, und hast damit immer recht.” Versicherte ihm Ginger.

Cean sah abermals der aufgehenden Sonne zu und schien angestrengt zu überlegen.

“Ordne die heutigen Sitzungen um und mach früher Schluß, ich möchte für heute nicht mehr gestört werden,” sagte er als er sich wieder zu seiner Assistentin umdrehte, “Ich bin über das Kom-Link zu erreichen,” er verließ das Büro über den geheimen Ausgang während Gina über die Haupttür in das angrenzende Bürogebäude wechselte.


“...wir sind Beschützer, Schutz ist unser Job, nicht wegen einer Bezahlung, nur der Ehre wegen, es entspricht unserem Wesen. Wir wollen keine Konfrontation mit rechtschaffenen Bürgern, sondern wollen sie beschützen und Unrecht verhindern, wir lassen sie nicht im Stich, Gargoyles beschützen solange Blut in ihren Adern fließt, ungeachtet der Art wie man uns behandelt, dennoch versuchen wir unser Verhältnis zu den Menschen mit denen wir leben zu verbessern, denn es gibt keinen Grund uns zu Mißtrauen.” Beendete Ben Rouse seinen Vortrag, den er abschließend mit dem Vermerk auf die Authentizität der Erklärung versah.

Die Menschen, die sich um das Podium versammelten fingen an zustimmend Beifall zu klatschen, einige darunter ließen sich ein Buuh vernehmen, verließen aber kurz darauf wieder die Ecke des Parks.

Keiner der Anwesenden schien den grünen Gargoyle zu bemerken, der auf dem niedrigen Dach in der Nähe der Ecke zu bemerken, dabei war Cean kaum zweihundert Meter von ihnen entfernt. Der tagwandelnde Gargoyle beobachtete interessiert wie die Zuhörer seine öffentliche Erklärung, vorgelesen von dem PIT-Chef aufnahmen, und stellte dabei die überraschend positive Resonanz fest. Auch zwei der anderen Mitglieder von PIT die er vor einigen Nächten traf waren dabei, die eine Nora unterstützte ihren Freund Ben bei seinem Vortrag mit veranschaulichendem Bildmaterial, die andere Andrea war dabei einige Bilder zu malen, die sie an die Zuhörer abseits verkaufte, anscheinend um so diese Veranstaltungen zu finanzieren. Die Kinder waren auch dabei und tollten um die Erwachsenen herum, wie sie es zuvor in jener Nacht zusammen mit den Gargoyle-Kindern taten. Cean ließ noch einen Blick über die Werke Andreas schweifen und erblickte unter einigen Phantasie Gemälden von Gargoyles im Flug bei Nacht ein Bild von sich selbst, wie er stolz auf einem Felsen stehend Blicke in die Ferne schweifen läßt, dabei aber so konzentriert wie vor einer Schlacht aussah.


“Funktioniert alles so wie geplant?”

“Natürlich, ich habe ihn mit einem kleinen Geschenk ausgestattet, welches ihn so sehr in Versuchung führen wird, daß er uns anbetteln wird ihm mehr zu zeigen,”

“Ausgezeichnet!”


William schlief wieder mit den anderen auf seinem Platz im Atrium und sah zur Abwechslung einmal fröhlich aus. Sein Buch versteinerte mit ihm und schien nun Teil seiner selbst zu sein, aber unbemerkt von jedermann war ein neues Cover darauf erschienen, ein Talisman aus magischem Metall, ähnlich dem des Grimorum Arcanorum. Das Buch war die Quelle von Williams neu erlernter Zauberkraft, der Talisman würde sie noch verstärken, aber er würde dennoch den rothaarigen Jakob aufsuchen um neues zu erlernen und seine Fähigkeiten zu erweitern, aber er würde niemandem davon erzählen, jetzt zumindest noch nicht.


 

Ende